Nachwuchstalente gehen jetzt auch digital an Board
Von Janine Zimmermann, Clevis GmbH
Corona hat das Praktikum in Deutschland nachhaltig verändert. Das gilt auch für das Onboarding von Nachwuchstalenten. Die meisten Praktikant:innen waren damit zufrieden. Professionell gemacht, wird das digitale Onboarding auch zukünftig eine Rolle spielen.
Corona hat alles verändert – auch Praktika. Unternehmen hatten daher in den vergangenen Monaten keine andere Wahl, als das Praktikumsformat anzupassen oder Praktika abzusagen. Standen ausreichend Ressourcen zur Verfügung und gab es weiterhin grünes Licht für neue Praktikumsplätze, war Kreativität und Ideenreichtum gefragt. Gerade in Corona-Zeiten hatte hierbei ein erfolgreiches Onboarding neuer Kandidat:innen einen noch größeren Stellenwert. Der Future Talents Report zeigt: Mut und Arbeitseinsatz der Unternehmen haben sich bezahlt gemacht! 95 Prozent der Praktikant:innen haben trotz Corona irgendeine Form des Onboardings erhalten – ein nahezu identischer Wert zum Vorjahr. Das ist eines der Ergebnisse der 11. Ausgabe des „Future Talents Reports“ der Unternehmensberatung CLEVIS, der seit Jahren als die größte Studie ihrer Art durchgeführt wird.
Unternehmen wissen: Für ein gelungenes Onboarding gibt es keine zweite Chance. Der erste Eindruck zählt, ganz gleich ob persönlich oder virtuell. Das Onboarding prägt die Erfahrung des Mitarbeiters mit dem neuen Arbeitgeber. Das sieht auch die junge Generation so. Laut dem Future Talent Report 2019 würde sich jeder zweite Praktikant nicht wieder bei einem Unternehmen bewerben, das ihm kein entsprechendes Onboarding im Praktikum ermöglicht hat.
Onboarding goes digital
Doch haben sich die Onboarding-Instrumente im vergangenen Jahr verändert. So fiel der Anteil der jungen Talente, die eine klassische Einarbeitung erhielten von 75 auf 68 Prozent zurück. Auch eine Vorstellungsrunde im Unternehmen genossen nur noch 61 Prozent der Future Talents, während vorher sieben von zehn Praktikant:innen eine solche durchliefen. Dagegen stieg der Anteil derer, die ein Willkommenspaket von ihrem Arbeitgeber erhielten von 28 auf 31 Prozent. Das kam bei der jungen Generation gut an und wurde als Zeichen der Wertschätzung empfunden.
In einigen Betrieben konnten die neuen Mitarbeiter:innen ausschließlich digital begrüßt und eingearbeitet werden. Laut der Umfrage, sind die Praktikant:innen mit der digitalen Kommunikation im Unternehmen weitgehend zufrieden. Trotz Corona und reduzierter Präsenz machen die Unternehmen demnach einen guten Job. Sie kommunizieren klar, bieten Feedbackmöglichkeiten und haben eine Willkommenskultur etabliert. Einzig die soziale Interaktion komme etwas zu kurz. Dem sind sich die Future Talents bewusst und korrigieren ihre Erwartungen.
Soziale Interaktion gefragt
Aber auch soziale Interaktion kann digital möglich gemacht werden. Hilfreich ist beispielsweise ein Buddy. Der Buddy ist Teil der Abteilung, in die der neue Mitarbeiter:innen integriert werden soll, und kümmert sich um seine soziale Integration. Einige Unternehmen bieten nach den ersten Arbeitstagen auch ein Check-In-Gespräch per Videokonferenz an. Das stellt den Kommunikationsfluss sicher und sorgt für Transparenz. Folgende Fragen können hier zur Sprache kommen: Wie war deine erste Woche? Was hat dir am Onboarding-Prozess gefallen? Was kann ich tun, um dich besser in deine Rolle zu bringen? Zudem sollte auch das Teamgefühl nicht zu kurz kommen. In Zeiten von Homeoffice haben viele Betriebe digitale Breakout-Sessions, wie die digitale Kaffeepause, Team-Hangouts oder Afterwork-Meetings, eingeführt. Das sind auch für Nachwuchstalente gute Gelegenheiten, das Team besser kennenzulernen. Manche Abteilungen nutzen auch Gruppenchats, um sich mit Kollegen auszutauschen.
Voraussetzung für ein digitales Onboarding ist selbstverständlich das rechtzeitige Bereitstellen der benötigten Hard- und Software. Neue Arbeitnehmer:innen sollten sich problemlos in Mitarbeiterplattformen einloggen können, auf E-Learning-Tools zugreifen und Checklisten mit To Do‘s sehen, die sie in den ersten Tagen zu erledigen haben. Manche Unternehmen laden die Neuankömmlinge auch zu einem digitalen Welcome Training ein. Dort erfahren sie mehr über Unternehmenswerte und Strukturen, über Systeme und Programme des Unternehmens und können sich mit ihren Aufgaben vertraut machen.
Die Vorteile eines guten digitalen Onboardings liegen auf der Hand: Nur wer sich gut aufgehoben fühlt, geht die neue Position motiviert an. Je mehr Wertschätzung jemand erfährt, desto sicherer agiert er fachlich und integriert sich schneller ins Unternehmen. Richtig angegangen ist digitale Kommunikation somit kein Hindernis, sondern Fortschritt und Chance.
Digitales Onboarding wird bleiben
Fest steht: Auch über die Pandemie hinaus wird das digitale Onboarding eine Rolle spielen. Die fachliche Einarbeitung kann und sollte in Zukunft digital stattfinden, da sie ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen ein Höchstmaß an Flexibilität bietet. Das soziale Onboarding hingegen, bei dem es um den Aufbau von persönlichen Kontakten zu Kolleg:innen, Vorgesetzten und Kund:innen geht, wird sich, soweit möglich, wieder am Arbeitsplatz abspielen. Das digitale Onboarding spielt der jungen Generation in die Karten. Denn Digital Natives, wie die Generationen Gen-Y und Gen-Z, sind für den digitalen Umbruch bereit. Nun ist es an den Unternehmen, die Chancen des digitalen Wandels zu nutzen und das Onboarding neuer Mitarbeiter:innen und Praktikant:innen dort auf virtuelle Kanäle umzustellen, wo es sinnvoll ist.
Über Janine Zimmermann
Janine Zimmermann ist stellvertretende Studienleiterin des CLEVIS Future Talents Reports und Expertin in Sachen Nachwuchsbindung und -förderung. Seit mehr als 10 Jahren berät die Clevis GmbH Unternehmen in Fragen der Digitalisierung von HR, HR Strategie und Business Transformation. Mit der Erfahrung von über 400 Projekten in diesem Kontext zählt das Clevis-Team zu den Top HR Spezialisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.