Nach der umfassenden Restrukturierung und Neuausrichtung von E.ON: Patrick Kather, der neue Geschäftsführer von E.ON Inhouse Consulting, im Interview
Patrick Kather ist seit Januar 2020 neuer Geschäftsführer von E.ON Inhouse Consulting. Als Leiter des Integration Management Office hat er die Integration von innogy geleitet und teilt seine Erfahrungen aus einer beispiellosen Unternehmensfusion.
Was war der Grund für den E.ON-Vorstand, sich nach der vorangegangenen Restrukturierung neu zu erfinden?
Die Neuerfindung begann bereits im Jahr 2014 mit der Ausgliederung unserer konventionellen Energieerzeugung in Uniper, die wir als E.ON Inhouse Consulting bereits strategisch begleitet haben. Dies war der Beginn eines Prozesses, der zu einer umfassenden Restrukturierung und Neuausrichtung von E.ON führte. Mit der Übernahme von innogy und dem Verkauf der Erneuerbare-Energien-Aktivitäten an RWE haben wir diesen Wandel sowohl strategisch als auch strukturell vollzogen und sind sehr stolz darauf, nach den intensiven vergangenen zwei Jahren und der vollständigen Übernahme und Integration von innogy das neue E.ON zu präsentieren.
Die Transaktion, auf die sich E.ON und RWE im März vergangenen Jahres geeinigt haben, bedeutet den Abbau von innogy. Wie haben Sie die damit verbundenen kulturellen Fragen gemeistert?
Die Kultur und der Faktor Mensch sind aus meiner Sicht entscheidende Aspekte bei Integrationen. Die meisten Deals scheitern an mangelndem Teamgeist und dem anfänglichen Fehlen gemeinsamer Werte. Für den kulturellen Wandel im Integrationsprojekt haben wir ein eigenes Projektteam „Culture and Performance” etabliert, dem beide Vorstandsmitglieder ebenfalls viel Zeit gewidmet haben. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche Workshops mit Top-Managern von E.ON und innogy durchgeführt, um ein gemeinsames Kulturverständnis zu schaffen.
Was war die Rolle von E.ON Inhouse Consulting im Sunrise-Programm?
Transformationen dieser Größenordnung brauchen einen stabilen, verlässlichen Kompass, der den Teams Orientierung gibt. Vielfältige Projekterfahrungen und langjährige vertrauensvolle Beziehungen der Inhouse-Berater bieten eine unschlagbare Basis, um einen solchen Kompass aufzubauen. Als E.ON Inhouse Consulting waren wir an allen wichtigen Projektarbeitsabläufen beteiligt, von der Strukturierung und Planung des Gesamtprogramms, der Priorisierung des Lösungsportfolios, dem Aufbau einer kundenorientierten Organisation bis hin zur Mitgestaltung des kulturellen Wandels. Da wir Teil der Familie sind, tragen dieselbe Vision und das tief verwurzelte Vertrauen in unsere Expertise dazu bei, die Versprechen der Fusion zu erfüllen.
Ich erkenne auf beiden Seiten eine große Aufbruchsstimmung und den Willen, die Dinge zu gestalten
Patrick Kather, seit 2020 Geschäftsführer von E.ON Inhouse Consulting
Wie nehmen Sie die derzeitige Stimmung in beiden Unternehmen wahr?
Ich persönlich erkenne auf beiden Seiten eine große Aufbruchsstimmung und den Willen, die Dinge zu gestalten. Ich bemerke auch immer öfter neue Gesichter, die für eine bessere Zusammenarbeit zwischen den jeweiligen Gebäuden pendeln. Das bricht das Eis, schafft Vertrauen und führt allmählich dazu, dass die Teams von innen heraus zusammenwachsen. Es ist spannend, dies zu beobachten und zu unterstützen.
Die Transformation von E.ON ist perfekt. Wie hat sich E.ON Inhouse Consulting in diesem Zusammenhang verändert und welche neuen Chancen und Herausforderungen sehen Sie für Ihr Unternehmen?
Durch das Projekt und die vielfältigen Erfahrungen, die wir gesammelt haben, sind wir in unserem Leistungsspektrum noch kompetenter. Die Arbeitsweise bei ECON und der hohe Anspruch, den wir an uns selbst stellen, sind gleich geblieben und haben sich durch die Integration in keiner Weise verändert. Im Gegenteil, es liegt eine spannende Herausforderung vor uns, da wir neue Kompetenzen in innovativen Bereichen wie der Digitalisierung und dem Energiehandel erwerben können. Damit sind wir bestens gerüstet, um das neue E.ON in allen 15 Ländern noch umfassender zu unterstützen und zu beraten.
Natürlich haben wir auch gesehen, dass einige unserer Kollegen im Zuge der Transaktion ECON verlassen haben, um ihrer Leidenschaft für erneuerbare Energien nachzugehen. Das ist verständlich, denn die erneuerbaren Energien sind nach wie vor ein höchst spannendes Feld. Umso wichtiger ist es, uns durch Innovation und Transformation immer wieder neu zu erfinden und uns als nachhaltiger „Employer of choice” für Talente zu positionieren.
Was waren Ihre wichtigsten Lektionen als Leiter des Integration Management Office bei E.ON?
Erstens: Nutze das Wissen über das Unternehmen. Es ist besonders wichtig, solide zu planen und einen detaillierten, gut erprobten Masterplan zu entwickeln, auf den man sich immer verlassen kann.
Zweitens: Achte darauf, dass auf Worte Taten folgen. Eine solche Transaktion kann zu Unsicherheiten und Vorurteilen führen, die es frühzeitig aufzugreifen und ernst zu nehmen gilt, um verhärtete Fronten zu vermeiden und die Menschen neugierig auf den Deal und die neue E.ON zu machen. Es reicht nicht aus, nur zu kommunizieren, „warum” wir diesen Deal wollen. Man muss auf kurze und lange Sicht greifbare, sich wiederholende Eindrücke schaffen und ein Gefühl für die Zukunft des Unternehmens vermitteln.
Drittens: Diversität als maßgeblichen Wert verstehen. Als interne Unternehmensberatung sind wir in der Lage, die Vielfalt von über 20 verschiedenen Nationen und unterschiedlichen akademischen Hintergründen an einem Ort zu vereinen und für ein Unternehmen zu arbeiten. Umso mehr bin ich davon überzeugt, dass die Art und Weise, wie wir im Projekt miteinander umgehen, ein Nukleus für die zukünftige Unternehmenskultur ist und wir daher als Berater einen starken Einfluss ausüben können.
Viertens: Sei offen für Feedback und unterschiedliche Perspektiven. Vertrauen, Wertschätzung sowie eine offene Kultur brauchen Zeit, um sich aufzubauen und zu erhalten. Feedback ist das Hauptelement, um zu verstehen, was uns zusammenhält und wie der Einzelne bestimmte Handlungen empfindet oder wahrnimmt. Je mehr du diese Dynamik durchblickst, desto besser lassen sich leistungsstarke Teams im gesamten Unternehmen aufbauen.
Ich will unsere Feedback-Kultur umfassender gestalten und wahrgenommene Hierarchien aufbrechen
Patrick Kather, E.ON Inhouse Consulting
Seit Januar 2020 sind Sie der neue Geschäftsführer von E.ON Inhouse Consulting. Welche Ziele haben Sie sich selbst und dem Unternehmen gesetzt?
Kultur spielt nicht nur bei der neuen E.ON eine Rolle, sondern ist auch bei ECON ein sehr zentrales Ziel. Wir wollen unsere Kultur weiterentwickeln und unter dem Motto #growtogether noch offener leben. Ich habe es mir zu meinem persönlichen Motto gemacht, unsere Feedback-Kultur umfassender zu gestalten und wahrgenommene Hierarchien aufzubrechen, um in der realen Welt stärker zusammenzuwachsen. Darüber hinaus arbeiten wir an noch mehr Vielfalt in unseren Teams und wollen auch die Vielfalt in unserem Projektportfolio erhalten. Auf diese Weise wollen wir für alle Führungskräfte der präferierte Partner sein und zeigen, dass wir in Bezug auf Qualität und Standards mit externen Beratungsfirmen auf Augenhöhe sind. Andererseits sollen diese Maßnahmen aber auch ein attraktives Signal für interessierte Talente sein, die in die Beratung einsteigen oder wechseln wollen.
Mein persönliches Ziel ist es, mich ständig weiterzuentwickeln, sozusagen meinen Erfahrungskoffer zu füllen. Dazu gehören für mich das absolute Engagement für ECON und die gesetzten Ziele. Die Vision, die ich für ECON habe, ist es, weiterhin die erste und bevorzugte Wahl für das E.ON-Management zu sein und für Kandidaten die attraktivste Inhouse-Beratung auf dem deutschen Markt zu sein. Wir wollen Wert stiften und uns in den meisten Bereichen mit externen Beratern messen können.
Darüber hinaus habe ich eine Familie, Freunde und Hobbys, die es mir ermöglichen, einen Ausgleich zu schaffen. Flexibilität ist mir wichtig, damit ich die Energie und Leidenschaft, die ich für meine Arbeit empfinde, langfristig erhalten kann.
Zur englischsprachigen Version des Interviews mit Patrick Kather