Im Interview mit Daniel Kandora, Consultant bei Sopra Steria und junger Vater einer Tochter in Elternzeit
Daniel Kandora ist zu Hause, wie viele in diesen Tagen. Seine Auszeit war jedoch geplant, denn er befindet sich in Elternzeit. Mit junior //consultant sprach er über die Zeit mit seiner Tochter und die Hilfestellungen, die ein junger Vater im Idealfall genießt.
Herr Kandora, wir haben jetzt Mitte März 2020 – wie alt ist Ihr Nachwuchs gerade?
Meine wunderbare Tochter ist im November 2019 zur Welt gekommen und ist dementsprechend bereits über 100 Tage alt. Ab 100 habe ich aufgehört zu zählen. Ehrlich gesagt musste ich oftmals auch nachrechnen … Als Informatiker fange ich mit der Zahl 0 an zu zählen, jedoch ist bereits der Geburtstag der erste Lebenstag gewesen.
Sie sind gerade in Elternzeit. Wie lange haben Sie genommen?
Aufgrund verschiedener Randbedingungen entschieden meine Freundin und ich, dass wir zwei Monate Elternzeit für mich in Anspruch nehmen und diese so legen, dass meine Freundin im April 2020 ihr 2. Staatsexamen in ihrem Medizinstudium wahrnehmen und sich zielorientiert darauf vorbereiten kann.
Was ist aus Ihrer Sicht das Wichtigste, was ein Unternehmen tun kann, um (junge) Väter und Mütter anfangs – und auch später – zu unterstützen?
Aus meiner Sicht sollten Unternehmen den Vätern und Müttern einen „sanften“ Ausstieg als auch Wiedereinstieg ermöglichen. Durch frühzeitige Übergaben an verschiedene Vertreter*innen hat der Ausstieg bei mir sehr gut funktioniert. Natürlich kann der Aus- als auch Wiedereinstieg im Beratungsgeschäft aber herausfordernd sein. Je nach Projektsituation befinde ich mich im selben Projekt mit zweimonatiger Abstinenz oder aber ich fange bei einem neuen Projekt und Kunden an.
Bei mir hat sich mein derzeitiger Projektleiter frühzeitig für mich stark gemacht und bereits im Vorfeld kommuniziert, wie der Wiedereinstieg für mich aussehen wird.
Ich denke, besonders wichtig für eine entspannte Auszeit ist, dass einem keine beruflichen Nachteile dadurch entstehen. Wie lief die Kommunikation diesbezüglich?
Jede*r Vorgesetzte geht mit dieser Situation anders um. Ich habe das Glück, dass mein Vorgesetzter ebenfalls Papa ist und auch in Elternzeit war. In meinem jährlichen Entwicklungsgespräch haben wir darüber gesprochen, wie sich meine Abwesenheit in meine Karrierelaufbahn integrieren lässt und einen guten Konsens gefunden.
Als Papa in Elternzeit lerne ich viel darüber, mich ans tägliche Leben anzupassen. Die kleine Prinzessin entwickelt sich mit jedem Tag weiter und sobald ich Ansätze einer Routine entdeckt habe, verändert sich alles schon wieder …
Dementsprechend werde ich mit einer Menge Wissen darüber aus der Elternzeit zurückkommen, wie ich mich in einem agilen Umfeld täglich neuen Herausforderungen stellen kann. Das ist meiner Meinung nach kein beruflicher Nachteil – im Gegenteil. Mein Vorgesetzter wird sich freuen.
Wie ist Ihr Plan für die Zeit nach der Elternzeit?
Aufgrund meiner Passion zum Triathlon- Laufen habe ich letztes Jahr die Teilnahme am Ironman Frankfurt 2020 geplant. Nach der Elternzeit erwartet mich also dasselbe Trainingspensum, wie auch aktuell. Der beruflich kommunizierte Plan sieht vor, dass ich in dem Projekt weiterarbeite, bei dem ich zuletzt tätig war. Ich stehe auch während meiner Elternzeit in Kontakt mit den dortigen Projektleitern, um die derzeitige Situation rund um Covid-19 und den Auswirkungen auf das Projekt zu besprechen. Falls es hier Schwierigkeiten geben sollte, haben wir aber auch einen Plan B für mich.
In der Regel gilt bei uns: fünf Tage für den Kunden arbeiten, vier Tage vor Ort und entsprechend drei Übernachtungen im Hotel
Daniel Kandora, Sopra Steria
Wie reagieren und unterstützen Kollegen, welche Möglichkeiten gibt es, Arbeit flexibel zu erledigen?
In der Regel reagieren Kolleg*innen und Kunden sehr unterstützend und haben Verständnis dafür, wenn aufgrund der familiären Situation E-Mails nicht sofort beantwortet werden. Sollte eine Antwort dringend benötigt werden, dann wissen die meisten, dass sie mich auch anrufen können.
Normalerweise gilt bei uns die 5-4-3-Regelung: fünf Tage für den Kunden arbeiten, vier Tage vor Ort und entsprechend drei Übernachtungen im Hotel. Je nach Projekt und Kunde gibt es aber auch Sonderregelungen. Falls es hierzu Bedarf gibt, ist es sehr entscheidend offen mit Projektleiter*innen und dem Kunden zu kommunizieren. So gibt es beispielsweise auch Modelle wie etwa montags und freitags aus dem Home-Office zu arbeiten und nur von Dienstag bis Donnerstag beim Kunden sein. Bei einem meiner Kollegen ist es so, dass er den ersten Teil des Tages vor Ort verbringt und den zweiten Teil im Homeoffice. Dies funktioniert natürlich nur, wenn Projektstandort und Wohnort sehr nah beieinanderliegen
Was machen Sie, wenn Sie wieder arbeiten und Ihr Kind plötzlich krank wird?
Wenn das weder meine Freundin noch ich abfangen können, haben wir zum Glück sehr leidenschaftliche Großeltern auf beiden Seiten, die in der Nähe wohnen. Die Karrieren meiner Freundin und mir stehen gleichberechtigt nebeneinander.
Je nach Projektsituation habe ich die Möglichkeit auch kurzfristig aus dem Home-Office zu arbeiten. Dies muss aber natürlich innerhalb des Projekts gut abgesprochen werden.
Home-Office mit einem kranken Kind bedeutet dann, dass die Arbeitszeit über den Tag verteilt wird – je nach Betreuungsbedürfnis des Kindes. Vielleicht schafft man innerhalb der regulären Geschäftszeiten sechs Stunden zu arbeiten und setzt sich dafür am Abend noch einmal zwei Stunden an den Laptop. Sollte das mal nicht funktionieren, bin ich sehr froh um mein Arbeitszeitkonto bei Sopra Steria. Dort kann ich Überstunden als auch Minusstunden eintragen, um diese zu einem späteren Zeitpunkt wieder auszugleichen.
Als Berater vier Tage die Woche unterwegs und abends im Hotel zu sein ist wirklich nicht ideal, wenn man Familie hat. Aber ist das wirklich die Beraterwirklichkeit? Wie sahen Ihre Arbeitswochen bisher aus?
Der Entschluss als Berater zu arbeiten, beinhaltet auch die Entscheidung, das Leben eines Beraters zu führen und somit zu reisen. Je nach Projektsituation schlafe ich im Hotel oder zu Hause bei meiner Familie. Für unregelmäßige Termine reise ich tageweise auch an verschiedenste Standorte.
Bei Sopra Steria haben wir Mitarbeiter*innen bei der Entscheidung, in welches Projekt es geht, auf jeden Fall Einflussmöglichkeiten. Ist es jemandem wichtig, täglich im eigenen Bett zu schlafen, dann wird versucht ein Projekt in der Nähe zu finden, bei dem die Skills der Person benötigt werden. Es gibt aber natürlich auch Kolleg*innen, die Familie haben und trotzdem gerne unterwegs sind. Ich habe beispielsweise einen Kollegen, der zu Beginn seiner Familiengründung täglich zwei Stunden zum Projektstandort gependelt ist. Das hat irgendwann aber mehr Stress verursacht, als dass er etwas von der Zeit zu Hause hatte. Deshalb hat er sich dann dazu entschieden, lieber ein paar Nächte im Hotel zu verbringen, um die wertvolle Zeit bei der Familie dann auch wirklich bewusst nutzen zu können.
Ich freue mich, derzeit als „Heimschläfer“ deklariert zu werden und bin gespannt, wie es in Zukunft für mich weitergeht. Ich bin jedenfalls sicher, mich persönlich wie auch beruflich weiterentwickeln zu können.
Daniel Kandora, Sopra Steria
Daniel Kandora ist mit 27 Jahren und abgeschlossenem Studium der Wirtschaftsinformatik (M. Sc.) bereits im Leben angekommen. Job, Haus, Kind – fehlt nur noch das Bäumchen. In seiner Freizeit bewegt er sich schwimmend, laufend oder radelnd als Freizeit-Triathlet fort. Aktuell trainiert der gebürtige Frankfurter für die Teilnahme am Ironman Frankfurt in diesem Jahr.