
Ann-Sophie Hammer von Prof. Roll & Pastuch im Interview
Schon im Studium engagierte sich Ann-Sophie Hammer in einer studentischen Unternehmensberatung und fasste nach ihrem Studium direkt Fuß als Beraterin bei Prof. Roll & Pastuch (R&P). Im Interview erzählt sie von ihrem Berufseinstieg, ihrer Entscheidung für eine Boutique-Beratung, den allgemeinen und geschlechterspezifischen Herausforderungen im Consulting und ihrem schnellen Aufstieg.
Ann-Sophie, du hast dich schon während deines Studiums in einer studentischen Unternehmensberatung engagiert. Was hat dich schon so früh am Bereich Consulting fasziniert?
Ich wollte schon immer einen Job, der abwechslungsreich ist, der immer neue Herausforderungen mit sich bringt, in dem ich Verantwortung übernehmen kann und in dem ich an strategischen Themen arbeite. Da passt Consulting ziemlich gut. Die studentische Unternehmensberatung gab hier die perfekte Möglichkeit, das Beratungsumfeld kennenzulernen und zu testen. Der Eindruck hat sich während meiner Praktika bestätigt, was meinen Wunsch, im Consulting zu arbeiten, nochmal verstärkt hat.
Wie kam es dann zur Entscheidung für Prof. Roll & Pastuch?
Im Laufe meines Studiums habe ich durch Praktika verschiedene Arten von Beratungen kennengelernt – Boutique bis große Strategieberatung, spezialisiert bis generalistisch. Hier habe ich für mich mitgenommen, dass mir ein gutes Arbeitsklima mit unterstützender Unternehmenskultur sehr wichtig ist. R&P hat mir das von den ersten Bewerbungsgesprächen bis hin zum Berufsalltag immer wieder gezeigt. Zusätzlich wollte ich mich in meinem Wissen spezialisieren und habe dabei früh an Pricing und Sales gedacht, da es quantitative und qualitative Arbeit gut verbindet. So kam es dann am Ende zu meiner Arbeitgeberwahl.
Wie lief dein Berufseinstieg ab?
Sehr gut. Ich wusste durch meine Praktika sehr genau, auf was ich mich einlasse. Bei meinem Start wurde ich dann zusätzlich durch ein strukturiertes Onboarding und diverse Schulungen optimal vorbereitet. Des Weiteren kam hier auch der starke Teamzusammenhalt ins Spiel. Jeder supportet jeden. In meinen ersten Monaten konnte ich so bereits extrem viel lernen und auf mehreren Projekten arbeiten. Durch die kleineren Projektteams übernimmt man auch schnell viel Verantwortung. Das schätze ich an Boutique-Beratungen extrem.
In vielen Beratungsunternehmen arbeiten weniger Frauen als Männer. Wie nimmst du das wahr?
Beratungen werden vermutlich immer von einer geringeren Frauenquote betroffen sein als andere Unternehmen, aber es gibt natürlich Ansätze, wie es besser werden kann. Dass das sinnvoll wäre, steht ohnehin außer Frage, denn Studien zeigen klar, dass die Einbindung von Frauen zu besseren Entscheidungen und Ergebnissen führt.
Chancengleichheit braucht aktive Arbeit
Ann-Sophie Hammer // Prof. Roll & Pastuch
Für Frauen ist es wichtig, weibliche Vorbilder in Führungsrollen zu sehen – es ist motivierend zu merken, dass es wirklich möglich ist als Frau im Unternehmen eine Führungsposition zu übernehmen. Hier ist dann häufig die Kultur und Mentalität entscheidend. Umso moderner das Mindset des Unternehmens, umso einfacher ist es meist. Aufgrund der noch bestehenden Nachteile, brauchen Frauen auch bewusste Förderung innerhalb von Unternehmen, um diese Führungsrollen zu erreichen. Gleichzeitig müssen Unconscious Biases – also unbewusste Vorurteile – aktiv angegangen werden. Chancengleichheit entsteht nicht aus dem Nichts.
Hilfreich sind auch die bestehenden Netzwerke des eigenen Arbeitgebers und branchenübergreifend. Frauen können sich hier austauschen, gegenseitig supporten und Tipps geben.
Ein Thema in der gesamten Branche ist aber auch weiterhin die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Denn es zeigt sich, dass einige Beratungen in den unteren Hierarchieebenen gleichgestellt aufgebaut sind, dies aber ab Projektleitungsebene kippt. Grund ist häufig, dass Männer aus der Elternzeit in Vollzeit zurückkehren, Frauen aber nicht. Hier braucht es dann beispielsweise sinnvolle Teilzeitkonzepte.
Gibt es deiner Meinung nach noch immer Nachteile als Frau im Berufsalltag?
Ja, durchaus. Durch die steigende Anzahl an weiblichen Kolleginnen wird es kontinuierlich weniger, aber Gleichstellung ist noch nicht erreicht. Die unbewussten Vorurteile spürt man durchaus in verschiedenen Kontexten. Wie gesagt, benötigt es hier einen aktiven Änderungswillen, um diese Benachteiligung zu beenden. Als Gesellschaft sollten wir gemeinsam daran arbeiten!
Gibt es spezielle Initiativen für Frauen bei Prof. Roll & Pastuch?
Ja, wir haben sowohl unseren internen Austausch zwischen allen Beraterinnen einmal im Monat als auch eine Coaching-Serie „Women in Leadership“. Wir können uns hier intern unterstützen, haben aber auch innerhalb der Coaching-Reihe sehr viel von Dr. Carol Del Vitto lernen können, die unter anderem auch BMW, Siemens und Berylls als Coachin unterstützt.
Wie genau kann man sich dieses „Women in Leadership“-Coaching vorstellen?
In insgesamt 15 Sitzungen über sechs Monate hinweg, wurden wir in verschiedenen Leadership-Aspekten analysiert und trainiert. Führung ist kein angeborenes Talent, sondern eine Fertigkeit, die über Erfahrung und Methoden trainiert werden kann. Genau das haben wir getan. Ein Thema war aber auch, wie Frauen am besten mit geschlechtsspezifischen Vorurteilen umgehen können. Gerade in einem sehr männlich geprägten Berufsfeld ist das wichtig zu wissen.
Nun zu deinem Job: Welche Schwerpunkte hat deine Tätigkeit?
Projektarbeit nimmt natürlich einen großen Raum ein als Beraterin. Die Tätigkeit ist dabei vielfältig, zum einen durch die unterschiedlichen Branchen, zum anderen durch verschiedene Projektschwerpunkte und Anforderungen. Genau der Grund, weshalb ich mich für die Beratung entschieden habe. Hinzu kommt – und das ist der Vorteil einer etwas kleineren Beratung – die Arbeit an dem Unternehmen selbst. Durch die etwas kleinere Größe und das gute Teamgefüge kann ich mich seit Beginn an auch in anderen Bereichen einbringen und dadurch die Entwicklung von Prof. Roll & Pastuch mitgestalten.
Was war dein spannendstes Projekt?
Da gibt es gleich zwei, zwischen denen ich mich nicht entscheiden kann. Gleich am Anfang gab es ein Projekt bei einem großen Maschinenbauer, das thematisch viel abgedeckt hat. Es wurde sowohl an einer neuen Listenpreislogik als auch an dem internationalen Preissystem und den Konditionen gearbeitet – ein kleiner Rundumschlag im Pricing, der für mich sehr viel Potenzial zum Lernen geboten hat. Das zweite Projekt ist eine Sortimentsoptimierung inklusive des Aufbaus eines Eigenmarkenkonzepts eines Handelsunternehmens. Inhaltlich also nochmal etwas ganz Anderes, wieder sehr lehrreich und mit spannendem Prozess.
Du bist vor wenigen Monaten zur Senior Consultant befördert worden, nach nicht einmal anderthalb Jahren. Das ist extrem schnell, oder?
Normalerweise dauert es etwas länger, das stimmt. Aber ich durfte in Projekten früh Verantwortung übernehmen und lerne schnell dazu. So bin ich zügig in die Position gekommen, eine wichtige Rolle in Projekten innezuhaben. Diesem Vertrauensvorschuss wollte ich unbedingt gerecht werden und ich glaube, das ist mir ganz gut gelungen, wie die Beförderung zeigt.
Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Skills als Beraterin?
Für mich persönlich gibt es da drei Ebenen. Das eine sind die Hard Skills, also ein sehr gutes quantitatives Verständnis zu haben sowie sicher im Umgang mit Datenanalyse- und Aufbereitungstools zu sein.
Der zweite Punkt sind People Skills, also die Fähigkeit, mich in den Kunden hineindenken zu können, um so auf seine Anforderungen und Zielsetzungen passend eingehen zu können.
Und als drittes die Soft Skills. Ein gesundes Selbstbewusstsein sowie ein gutes Ausdrucks- und Kommunikationsvermögen sind für das Auftreten wichtig, um die eigene Expertise auch nach außen vermitteln zu können.
Für die Projektarbeit ist es zudem wichtig, dazu in der Lage zu sein, die Herausforderungen der Kunden schnell zu erfassen und pragmatische Lösungen zu entwickeln.
Die thematische Expertise der jeweiligen Unternehmensberatung kann meist über die Zeit sehr gut entwickelt werden. Wer die oben genannten Kompetenzen mitbringt, wird damit keine Probleme haben.
Meine Empfehlung: Ein Praktikum als Praxistest, denn Consulting ist kein klassischer Nine-to-five-Job und hat spezielle Anforderungen
Ann-Sophie Hammer // Prof. Roll & Pastuch
Auf welche Herausforderungen müssen sich Menschen einstellen, die sich dafür entscheiden, im Consulting zu arbeiten?
Consulting ist kein klassischer Nine-to-five-Job. Wer im Arbeitsalltag konstante Struktur und geregelte Arbeitszeiten benötigt, für den ist die Beratung nichts. Es gibt immer wieder neue Aufgaben und Herausforderungen. Das macht es für mich so reizvoll. Damit geht aber auch einher, dass es immer wieder Phasen gibt, in denen es intensiver wird. Oft gibt es kurzfristige Anfragen und der Tag läuft selten so, wie morgens geplant. Da hilft eine hohe Resilienz, aber auch ein starkes Team, das sich gegenseitig supportet. Das Gefühl, wenn ein großes Projekt geschafft ist, in das viel Herzblut gesteckt wurde, ist dann aber einfach super!
Was ich allen, die sich für den Job interessieren, ans Herz legen würde, ist, mindestens ein Praktikum in einer Beratung zu machen, bevor die Entscheidung für eine Festanstellung getroffen wird. Der Job hat spezielle Anforderungen und ohne den Praxistest empfinde ich es als unmöglich, wirklich zu wissen, ob der Beruf langfristig etwas für einen ist.
Was erhoffst du dir für deine berufliche Zukunft?
In erster Linie, dass es nie langweilig wird. Der Abwechslungsreichtum und die vielen Gelegenheiten Neues zu lernen, machen für mich den Reiz des Jobs als Beraterin aus. Aber auch den Zusammenhalt im Team empfinde ich als sehr bereichernd. Diese Mentalität möchte ich nicht missen. Mittelfristig würde ich mich noch über etwas mehr weibliche Verstärkung in der gesamten Branche freuen. Davon können alle Seiten nur profitieren.
Ann-Sophie Hammer // Prof. Roll & Pastuch
Ann-Sophie Hammer, Jahrgang 1997, hat International Business Administration and East Asian Studies an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen studiert und ihren Master in Management an der Nova School of Business and Economics in Lissabon absolviert. Seit Sommer 2023 arbeitet sie bei Prof. Roll & Pastuch als Beraterin. In ihrer Freizeit spielt sie Tennis und beschäftigt sich gerne mit kreativen Hobbies.
Dieser Artikel ist auch erschienen in der Printausgabe junior //consultant 1-2025