„Wo wir sind, herrscht Aufbruchstimmung.”
Das Werksviertel in der Nähe des Münchner Ostbahnhofes: Wo früher eine große Knödelfabrik stand und zwischenzeitlich Europas größte Party- und Konzertmeile die Massen anzog, entsteht nun ein neues Kreativquartier. Mittendrin im Werk3: Deloitte Digital Ventures. junior //consultant traf sich dort mit Esther Daweke und Nikolay Kolev und unterhielt sich über Geschäftsmodelle, Mitarbeiter und Motivation.
Deloitte Digital, Deloitte Digital Ventures, Deloitte Garage – wenn man sich mit der Digitalstrategie von Deloitte befasst, stößt man auf diese drei Koordinaten. Können Sie kurz erläutern, was sich dahinter verbirgt?
Nikolay Kolev: Deloitte Digital ist unsere Antwort auf die digitale Transformation und existiert als Marke seit über fünf Jahren. Deloitte Digital berät große deutsche Unternehmen und die öffentliche Hand in Digitalisierungsstrategien und entwickelt neue digitale Geschäftsmodelle für und mit den Kunden. Wir bieten End-to-End-Lösungen – vom kreativen Frontend und der strategischen Ausrichtung über die technologische Umsetzung bis hin zu fertigen Geschäftsmodellen. Deloitte Digital Ventures ist seit 2014 als Tochtergesellschaft von Deloitte am deutschen Markt dafür verantwortlich, mit und für Corporates Geschäftsmodelle zu konzipieren und aufzubauen.
Und Deloitte Garage?
Nikolay Kolev: Im angloamerikanischen Raum gibt es einen schönen Ausdruck: Eat your own dogfood. Wenn man beim Kunden immer von Transformation und Veränderung spricht, dann muss man das als Unternehmen erfolgreich vorleben. Das ist die beste Referenz, die man mitbringen kann. In der Deloitte Garage entwickeln wir innovative Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle für die Beratungsindustrie. Wir bündeln die Deloitte-weite Expertise im Bereich Innovation, Digital Business Building und Data Analytics und beraten Kunden unter anderem zu Themen betreffend Big Data und digitale Geschäftsmodelle. Die Garage ist unsere Antwort auf die Frage: Wie transformieren wir unser eigenes Geschäftsmodell.
Wie hat sich das Beratungsgeschäft durch die Digitalisierung verändert?
Nikolay Kolev: Eine reine Beratungsleistung reicht einfach oft nicht aus. Man muss zu Beginn ermitteln, was die digitale Transformation für das Kerngeschäft bedeutet und dann eine Transformationsagenda definieren. Das berührt sehr viele Punkte, inklusive steuerliche und rechtliche Fragen. Ein Beispiel: Wenn Sie ein Unternehmen aufbauen, das hauptsächlich zwischen USA und Japan agiert und auf deutschen Servern läuft, dann müssen Sie sich überlegen, wo die Steuer anfällt.
„Beratung muss tiefer gehen: Man ermittelt, was die digitale Transformation für das Kerngeschäft bedeutet”
Nikolay Kolev, Managing Director bei Deloitte Digital Ventures
Grundsätzlich: Der Wandel gehört dazu. Und die Industrialisierung hat die Welt gravierender beeinflusst, als es die Digitalisierung nun tut. Es gibt aber ein paar Parameter, die sich verändert haben. Einer davon ist der Faktor Zeit. Wenn Sie jetzt anfangen, sich den strategischen Plan für 2030 zu machen und in fünf Jahren anfangen, ihn zu implementieren, dann sind Technologie und Geschäftslogik längst überholt.
Der zweite Punkt ist, dass Sie heute deutlich mehr Detail- und Fachwissen benötigen, um eine Strategie aufzusetzen und Projekte mitbegleiten zu können. Man muss eine Antwort haben, wenn aus dem Vorstand zum Beispiel die Frage kommt: Wo haben Sie denn schon einmal ein Operating-Model aufgebaut für digitale Geschäftsmodelle? Deswegen rücken diese Fähigkeiten viel näher aneinander. Und jetzt kommt die große Frage: Traue ich dem klassischen Implementierungs-Consultant die strategische Denkleistung zu? Vielleicht nicht. Und traue ich dem Strategen das operative Umsetzen zu? Genau aus dieser Mitte kommen wir.
Beratungen werden dadurch immer mehr zu „Full-Service-Anbietern“, die nicht nur die Strategie, sondern auch die Technologie und das Design liefern sollen. Wie bekommt man das hin?
Nikolay Kolev: Unser Anspruch war nicht, immer von Anfang an alles selbst zu können. Im Bereich Creative waren wir zu Beginn nicht so stark aufgestellt und haben deshalb entsprechende Akquisitionen getätigt. Hier sind etwa die US-Agentur Heat zu nennen, die Digital- und Kreativagentur Acne oder jüngst der Company-Builder Makers. Wir analysieren genau, welche Fähigkeiten wir brauchen. Haben wir diese noch nicht an Bord, erweitern wir unser Portfolio. Das begann schon mit der Akquisition des Beratungshauses Monitor. Der Schlüssel zum Erfolg in der digitalen Transformation ist es, die Brücke zwischen Vorstandszimmer und Maschinenraum zu schlagen. Nicht das Theoriepapier ist entscheidend. Was zählt, sind die Ergebnisse.
Was bedeutet das für die Mitarbeiterprofile?
Esther Daweke: Es sind im Grunde drei Profile, die wir bei Deloitte Digital Ventures suchen. Das erste Profil ist der sogenannte Concept-Designer. Wir suchen kreative Leute, die Techniken wie Design Thinking und Rapid Prototyping beherrschen, um Konzepte zu definieren und zu validieren. Das zweite Profil ist der „klassische” Strategieberater, der Konzepte und Produktideen in eine Strategie inklusive Geschäftsmodell übersetzt. Im dritten Profil finden wir schließlich den Business-Builder oder Entrepreneur, der das Geschäftsmodell operativ aufsetzt und skalieren kann.
Diese drei Profile definieren sich nicht unbedingt über den Studienhintergrund, sondern viel mehr über den Mindset. Wichtig ist die Bereitschaft zu sehr teamorientiertem Arbeiten. Wir erwarten auch, dass die Leute offen sind, mit neuen Methoden zu arbeiten. Wenn wir unseren Kunden von agilen Methoden wie Scrum und Kanban erzählen, dann auch deshalb, weil wir sie bei uns selbst anwenden. Wichtig ist, nicht einfach immer nur den ausgetretenen Pfad weiterzugehen, sondern wirklich auch zu schauen, wie wir unser eigenes Business verändern können.
„Wir haben das Glück, in ein sehr positiv aufgeladenes Umfeld reinzukommen. Der Kunde freut sich, dass wir da sind, weil wir partnerschaftlich etwas aufbauen möchten. Das gibt einem enorm viel Motivation.”
Esther Daweke, Consultant Deloitte Digital Ventures
Wenn man sich mit studentischen Unternehmensberatern unterhält oder generell mit Studenten und Absolventen, dann hört man oft: Ich will Verantwortung tragen, ich will eine sinnvolle Tätigkeit. Das Gehalt ist nicht so entscheidend bei der endgültigen Arbeitgeberwahl – sicher auch, weil man sich hier insgesamt auf einem hohen Level bewegt.
Esther Daweke: Bei Deloitte Digital Ventures fokussieren wir uns auf das Aufbauen neuer Geschäftsmodelle. Wo wir sind, herrscht beim Kunden Aufbruchstimmung. Wir haben das Glück, in ein sehr positiv aufgeladenes Umfeld reinzukommen. Der Kunde freut sich, dass wir da sind, weil wir partnerschaftlich etwas Neues erreichen und aufbauen möchten. Das gibt einem enorm viel Motivation und verleiht der Arbeit Sinnhaftigkeit.
Das ist sehr verständlich. So wie Sie das beschreiben, wünscht man sich ja beim Kunden wahrgenommen zu werden.
Esther Daweke: Exakt. In dieser sehr positiven Situation sind wir oftmals aufgrund unseres thematischen Schwerpunktes auf digitaler Innovation. Und trotz dieses Fokus genießen wir die anderen Vorteile, die man als junger Consultant sucht: Die Branchenvielfalt und auch, dass man sich noch nicht auf eine bestimmte Funktion festlegen muss.
„Menschen müssen zu Menschen passen, nicht Menschen zu Unternehmen!”
Nikolay Kolev, Managing Director bei Deloitte Digital Ventures
Wenn man sich als Absolvent nun mit der Frage beschäftigt, bei Deloitte Digital oder Deloitte Digital Ventures einzusteigen. Was würden Sie so einem Kandidaten noch mitgeben wollen?
Esther Daweke: Was mich immer wieder beeindruckt, ist, wie sehr sich unser Team mit Deloitte Digital Ventures identifiziert und zum Erfolg des Unternehmens beitragen möchte. Ich erlebe Junior Consultants, die aktiv zu Sales beitragen und Projektmanagement-Rollen übernehmen. Hier werden Leute gesucht, die Verantwortung tragen möchten – und ganz wichtig: Diese Verantwortung wird auch gegeben, wann immer es vertretbar ist. Ich glaube, darüber definiert sich viel mehr, wen wir suchen, als über feststehende Skillsets.
Nikolay Kolev: Ich würde jungen Leuten sehr gerne an die Hand geben, den Bewerbungsprozess als ein gegenseitiges Kennenlernen wahrzunehmen. Das ist keine Einbahnstraße. Wir glauben, wir haben hier was Tolles aufgebaut und sind da richtig stolz drauf. Wir buhlen nicht um Leute, sondern sagen, guckt euch das mit offenen Augen an. Wir entscheiden nicht alleine, ob Sie zu uns passen. Es geht am Ende immer darum, dass Menschen zu Menschen passen und nicht Menschen zu Unternehmen. Das ist, glaube ich, entscheidend. Also gucken Sie sich an, welche Leute hier sind und arbeiten. Das sind die Kollegen, mit denen Sie mehr Zeit verbringen, als mit allen anderen im Moment.
Esther Daweke, Deloitte Digital Ventures / Deloitte Garage
Als Consultant bei Deloitte Digital Ventures bringt Esther Daweke ihre Erfahrungen im Bereich Business Building, Business Development und Innovationsmanagement ein. Neben ihrer Tätigkeit als Consultant ist die 26-Jährige auch im Recruiting aktiv. Esther Daweke studierte Management an der Stockholm School of Economics und spezialisierte sich auf Entrepreneurship.
Nikolay Kolev, Deloitte Digital
Nikolay Kolev, 36, ist Managing Director bei Deloitte Digital Ventures sowie Partner und Market Lead von Deloitte Digital. Zuvor war er Gründer und Head des A.T. Kearney Labs und hat zahlreiche europäische Unternehmen sowie die öffentliche Hand bei der Digitalen Transformation und bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle begleitet. Sein Fokus liegt auf Business Building und Digital Transformation.
Nikolay Kolev, 36, ist Managing Director bei Deloitte Digital Ventures sowie Partner und Market Lead von Deloitte Digital. Zuvor war er Gründer und Head des A.T. Kearney Labs und hat zahlreiche europäische Unternehmen sowie die öffentliche Hand bei der Digitalen Transformation und bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle begleitet. Sein Fokus liegt auf Business Building und Digital Transformation.