Viele Beratungen bieten Studierenden Praktika und Werkstudententätigkeiten an. Die Auswahl ist geradezu erschlagend, so dass es gar nicht so einfach ist, das für einen persönlich passende Praktikum zu finden. Wir haben einen Guide entwickelt, mit dem ihr noch während des Studiums erste Erfahrungen im Consulting sammeln könnt.
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, warum Beratungen so interessiert daran sind, diese Stellen zu besetzen. Natürlich gibt es einiges zu tun und eure Mitarbeit hilft dabei, Projekte zu unterstützen. Insbesondere im Research gibt es oft Aufgaben, bei denen Studierende ad hoc helfen können. Genauso interessant ist es, wenn ihr Fächer studiert, in denen Ihr tatsächlich praktisches Know-how einbringen könnt. Der IT-Bereich sei hier an erster Stelle genannt: Da fast jede Beratung mit Fragestellungen zur digitalen Transformation von Geschäftsmodellen beschäftigt ist, sind Informatik-Praktikanten nicht nur besonders gesucht, sondern können oft vom ersten Tag an produktiv eingesetzt werden. IT-Praktikanten unseres junior //consultant-Netzwerkes etwa berichten uns des öfteren, dass sie sofort bei der Entwicklung von Minimal Viable Products (MVP) eingesetzt wurden und dafür Mobile Apps, Shops oder andere Webanwendungen umgesetzt haben. Nicht selten sind Stellen mit IT-Bezug deshalb auch als Werkstudentenstatus verbunden – im Gegensatz zum Praktikum ist diese Zusammenarbeit langfristiger und einmal eingearbeitete Werkstudenten können dauerhaft echten Mehrwert für die Beratung schaffen.
Sekundär können Praktikanten oder Werkstudenten also durchaus hilfreichen Support für die Consultants liefern. Primär ist das Interesse der Beratungen allerdings in den meisten Fällen, über das Praktikum erste Kontakte zu potentiellen Berufseinsteigern zu knüpfen. Für beide Seiten ist das interessant: Nicht nur die Unternehmensberatung macht sich ein Bild vom möglichen neuen Mitarbeiter, auch der oder die Praktikantin lernt Aufgaben, Kollegen und Unternehmenskultur eines möglichen Arbeitgebers für die Zeit nach dem Studium kennen. Wer im Praktikum überzeugt, wird oft durch Bindungsmaßnahmen des Consultingunternehmens durch sein noch zu absolvierendes Studium begleitet. Programme wie beispielsweise HighQ von KPMG begleiten vom Praktikum in die Festanstellung und stellen einem während des Restlaufzeit des Studiums unter anderem einen Mentoren zur Verfügung.
Das Interesse der Consultinggesellschaften, über Praktika den ersten Schritt zur Identifikation neuer Mitarbeiter zu gehen, gibt dem Praktikum eine andere Bedeutung, als es dies früher hatte: Einst war ein Praktikum die Möglichkeit, in verschiedene Bereiche und Firmen reinzuschnuppern und sich darüber selbst auch noch ein wenig zu finden. Heute ist immer häufiger der Fall, dass oft nur ein Praktikum ausreicht, um eine Festanstellung angeboten zu bekommen.
Umso wichtiger ist es, im Vorfeld schon zu abzuklopfen, für welches Praktikum man sich bewirbt. Wir haben für euch eine Checkliste, die euch dabei hilft:
1. „In welchem Bereich will ich arbeiten?“
Einfach irgendein Praktikum bei einer Unternehmensberatung zu beginnen und abzuwarten, was einem während dieser Zeit angetragen wird, ist nicht klug. Such dir lieber ein konkretes Themenfeld, das dich begeistert! Wichtig: Es muss keines sein, welches dich aufgrund deines Studienfachs oder deiner Fächerwahl bereits als vorgebildeter Experte ausweist. Entscheide ganz nach Neigung. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass du dich im besten Fall nicht nur für das jeweilige Team oder die allgemeine Unternehmenskultur begeistern kannst, sondern auch weißt, mit welchen Themen du dich in einem Gebiet beschäftigen kannst, das dich wirklich interessiert!
2. Recherchiere, stelle Fragen und mache ein gutes Angebot
Die Personalabteilungen haben oft nicht die Zeit, die Stellen für die einzelnen Praktika besonders detailliert zu beschreiben. Deswegen geh‘ folgendermaßen vor:
a) Recherchiere, welche Beratung unter den Spezialisten dein Thema bearbeitet oder welche Bereiche bei den großen Beratungen dafür verantwortlich sind
b) Wende dich mit konkreten Fragen an die Beratung und mache dabei gleichzeitig
c) ein leidenschaftliches Angebot, das diese nicht ablehnen können. Dies könnte lauten „Ich studiere […] und habe bereits Erfahrungen im Bereich […] gesammelt. Mich fasziniert der Bereich […] und ich beabsichtige, darin auch meine Abschlussarbeit zu schreiben. Welche Möglichkeiten gibt es bei Ihnen, in diesem Bereich als Praktikant Erfahrungen zu sammeln und bei welchen Herausforderungen genau dürfte ich Sie unterstützen?“
3. Der Name ist nicht alles
Ein Praktikum bei einer renommierten Strategieberatung zu absolvieren, um im Lebenslauf etwas Namedropping machen zu können, kann auch zum Eigentor werden. Denn wenn das Praktikum nicht dazu führt, dass man nach dem Studium bei eben diesem großen Namen beginnt, könnten sich HR-Verantwortliche kleinerer Beratungen auch fragen, warum es nichts geworden ist mit einer Festanstellung. Mehr nach Neigung als nach Namen zu gehen, hat den Vorteil, dass nach dem Praktikum bei einer spezialisierten Beratung eine Geschichte erzählt werden kann, die für Beratungen jeder Größe und Bekanntheit spannend ist („Ich wollte mit dem Praktikum Einblick in Themen finden, die mich leidenschaftlich interessieren und habe mir deshalb gezielt die Beratung […] rausgesucht!“)
4. Sei flexibel und verlasse deine Komfortzone
Nicht immer klappt es mit dem Praktikum zur gewünschten Zeit oder am gewünschten Ort. Wer signalisiert, dass er bereit ist, sich auf die Erfordernisse der Beratung einzustellen, gewinnt schon im Bewerbungsprozess. Nicht wenige Personaler berichten uns, dass der Forderungskatalog schon bei der Wahl des Praktikums bei einigen Bewerbern erheblich ist. Gehaltsforderungen oder die Erwartung einer guten Work-Life-Balance sind bei einem zwei- bis dreimonatigen Praktikum nicht das, was im Mittelpunkt stehen sollte!
5. Kombiniere deine Praktika clever
Wer bereits ein oder mehrere Praktika absolviert hat, sollte bei der Wahl des nächsten Praktikums im eigenen Interesse auf Vielfalt achten. Wer beispielsweise in einer Beratung einer der großen WP-Gesellschaften gearbeitet hat, könnte sich überlegen, mal Erfahrungen in einer Inhouse-Einheit zu machen. Genauso wichtig ist es, ein anderes Themengebiet zu wählen oder zu prüfen, welche Praktikantenstellen es im Ausland gibt. Möglichst unterschiedliche Erfahrungen zu sammeln, hilft nicht nur selbst, sich sicherer zu werden, sondern zeigt auch im Lebenslauf, dass man Interesse daran hat, sich mit neuen Dingen zu beschäftigen. Denn beim ersten Job nach dem Studium schauen die Recruiter in erster Linie danach, welches Potential sie in Kandidaten sehen. Wenn man dieses in verschiedenen Bereichen gezeigt hat, ist dies immer positiv.