Christian Schmidt, Personalchef bei Cofinpro, im Interview
Im War for Talents kämpfen große und kleine Beratungshäuser um die besten Köpfe. Was ihn selbst von dem Beratungshaus Cofinpro überzeugt hat und nach welchen Mitarbeitern er heute sucht, verrät Personalchef Christian Schmidt.
Herr Schmidt, warum haben Sie sich vor drei Jahren für Cofinpro entschieden?
Ich war damals bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft als Werkstudent im Recruiting und hatte überlegt, dort auch anzufangen – ein großer Name, das war reizvoll. Dann hatte ich ein Bewerbungsgespräch bei der vermeintlich kleinen Cofinpro AG und wusste sofort, dass ich dort arbeiten möchte. Ausschlaggebend war, dass ich bereits in dem persönlichen Gespräch einen sehr guten Einblick in das Unternehmen bekam. Der Funke dieser sehr familiären und offenen Atmosphäre war übergesprungen. Und dann erhielt ich vom ersten Tag an die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und mich eigenständig und eigeninitiativ um mein Thema Recruiting zu kümmern. Ich habe das gesamte Bewerbermanagement und die Organisation von Hochschulkooperationen gemacht. Ich durfte steuern, wie wir an den Arbeitsmarkt herantreten und Kandidaten ansprechen möchten. Ein knappes Jahr später habe ich die Leitung des Personalwesens übernommen. Seither habe ich die fachliche und disziplinarische Verantwortung für das gesamte HR-Team.
Sie haben sich also sehr bewusst für das kleinere Unternehmen entschieden.
Ja, im Hinblick auf den Lebenslauf wäre es damals vielleicht verständlicher gewesen, bei einem der großen Beratungshäuser anzuheuern. Die besseren Perspektiven jedoch habe ich bei Cofinpro. Hier habe ich die Möglichkeit, viel schneller zu lernen, weil ich viel schneller in die Themen eintauche. Ich kann das Unternehmen selbst mitgestalten. Das ist sehr spannend. Cofinpro wurde 2007 gegründet.
Als ich anfing, war das Unternehmen gerade einmal sechs Jahre alt und bereits stark gewachsen. Dieser Prozess dauert an, Cofinpro wird sich auch in den kommenden Jahren weiter verändern und wachsen. Auch ich musste wachsen und mich breiter aufstellen. Neben Recruiting musste ich mir Wissen im Personalbereich aneignen und verstehen, wie Personalentwicklung und -betreuung funktioniert, was das Entscheidende bei Marketing und IT ist. Ich habe gelernt, generalistisch zu arbeiten. Das ist, gerade wenn man in jungen Jahren in eine Führungsrolle aufsteigt, eine enorme Herausforderung. Da helfen im Studium gelernte Führungstheorien nur bedingt. Wie man mit Mitarbeitern umgeht, lernt man in der Praxis. Und so musste auch ich erst meinen eigenen Stil finden.
„90 Prozent der Mitarbeiter besitzen Aktien des Unternehmens – daraus ergibt sich eine andere Sicht auf ’sein‘ Unternehmen.“
Christian Schmidt, Cofinpro
Sie sind gerade einmal 26 Jahre alt. Wie setzen Sie sich als junger Personaler gegen die erfahrenen Mitarbeiter in Ihrem Unternehmen durch? Ist Ihr Alter ein Problem für die Arrivierten?
Es gibt schon aufgrund unserer Unternehmenskultur kein Problem. Bei Cofinpro ist es üblich, dass auch junge Kollegen schnell Verantwortung übernehmen. Unsere Berater starten von Beginn an in den Projekten durch und dürfen eigeninitiativ Themen übernehmen. Wir haben junge Teamleiter und Führungskräfte. Hat jemand bei uns das Potential, übertragen wir gerade jungen Kollegen schnell Verantwortung. Das bringt sie voran und hilft ihnen dabei, den nächsten Schritt in ihrer Laufbahn zu gehen. Dabei sammeln sie notwendige und wertvolle Erfahrungen.
Aber natürlich war es für mich persönlich anfangs schwer, Kollegen zu führen, die deutlich älter und erfahrener sind als ich. Das musste ich lernen. Ich habe mich beispielsweise mit anderen Führungskräften im Unternehmen ausgetauscht und hatte zudem einen Mentor an der Seite, der mich unterstützt hat. Das hilft sehr, denn gerade am Anfang tauchen Situationen auf, in denen man nicht weiß, wie man am besten reagieren soll. Mit der Zeit bin ich sicherer geworden.
Nun sind Sie Personalchef und suchen nach geeigneten Mitarbeitern. Welche Qualifikationen müssen Bewerber heute mitbringen, um in der Consultingbranche zu bestehen?
Die Mitarbeiter sind das entscheidende Kapital eines Unternehmens. Ein Unternehmen kann nur mit den richtigen Mitarbeitern wirklich erfolgreich sein. Um speziell in der Consultingbranche Fuß zu fassen, muss ein Berater heute verschiedene Kompetenzen mitbringen. Er muss sich – im Gegensatz zur Fachkraft – nicht nur in einem bestimmten Themengebiet sehr gut auskennen, sondern darüber hinaus wissen, wie ein Thema strukturiert, methodisch und analytisch angegangen wird. Er muss bereit sein sich in komplexe Inhalte einzuarbeiten und lösungsorientiert arbeiten können.
Wichtig ist natürlich auch der fachliche Schwerpunkt: Das ist im Fall von Cofinpro die Fachberatung im Kredit- und Wertpapierbereich von Banken und Fondsgesellschaften. Dabei kümmern wir uns auch um die IT-Umsetzung, wofür Technologieverständnis notwendig ist. Ein großer Bestandteil der Beraterkompetenz ist nicht zuletzt die soziale Komponente. Dazu gehören ein sicheres Auftreten, eine gute Präsentationsfähigkeit, gute kommunikative Fähigkeiten und die Bereitschaft zum ständigen Austausch mit dem Kunden. Wer dann noch neugierig, lernbereit und flexibel ist, hat das Zeug zum Berater.
Gibt es darüber hinaus etwas, worauf speziell Cofinpro bei einem Kandidaten Wert legt?
Uns ist sehr wichtig, dass die Kollegen menschlich und kulturell ins Team passen. Unsere Berater entsprechend nicht dem typischen Beraterimage. Wir sind eine mitarbeitergeführte Aktiengesellschaft und rund 90 Prozent der Mitarbeiter besitzen Aktien des Unternehmens. Jeder neue Mitarbeiter hat nach bestandener Probezeit die Option, Aktien des Unternehmens zu erwerben. Daraus ergibt sich intern ein Spirit, dass das unser Unternehmen ist. Wir sind allesamt kleine Unternehmer im Unternehmen. Deshalb wollen wir Cofinpro gemeinsam voranbringen. Dieses unternehmerische Denken ist stark bei uns verankert, wir haben ein großes Kostenbewusstsein. Wir fühlen uns füreinander verantwortlich und wollen langfristig für den Kunden da sein.
Inwieweit spielt das Bauchgefühl bei der Personalentscheidung eine Rolle?
In unserem Auswahlprozess haben wir mehrere Stufen: Im ersten Schritt erfolgt ein Telefoninterview, im zweiten ein persönliches Gespräch. Während des persönlichen Gesprächs bearbeitet und präsentiert der Kandidat zunächst eine kleine Fallstudie, ehe wir uns mit ihm unterhalten. Dabei bekommen wir ein Gefühl für den Bewerber. Wir haben ihn dann in verschiedenen Situationen erlebt, uns fachlich und menschlich mit ihm ausgetauscht.
Am Ende des Tages jedoch gehört zu unserer Entscheidung immer auch ein Stück weit das Bauchgefühl. Wir haben intern das Sprichwort: „hire for attitude – train for skills“. Das heißt, wir stellen die Kandidaten unter anderem nach ihrer persönlichen Motivation sowie der Grundeinstellung zur Arbeit und zum Leben ein, das Fachliche bringen wir ihnen während des Jobs und durch unser umfangreiches Trainingsprogramm bei.
Ist es schwer für Cofinpro, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen und gute Mitarbeiter zu finden?
Natürlich fischen wir mit den großen Beratungshäusern aus einem Teich. Wir suchen alle nach ähnlichen Profilen und konkurrieren miteinander. Die Herausforderung als mittelständisches Beratungsunternehmen, das noch nicht so bekannt am Arbeitsmarkt ist, liegt darin, sich gegen die Großen durchzusetzen. Wer als Hochschulabsolvent auf den Arbeitsmarkt kommt, denkt zuerst an die etablierten Beratungshäuser und nicht an Cofinpro. Umso entscheidender ist es, dass wir neue Wege gehen, um diese Kandidaten für uns zu begeistern. Dazu gehört, dass wir unsere persönliche und familiäre Atmosphäre im Bewerbungsgespräch und den Recruitingkanälen vermitteln. Damit gewinnen wir viele Kandidaten – die gerade deshalb von größeren Beratungshäusern zu uns wechseln. Ein weiterer Aspekt ist, die Möglichkeit der frühen Verantwortungsübernahme und Mitgestaltung. Bewerber kommen zu uns, weil sie in ihrem Unternehmen zwei Jahre lang eine bessere Assistenz des Managers waren. Das Projektgeschäft hingegen haben sie kaum mitbekommen. Bei uns lernen sie, wie eine Beratung in der Praxis funktioniert.
Was bietet Cofinpro als Arbeitgeber?
Wir sind ein stark mitarbeiterorientiertes Unternehmen. Wir machen sehr viel für unsere Mitarbeiter, indem wir sie fördern und voranbringen. Unser Trainingsprogramm umfasst 80 Trainings, über alle Kompetenzbereiche eines Beraters hinweg. Wir gestalten die Laufbahn eines Beraters mit und vermitteln ihm frühzeitig Verantwortung. Abgerundet wird das von der bereits angesprochenen, sehr familiären Atmosphäre. Jeder kennt sich persönlich. Wir bringen alle regelmäßig zusammen, indem wir beispielsweise jedes Jahr eine große Weihnachtsfeier veranstalten. Dabei verreisen wir alle zusammen für ein Wochenende – zum Beispiel nach Barcelona, Wien oder Dublin. Ich bezeichne uns gern als eine Art Senior-Start-up: Denn wir agieren einerseits intern wie extern sehr professionell, denken andererseits aber auch sehr unternehmerisch und haben eine lockere Atmosphäre. Wir müssen alle gemeinsam an einem Strang ziehen, um unsere Ziele zu erreichen. Diese Mentalität unterscheidet uns von vielen anderen Häusern.
Christian Schmidt, Cofinpro, Head of Human Resources
Christian Schmidt, geboren am 4. November 1989 im hessischen Limburg an der Lahn, ist seit 2013 bei dem auf Finanzdienstleister spezialisierten Beratungshaus Cofinpro tätig, zunächst als Personalreferent und seit 2014 als Head of Human Resources. Zuvor hat er an der privaten Hochschule ISM Frankfurt/Main das Bachelor-Studium Marketing und Communications Management gemacht. Dabei entdeckte er in einer Vorlesung über Human Resources seine Leidenschaft für das Personalwesen. Zudem absolvierte er ein Praktikum im HR-Bereich einer Bank und arbeitete als Werkstudent im Personalwesen bei einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.