Ein Gastbeitrag von Johannes Ellenberg
Wohl jeder würde beruflich gerne den ureigenen Interessen folgen und einer sinnerfüllten Arbeit nachgehen. Gleichzeitig dreht sich unsere Welt immer schneller und bietet unzählige Möglichkeiten. Die Suche nach einem individuellen Lebensmodell wird so zur Hauptaufgabe. Sicherlich ist nicht jeder dafür geboren, in einem großen Beratungsunternehmen zu arbeiten. Oder sich selbständig zu machen. Was wir aber alle tun sollten, ist: zum „Lebensunternehmer“ werden! Denn diese nehmen ihr persönliches Glück selbst in die Hand.
Dafür müssen wir zunächst das für uns passende Geschäftsmodell entwickeln. Ich sage bewusst „entwickeln“ und nicht „finden“, denn dafür braucht es einen bewussten Denk- und Handlungsprozess, in dem wir unsere Persönlichkeit erforschen und die richtigen Schlüsse und Konsequenzen daraus ziehen. Irgendwann stehen dann viele von uns vor der Frage: Was will ich eigentlich – Sicherheit oder Selbstverwirklichung? Als gäbe es allein diese beiden Pole im Leben, zwischen denen wir uns entscheiden müssen.
Zeit, mit diesem verbreiteten Irrglauben aufzuräumen: Es ist nicht wirklich die Fremdbestimmung, die uns Sicherheit verschafft. Arbeitgeber können etwa in Krisenzeiten gezwungen sein, Entlassungen vorzunehmen. Denn sie müssen zwischen dem Wohl der gesamten Belegschaft und dem des Einzelnen abwägen. Es ist also eine trügerische Sicherheit, wenn wir die Verantwortung dafür an den Arbeitgeber, den Staat oder die Eltern delegieren. Wirkliche Sicherheit können wir nur in uns selbst finden! Wenn wir das erreicht haben, müssen wir uns nicht mehr entscheiden zwischen Sicherheit und Selbstverwirklichung: Wir können beides haben.
Das eigene Potenzial befreien
Mitunter gestaltet sich der Weg etwas steiniger, wenn wir unserem persönlichen Warum folgen, als wenn wir uns an die Normen halten. Aber dafür ist der Lohn auch weit höher: Wir sind mit uns im Reinen, haben unseren Purpose im Blick und übernehmen die volle Verantwortung für unser eigenes Wohlergehen. Wir müssen uns nicht mehr verstellen oder Ziele verfolgen, die gar nicht unsere sind. So lernen wir uns selbst und unsere einzigartigen Stärken und Schwächen besser kennen und können nach und nach der Mensch werden, der wir sein möchten. Dabei geht es keineswegs darum, jemand anderes zu werden, sondern das zu befreien, was sowieso schon vorhanden ist – das eigene Potenzial.
Eines ist besonders entscheidend: sich nicht länger von alten Glaubenssätzen leiten zu lassen. Kaum etwas bremst uns nämlich so effektiv aus, wie die Annahmen über uns und unsere Umwelt. Einige Beispiele: „Geld macht nicht glücklich“, „Wer feiert, kann auch arbeiten“ oder „Du hast zwei linke Hände“. Wie solche Sätze unser Leben prägen können? Nun, dass Geld nicht per se glücklich macht, ist sicher richtig. Aber wenn dieser Glaubenssatz dazu führt, dass wir für unsere Leistung keine angemessene Entlohnung verlangen oder dass wir uns dafür schämen, Geld zu besitzen, dann limitiert er uns. Ebenso ist es mit der Annahme, wir hätten zwei linke Hände. Wenn wir das von uns selbst denken, werden wir uns kaum für den Beruf des Chirurgen, Architekten oder Konzertpianisten interessieren.
Wir brauchen neue Glaubenssätze!
Auf diese Weise hindern uns Glaubenssätze daran, zu wachsen oder sogar über uns hinauszuwachsen. Indem wir sie hinterfragen und verändern, schaffen wir uns einen neuen Blick auf die Realität. Doch das ist leider nicht so einfach: Unsere Glaubenssätze sind sehr tief in uns verankert, meistens schon seit der Kindheit oder frühen Jugend. Wir sind uns oft gar nicht bewusst, welche Glaubenssätze wir haben oder was sie bewirken. Wie also werden wir die Annahmen, die uns einschränken, los? Mit Zielen und klugen Fragen! Die Ziele sind Voraussetzung, dass wir unsere Glaubenssätze überhaupt finden. So sollten wir uns etwa fragen, was uns daran hindert, unsere Ziele zu erreichen und warum das so ist. Was ist uns wichtig im Leben? Warum leben wir so wie wir leben?
Limitierende Glaubenssätze verstecken sich übrigens gerne hinter negativen Erwartungen: „Mich mag sowieso niemand“ – und schon ziehen wir uns von anderen zurück und der Glaubenssatz wird einmal mehr gestärkt. Diese Annahmen gilt es nun, positiv zu verändern – falls man sie nicht ganz über Bord werfen kann. Wenn wir zum Beispiel glauben, der Chef könne uns nicht leiden, sagen wir uns stattdessen: „Ich überzeuge meinen Chef davon, dass ich eine hervorragende Ergänzung des Teams bin“.
Indem wir unsere Glaubenssätze verändern, verändern wir unsere Zukunft. Je mehr wir unsere Sicht auf die Welt durchschauen und in unserem Sinne verändern, erhalten wir die Kontrolle über unser Leben zurück. Und das ist der erste Schritt zum Lebensunternehmer – und der Schlüssel für ein glückliches und selbstbestimmtes Leben.
Johannes Ellenberg
Johannes Ellenberg ist ein bekannter Kopf der deutschen Start-up-Szene. Der Gründer des Vereins Startup Stuttgart e.V. und der Accelerate Stuttgart GmbH als Digitalisierungs- und Startup-Hub für Baden-Württemberg, begleitet heute mit seiner Ellenberg Academy als Unternehmercoach, Redner und Autor Unternehmen auf ihrem Weg in die digitale Zukunft und Menschen in ihre unternehmerische Freiheit. Sein neues Buch „Der Code für deine Zukunft“ ist im GABAL Verlag erschienen.