Laura Feldmann von Lufthansa Industry Solutions berichtet über Projekte und Perspektivenwechsel
Lufthansa Industry Solutions (LHIND) ist eine IT-Beratung, die Unternehmen aus Branchen wie der Industrie, Automotive oder der Logistik in Digitalisierungsfragen betreut. Laura Feldmann ist seit Sommer 2018 im Unternehmen und wird von junior //consultant auf ihrem Weg redaktionell begleitet. Bereits zum zweiten Mal steht sie David Lins Rede und Antwort und berichtet aus der Consultingpraxis.
Frau Feldmann, wir beide sprechen nicht zum ersten Mal miteinander. Damals waren Sie ein gutes halbes Jahr im Unternehmen, jetzt sind es zwei Jahre. Was hat sich verändert bei Ihnen in den letzten anderthalb Jahren?
Das stimmt, nun ist schon eine Weile vergangen – die Zeit rast! Aber wie soll es auch anders sein, wenn es Spaß macht? Bedingt verändert hat sich tatsächlich „nur“ meine Position in dem damaligen und auch noch aktuellen Projekt; meine Einstellung zu LHIND als Unternehmen und Arbeitgeber, zu den Kolleginnen und Kollegen ist noch die gleiche positive wie sie es damals war.
Ich hatte bereits gehört, dass Sie tatsächlich noch immer auf Ihrem ersten Projekt sind.
Richtig, damals und auch heute bin ich bei einer großen Reederei in Hamburg eingesetzt. Im Rahmen eines Projektes stellen wir dem Kunden ein global integriertes Logistikorganisationssystem zur Verfügung, das sämtliche interne Prozessabläufe im Bereich Buchungserfassung bis hin zur Transportdokumentation abdeckt. Damals besetzte ich eine Schnittstellenfunktion und war Teil des Test-Teams. Auf Basis agiler Arbeitsmethoden testeten wir bereits innerhalb der Iterationen und nicht klassisch am Ende eines Projektes.
Mittlerweile befindet sich dieses Projekt in einem sehr fortgeschrittenen Stadium. Bereits im letzten Jahr war die Basis soweit geschaffen, dass wir mit einem Pre-GoLive ins Rennen gegangen sind. Damit änderte sich auch meine Position und ich hatte die Chance, gemeinsam mit einem Kollegen ein neues Team aufzubauen: das 3rd-Level-Support-Team beziehungsweise Maintenance-Team. Denn so ist ein wesentlicher Faktor einer funktionierenden Software die Maintenance, die die Langlebigkeit eines Tools unterstützt und auch vorantreiben kann. Sie ist also fast genauso wichtig wie die eigentliche Entwicklung der Software. Die regelmäßige Wartung hält das System „fit“.
Vorerfahrungen setzen nicht voraus, dass knifflige Herausforderungen ausfallen – vielmehr machen sie diese zu einer Challenge
Laura Feldmann, Lufthansa Industry Solutions (LHIND)
Können Sie Ihren Rollenwechsel innerhalb des Projektes kurz beschreiben?
Ich habe bis letzten Jahres November noch das Projekt als Teil des Testteams in der agilen Software-Entwicklung begleitet und seither befinden wir uns im Aufbau eines 3rd-Level-Teams – fast wie ein Seitenwechsel. Es fühlte sich an, wie der Beginn eines neuen Projektes, auch wenn einige Settings gleich geblieben sind, wie das Office – nun gut, der Sitzplatz ist ein anderer – die Kolleginnen und Kollegen und das Produkt selbst. Der positive Effekt: Neuland und somit Abenteuer. So galt es, neue Prozesse aufzusetzen, diese zu testen, zu evaluieren und zu dokumentieren und all das im Einklang mit der bekannten Software. Wir arbeiten zwar immer noch agil, jedoch nicht mehr in Sprint-Zyklen, sondern nach Kanban. Dies erfordert auch eine leicht angepasste Vorgehensweise sowie ein anderes und vielleicht auch noch aktiveres Zusammenspiel mit neu beteiligten Teams.
Das gleiche Projekt, doch eine ganz andere Aufgabe – die Koordination der beteiligten Teams spielt nun eine große Rolle
Laura Feldmann, Lufthansa Industry Solutions (LHIND)
Durch die Zusammenarbeit mit anderen Teams des Unternehmens lernte ich auch neue Kolleginnen und Kollegen kennen, hatte also auch die Chance neues Know-how zu sammeln und dieses mit dem der letzten Jahren zu einem fast fertigen Puzzle zusammen zu setzen. Dies bildete eine effiziente Basis im Rahmen unserer Aufgaben im Support-Team, bevorstehende Herausforderungen zu meistern und Lösungen zu finden. Jedoch setzten die gesammelten „Vorerfahrungen“ nicht voraus, dass knifflige Herausforderungen ausblieben, vielmehr machten sie diese zu einer Challenge, da plötzlich das eigene Level ein anderes war und die Einbringungen ebenfalls. So gilt es, Gelerntes neu zu nutzen, zu kombinieren, die gesunde Mischung zu finden und den Mehrwert für den Kunden und das eigene Team zu schnüren – begleitet von den Eigenschaften eines Chamäleons.
Denn vor allem das Aufsetzen eines so integrierten Support-Prozesses verlangt enorm hohe Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. So lag der damalige Fokus auf dem Testen der Software, heute ist dies nur noch ein kleiner Teil meiner Aufgabe. Aus Bugs wurden Defects, die via Tickethandling durch unser Team bearbeitet und analysiert werden – die Herausforderung liegt hier jedoch vielmehr in der Koordination mit den involvierten Teams. So erleichtern Vorkenntnisse rund um das Produkt die heutige Arbeit im Rahmen von Kommunikations-, Koordinations- und Dispatch-Funktionen. Und so ist der Fokus gesetzt, damals wie heute: Nah am Kunden, nah an den Kolleginnen und Kollegen, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, hinterfragen zu können und voranzutreiben.
Lufthansa Industry Solutions ist für viele Branchen tätig. Empfinden Sie es als Nachteil, bisher nur in einem Projekt eingesetzt gewesen zu sein – und noch keine anderen Kunden und Branchen kennengelernt zu haben?
Aufgrund dieser Ausnahmesituation nicht einen direkten Kundenwechsel zu durchlaufen, sondern vielmehr innerhalb des bestehenden Großprojektes eine andere Position zu besetzen, bedeutet dies nicht auch gleich, weniger kennenzulernen und Erfahrung zu sammeln. So bin ich, wie bereits beschrieben, weiterhin bei der Reederei im Einsatz, jedoch ist der Schwerpunkt anders gesetzt. Ich habe also nicht bedingt eine neue Branche kennengelernt, viel mehr neue Arbeitsabläufe, neue Prozesse, neue Teams und weitere Einblicke in das Unternehmen bekommen.
Wenn ich also darüber nachdenke: Ja, es fühlt sich fast an wie ein Branchenwechsel. Ich konnte sehr viel lernen; über den Kunden und seine spezifischen Prozesse, fachliche Skills, Zwischenmenschlichkeit und prozessuales Know-How aufbauen und erweitern. Auch intern habe ich einen Wechsel vollzogen und bin mittlerweile im Team meines Projektleiters und habe so meinen Chef direkt an meinem Tisch, im gleichen Projekt. Eine direkte Bezugsperson in unmittelbarer Nähe zu haben, sehe ich als sehr großen Vorteil an. Unsere flachen Hierarchien im Unternehmen ermöglichen mir vorbildlich ein Feedback aus erster Hand. Es ist ein neues Abenteuer, eine neue Herausforderung und ich bin schon sehr gespannt, auf den weiteren Verlauf des Teams, des Projektes und freue mich auf alle kommenden Milestones – denn es macht Bock mit LHIND!
Wenn man BeraterIn ist, gehört das Reisen und Unterwegssein einfach dazu. Die Bereitschaft dazu, wenn man jung ist, ist meist sehr groß. Wenn Partner und Kinder auftauchen, kann und will man das oft nicht mehr. Wie ist das bei Ihnen? Und gibt es für Beraterinnen eigentlich auch die Möglichkeit kürzerzutreten?
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass diese Bereitschaft zu Reisen nur in jungen Jahren da ist. Fällt die Entscheidung, den Weg einer Beraterin zu gehen, so hat dies doch meist mehrere Beweggründe und die Bereitschaft des Reisens und Unterwegsseins kann einer von vielen sein. Jedoch sollte ich mir als Beraterin immer bewusst sein, dass Reisen ein Bestandteil ist und sein kann und somit höhere Flexibilität gefragt ist. Dies heißt allerdings nicht, dass mit dem Ausblick auf Partnerschaft und/oder Familiengründung Grenzen gesetzt sind. Letztlich ist es immer eine persönliche Entscheidung. LHIND bietet zudem familienfreundliche Hilfestellungen und Benefits, wie einer Notfall-Kinderbetreuung sowie Freizeit- und Sportmöglichkeiten für Eltern und Kinder.
Es steht für mich außer Diskussion, dass Frauen genauso wie Männer im IT-Consulting gebraucht werden
Laura Feldmann, Lufthansa Industry Solutions (LHIND)
Dieses Interview wird im Themenschwerpunkt Female Consulting erscheinen. Frauen sind schon lange keine Exoten mehr im Consulting, allerdings herrscht fast immer noch ein Ungleichgewicht der Geschlechter. Wie sieht das aus bei LHIND?
Bereits zu Beginn habe ich wahrgenommen, dass dies bei LHIND sehr stark ausgeglichen ist und wir keine sogenannten „Exoten“ in der Beratung sind. Vielmehr setzt sich LHIND dafür ein, dass gerade dieses Ungleichgewicht vermieden wird. Ich hatte zu keiner Sekunde weder einen Grund für Zweifel, noch einen Grund, mir darüber tiefgehende Gedanken zu machen, da die damalige und jetzige Situation ein moralisch wertvolles Umfeld bietet, geprägt durch kollegialen Respekt und Wertschätzung.
Ein kurzer Blick zum Beispiel in die Social-Media-Plattformen des Unternehmens bestätigt dies, denn so sind auf den Bildern ganz unterschiedliche Kolleginnen und Kollegen zu sehen: jung, alt, weiblich, männlich; also Menschen aus allen Kulturen und Nationen. Und genau das ist es, was dieses Unternehmen ausmacht: diese Vielfältigkeit, mit keinem direkten Fokus auf eine Menschen- oder Geschlechtergruppe.
Und wie ist Ihr Empfinden, was eine Veränderung in diesem Punkt angeht?
Gerade im Zeitalter der exponentiellen technologischen Entwicklung bietet Vielfältigkeit Chancen, denn wie wäre es, wenn Siri oder Google heute nur auf männliche Stimmen reagieren würden? Es steht für mich also außer Diskussion, dass Frauen genauso wie Männer im IT-Consulting gebraucht werden. Denn diese Vielfalt schnürt das Erfolgspaket eines funktionierenden Unternehmens und Zusammenspiels wie bei LHIND. Sei authentisch, sei du selbst und verstelle dich nicht – das sollte immer wieder ins Bewusstsein gerufen werden. Denn auch wenn das Thema Frauen in technischen Berufen immer mehr betreut und gefördert wird, ist es auch ein Teil der Vergangenheit.
Mehr Challenge könnte ich mir derzeit nicht wünschen – und das motiviert mich
Laura Feldmann, Lufthansa Industry Solutions (LHIND)
Manchmal wünschte ich mir, es wären mehrere Wege, doch bin auch ich nur ein Mensch mit einem Leben, einem 24-Stunden-Tag. Und so ist mein Ziel, alles was ich tue und mag, mit Leidenschaft zu erledigen, mich selbst zu motivieren und mit dieser Motivation auch Dinge anzugehen, die mir vielleicht nicht so viel Freude oder Mehrwert bringen. Mit dem aktuellen Projekt wird meine Kreativität voll und ganz gefördert und es werden Herausforderungen aufgestellt, die es zu überspringen und zu meistern gilt. Mehr Challenge könnte ich mir derzeit nicht wünschen – und das motiviert mich. Durch den vergangenen Wechsel habe ich auch mein persönliches Setting nochmal etwas angepasst, die Promotion vielleicht etwas in den Hintergrund gestellt, da die aktuell ausführende Tätigkeit mir so viel Neues verschafft, so viel neue Erfahrung ermöglicht, dass ich meinen Fokus aktuell hierauf setze. Und wenn die Zeit da ist, den Weg der Promotion oder Familiengründung einzuschlagen, ist für mich beides – als Teil von LHIND – absolut denkbar.
Laura Feldmann, Lufthansa Industry Solutions (LHIND)
Laura Feldmann Jahrgang 1992, absolvierte nach dem Abitur das Bachelor- und Masterstudium in Informationswissenschaft an der Hochschule Darmstadt. Während des Studium machte sie mehrere Praktika, unter anderem bei der Deutschen Lufthansa. Nach dem Masterabschluss 2016 arbeitet sie als IT-Beraterin, zunächst im SAP-Umfeld und seit August 2018 bei LHIND. In ihrer Freizeit reist und kocht Laura Feldmann gerne und zählt Skifahren zu ihren sportlichen Lieblingsbeschäftigungen.