Laura Feldmann von Lufthansa Industry Solutions (LHIND) im Interview
Wo Lufthansa draufsteht, muss nicht zwangsläufig immer Lufthansa drin sein. Denn nicht nur für Klienten aus der Luftfahrtindustrie sind die IT-Berater von Lufthansa Industry Solutions (LHIND) im Einsatz. Auch Unternehmen aus Branchen wie der Industrie, Automotive oder der Logistik wenden sich an das Beratungshaus, um ihr Kerngeschäft an das digitale Zeitalter anzupassen und neue Methoden zu integrieren. Seit 2018 hat sich Laura Feldmann dem Unternehmen angeschlossen und berichtet im Interview über ihren Weg und ihre Rolle.
Frau Feldmann, Sie haben Informationswissenschaft studiert. Um ehrlich zu sein, habe ich noch niemanden kennengelernt, der das gemacht hat. Können Sie kurz umreißen, was das Studium umfasst?
Die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dieser kurze Satz beschreibt sehr gut, worum es geht. Genau das habe ich während meiner Ausbildung zur Informationswissenschaftlerin gelernt – professionell Wissen und Information zu kanalisieren und daraus den notwendigen Mehrwert zu schöpfen.
Schauen Sie sich das Internet an, wie soll man da ohne weiteres wissen, welche Informationen Relevanz aufzeigen, welche Daten verwertbar sind und wenn das zutrifft, wozu sie gebraucht werden könnten. Denn Information und Wissen sind bekanntlich die Rohstoffe der heutigen Wissensgesellschaft und bilden die Basis des digitalen Zeitalters. Entscheidend ist und bleibt jedoch die Abstraktion. Mit Hilfe des konsekutiven Studiengangs der Informationswissenschaft konnte ich mir mit einer sehr anwendungsnahen Ausbildung das Know-how in den Gebieten des Business Infomation Engineering, Information Architecture und Informationsmanagement aneignen und mein eigenes Qualifikationsprofil schnüren.
Das heißt, Sie programmieren nicht, aber kennen sich mit Datenströmen aus und können diese in einen wirtschaftlichen Kontext einordnen. Das liest sich wie das Anforderungsprofil für IT-Berater und klingt so, als wären Sie gerade die Königin des Arbeitsmarktes?
Was ist denn für Sie ein klassisches Anforderungsprofil eines IT-Beraters? Ist dies nicht fast genauso individuell, wie es die heutige Zeit an einer flexiblen Zusammensetzung an methodisch-analytischen sowie synthetischen Skills verlangt? Rückwirkend hat mir mein Studium genau das geboten: Mir ein individuelles Spezialisierungsprofil zu schaffen und mich so als fungierende Schnittstelle zwischen technischem Wissen und Informatikexpertise wiederzufinden. Und so war ein wesentlicher Aspekt auch die Fähigkeit, sich mit dem erlernten Wissen schnell in vielfältige Ansätze einzuarbeiten. Gerade heute ist die Geschwindigkeit der Veränderung enorm und die Entwicklung technischer Innovationen rasant. Das heißt, es wird eine hohe Anpassungsfähigkeit und Flexibilität verlangt – eher die Eigenschaften eines Chamäleon und nicht einer Königin.
Ein wesentlicher Aspekt ist die Fähigkeit, sich mit dem erlernten Wissen schnell in vielfältige Ansätze einzuarbeiten
Laura Feldmann, Lufthansa Industry Solutions (LHIND)
Schöne Metapher. Wie kam es dann zu Ihrer Entscheidung, Informationswissenschaften zu studieren?
Als ich 2011 mein Abitur in den Händen hielt, war es Zeit für die entscheidende Frage: Wohin geht mein Weg? Ich beobachtete wie alle links und rechts neben mir in Studiengänge wie Wirtschaftswissenschaften oder Lehramt rannten. Ich konnte mich dem auch nicht entziehen und bekam Zusagen von der Goethe-Universität in Frankfurt und der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz – doch war es auch das, was ich wollte? Mich interessierten damals viele sehr unterschiedliche Themen, wie sollte ich mich nun auf ein einziges Thema spezialisieren! So stieß ich auf den Studiengang der Informationswissenschaft an der Hochschule Darmstadt – vielfältig, mit der Möglichkeit einer späteren Zentralisierung und doch irgendwie dem Charakter eines Pax-Kleiderschranksystems.
Wurden Ihre Erwartungen erfüllt? Wie erlebten Sie die erste Zeit an der Hochschule?
Ehrlich gesagt: Mit vielen Höhen und Tiefen. Ich wusste in den ersten drei Semester oft nicht, warum ich jede Woche wieder an den Mediencampus in Dieburg gefahren bin. Entsprechend war auch meine Leistung, da ich noch nicht das notwendige Verständnis entwickelt hatte. Jedoch schwirrten mir immer die Worte meines Professors in den Ohren: „Die Zukunft überholt einen schnell, wenn man nicht unablässig am aktuellen Rand bleibt.“ Dies brachte mich dazu, mich mit der Thematik wirklich auseinanderzusetzen und sie zu durchdringen – was nicht heißt, dass ich das vorher nicht bereits versucht habe. Doch nun übte ich mich in einem abstrakten Blick, versuchte die Dinge noch kritischer, noch herausfordernder zu sehen und zu reflektieren.
Mit dem Verständnis kam die Sinnhaftigkeit und damit auch die innere Motivation – und so brachte ich den Bachelor of Science nach sechs Semestern zu Ende – mit einem Lächeln im Gesicht – nicht, weil ich es geschafft hatte, sondern weil es Spaß machte! Deshalb entschied ich mich direkt für die Weiterführung des Studiums in Form des dazugehörigen Masters.
Nebenbei arbeitete ich unter anderem als Trainerin für die Hochschule und führte Workshops zu Office-Produkten oder Präsentationstechniken durch – quälte also ein wenig meine Kommilitonen und Kommilitoninnen und lernte die „andere“ Seite kennen. Das bestärkte mich auch in meiner Entscheidung, in der Zukunft irgendwann zu promovieren, mein Wissen weiterzugeben und andere zu motivieren. Denn vor allem zu Beginn meines Studiums wusste ich nicht, wohin mit den ganzen Einzelteilen. Erst mit Hilfe der Unterstützung meiner Professoren wurde der Blick immer klarer. Und ja, nun bin ich hier, bei der LHIND, und froh über jeden Schwenk, den ich nehmen musste und wollte.
Danke für das Stichwort. Sie sind seit Sommer 2018 bei LHIND. Wie kam es dazu?
Während meines Praxissemesters 2015 im Bereich Produktmanagement für Online und Mobile Services der Lufthansa Passage am Standort Frankfurt habe ich mit einem Mitarbeiter der LHIND zusammengearbeitet. Er war dort als externer Berater bei der Lufthansa Passage eingesetzt und leitete ein Team – das war meine erste „Begegnung“ mit Lufthansa Industry Solutions. Schon damals wirkte LHIND auf mich sehr innovativ und chancenreich. Doch aufgrund zwei weiterer absolvierter Praktika bei einem Handelsunternehmen entschied ich mich, vorerst dort anzufangen. So stieg ich nach meinem Studium bei der IT-Tochtergesellschaft eines großen Handelskonzerns ein und arbeitete zwei Jahre als IT-Beraterin im SAP-Umfeld. Dort entwickelte ich unter anderem Change-Maßnahmen für IT-Rollouts im Retail-Kontext.
Die Aufforderung des damaligen Kollegen von LHIND hat mich jedoch nie ganz losgelassen: „Wir haben bei LHIND echt spannende Projekte. Hast du nicht auch Bock?“ Und so habe ich nach meinen ersten zwei Jahren in der Einzelhandelsbranche entschieden, dass ich gerne noch weitere Bereiche und Branchen kennenlernen möchte und vor allem wieder etwas mehr in die Technik einsteigen will. So führte mich mein Weg zu LHIND und ja – ich bereue es keine Sekunde.
Unser Kundenspektrum umfasst neben der Luftfahrtindustrie Branchen wie die Fertigungs- und Prozess-industrie, Logistik, Energiewirtschaft, Healthcare und Automotive
Laura Feldmann, Lufthansa Industry Solutions (LHIND)
Können Sie kurz erläutern, was LHIND genau macht?
Prozess- und Technologieberatung, also Data Analytics, Artificial Intelligence, Cloud, Industrie 4.0 / Internet of Things, IT-Security sowie SAP aber auch individuelle Applikationsentwicklungsthemen sowie der Betrieb dieser Lösungen – das sind die Fokusthemen, die feste Bestandteile der Unternehmens- und Wachstumsstrategie von Lufthansa Industry Solutions sind.
Sie stellen die wichtigsten Treiber der IT dar, die im Zuge des digitalen Wandels zunehmend an Bedeutung gewinnen und sind der Schlüssel zur erfolgreichen digitalen Transformation von Unternehmen. Unser Kundenspektrum umfasst dabei neben der Luftfahrtindustrie weitere vielfältige Branchen wie die Fertigungs- und Prozessindustrie, Logistik, Energiewirtschaft, Healthcare und Automotive.
Das heißt kurz gesagt: Sie sind eine klassische IT-Beratung, haben sich aber auf bestimmte Branchen spezialisiert, weil man oftmals die Geschäftsprozesse verstehen und kennen muss, um wirklichen Mehrwert zu leisten?
Ja, grundsätzlich kann die LHIND als klassische IT-Beratung bezeichnet werden, und doch geht im Zuge der digitalen Transformation, die in allen Branchen voranschreitet, die Kompetenz weit über klassische Softwareentwicklung und Integration von Bestandssoftware hinaus. Damit Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben, muss es ihnen gelingen, ihr Kerngeschäftsmodell an das digitale Zeitalter anzupassen und neue Methoden unter anderem im Rahmen des agilen Umfeldes in Einklang zu bringen. So liegt der Mehrwert vor allem in der Fähigkeit, technisches Know-how mit Prozess- und Branchenwissen sowie unternehmerischem Denken zu verbinden.
Können Sie noch etwas zu Unternehmensstruktur und -kultur sagen?
Wir haben uns organisatorisch in sogenannten Business Units aufgestellt, die sich an unseren unterschiedlichen Zielmärkten orientieren. Momentan umfasst unser Unternehmen rund 1.600 Mitarbeiter innerhalb der DACH-Region – Tendenz steigend. Wir sind also definitiv auf Wachstumskurs.
Bemerkenswert sind sicher die flachen Hierarchien – hier arbeiten sehr erfahrene Mitarbeiter mit Absolventen und Young Professionals zusammen, was den Know-how-Transfer und Austausch enorm fördert. Und in Abgrenzung zu vielen klassischen Beratungsunternehmen hat die LHIND verstanden, dass das volle Potenzial der Mitarbeiter ausgeschöpft werden kann, wenn es Raum für kreative Pausen und ein Leben neben dem Beruf gibt.
Jeder ist Spezialist für ein Themengebiet, weist jedoch die gleiche branchenübergreifende Expertise als Consultant auf
Laura Feldmann, Lufthansa Industry Solutions (LHIND)
Ihre Kunden sind in bestimmten Branchen zu Hause. Ist man als Consultant bei LHIND Spezialist für eine der Branchen?
Nein, es bleibt immer vielfältig. Durch das breite Aufgabenspektrum beziehungsweise die mannigfaltigen Kundenprojekte ist ein hoher Grad an Flexibilität gefragt. Und gerade dieser kann nur dann abgedeckt werden, wenn branchenübergreifend Wissen aufgebaut und weitergegeben wird.
Best Practice, langjährige Zusammenarbeit und daraus entstandene Projekterfahrung sowie Branchenkenntnisse bilden die Basis dieses Know-how-Transfers. So werden bei LHIND Einstiegsmöglichkeiten auf allen Ebenen geboten und finden sich in gesetzten Schwerpunkten wie Prozessberatung, IT-Beratung, IT-Systemintegration und -Entwicklung wieder. Dennoch komplettiert sich jedes Berufsbild durch gewisse charakteristische Eigenschaften. So ist jeder Spezialist für ein Themengebiet, weist jedoch die gleiche branchenübergreifende Expertise als Consultant auf.
Wie ist das bei Ihnen? Womit beschäftigen Sie sich aktuell? Was sind Ihre Projekte?
Ich bin derzeit bei einer großen Reederei in Hamburg eingesetzt. Im Rahmen eines Projektes stellen wir dem Kunden ein global integriertes Logistikorganisationssystem zu Verfügung, das sämtliche interne Prozessabläufe im Bereich Buchungserfassung bis hin zur Transportdokumentation abdeckt. Dort fungiere ich als Testerin und somit auch in der Schnittstellenfunktion zwischen Entwicklung und Business Analyse.
Als Testteam im agilen Umfeld testen wir bereits innerhalb der Iterationen und nicht klassisch am Ende eines Projektes – das Testen ist somit keine Phase und all unsere Aufgaben laufen parallel zu den Sprintzyklen ab. Darunter fallen unter anderem Testplanung, Testerstellung und Testdurchführung sowie Bug Handling. Die Herausforderung liegt vor allem darin, nicht betriebsblind zu werden, sondern mit dem unverstellten Blick eines Dritten zu agieren und Fehler schnellstmöglich zu erkennen. Aufgrund der regelmäßigen und parallel laufenden Änderung innerhalb eines Zeitfensters ist ein wacher Blick Grundvoraussetzung unserer täglichen Arbeit. So befinden wir uns täglich in engster Zusammenarbeit mit Entwicklern und Business Analysten in einem Großraum-Büro – nah am Kunden, nah an den Kollegen, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, hinterfragen zu können und voranzutreiben.
Laura Feldmann, Lufthansa Industry Solutions (LHIND)
Laura Feldmann Jahrgang 1992, absolvierte nach dem Abitur das Bachelor- und Masterstudium in Informationswissenschaft an der Hochschule Darmstadt. Während des Studium machte sie mehrere Praktika, unter anderem bei der Deutschen Lufthansa. Nach dem Masterabschluss 2016 arbeitet sie als IT-Beraterin, zunächst im SAP-Umfeld und seit August 2018 bei LHIND. In ihrer Freizeit reist und kocht Laura Feldmann gerne und zählt Skifahren zu ihren sportlichen Lieblingsbeschäftigungen.
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