Gemeinsam im Team Erfolg zu haben und die Früchte der Arbeit sehen zu können – für viele Naturwissenschaftler wichtige Gründe, von der Forschung in die Wirtschaft zu wechseln.
Anna Bode hat in ihrer akademischen Ausbildung mehrere Jahre Laborbetrieb erlebt. Nach der Promotion wechselte sie jedoch schnell das Terrain und schloss sich der Strategieberatung A.T. Kearney an. Das erworbene wissenschaftliche Know-how fungiert nun als wichtiges Rüstzeug, wie sie im Interview mit David Lins erzählt.
Erst einen Bachelor in Biowissenschaften absolviert, dann den Master nachgelegt und anschließend noch in den Neurowissenschaften promoviert – das klingt so, als wollten Sie schon immer Unternehmensberater werden. Im Ernst: Was wollten Sie eigentlich „später” beruflich machen?
Gute Frage! Mir war sehr wichtig, dass ich etwas studiere, was mich inhaltlich wirklich interessiert und wofür ich mich begeistern kann. Allerdings war ich mir bereits zu Beginn meines Studiums nicht sicher, ob ich später in der Forschung arbeiten möchte. Deswegen hatte ich damals bereits andere Berufsfelder im Hinterkopf, aber an Unternehmensberatung habe ich zu dem Zeitpunkt noch nicht gedacht.
Wann kam es zum ersten Kontakt mit dem Thema Beratung und Ihrem jetzigen Arbeitgeber?
Ich habe mich während meines Studiums in der btS engagiert, Deutschlands größter Life-Sciences-Studenteninitiative. In diesem Rahmen habe ich verschiedene Berufsfelder für Naturwissenschaftler kennengelernt, unter anderem auch den Bereich der Unternehmensberatung. Darüber hinaus habe ich Freunde und Bekannte, die in der Branche arbeiten. So hatte ich bereits früh die Möglichkeit, viele Informationen zum Arbeitsalltag aus erster Hand zu erfahren. Lange Rede, kurzer Sinn: Am Ende meiner Promotion konnte ich mir sehr gut vorstellen, als Beraterin zu arbeiten. Und ich bin nicht enttäuscht worden!
Haben Sie sich denn nach der Promotion noch anderweitig orientiert – oder ging es dann sehr schnell?
Ich bin direkt nach meiner Promotion bei A.T. Kearney eingestiegen. Ich habe also den Sprung vom Labor in die Beratung ohne Umwege gewagt.
„Mir war wichtig, tagtäglich im Team zu arbeiten und zu sehen, welche Bedeutung meine Arbeit hat.“
Dr. Anna Bode, A.T. Kearney
Was hat Ihre Entscheidung pro Consulting ausgelöst, was hat Sie am Ende überzeugt?
Hauptgrund war die Vielfalt der Themen, denen man in der Unternehmensberatung begegnet: Von verschiedenen Industrien über internationale Projekte bis hin zu interdisziplinären Teams. Ebenso wichtig war es mir, tagtäglich eng im Team zusammenzuarbeiten und etwas zu bewegen, also direkt zu sehen, welche Bedeutung meine Arbeit hat.
Wie sieht denn so das Tagesgeschäft bei Ihnen aus? Welche Projekte haben Sie zuletzt unterstützt?
Ich bin aufgrund meines fachlichen Hintergrunds vorwiegend in der Pharma- und Chemieindustrie unterwegs, werde aber auch immer wieder in anderen Industrien eingesetzt, um ein breites Grundlagenwissen zu erlangen. Thematisch kann das alles sein, von der Entwicklung von langfristigen Strategien bis hin zu operativen Themen, wie zum Beispiel der Optimierung von Einkaufsprozessen.
Was sind dann konkret Ihre Aufgaben?
Als Berufseinsteigerin analysiere ich Markt- und Unternehmensdaten und bereite diese in enger Zusammenarbeit mit dem Klienten auf. Darüber hinaus zählt natürlich auch die Präsentation der erarbeiteten Ergebnisse zum Aufgabenbereich eines jungen Beraters. Ganz wichtig: Man unterstützt das Team vom ersten Tag an als vollwertiges Mitglied und hat auch bereits Verantwortung für Teilprojekte. Oberstes Ziel ist es immer, die Erwartungen des Klienten zu erfüllen, am besten sogar noch zu übertreffen.
Sie sind als Expertin auf einem bestimmten Gebiet in die Beratung gekommen. Was bringt Ihnen die akademische Ausbildung und Ihr erworbenes Know-how?
Ich habe in meinem Studium gelernt, strukturiert und analytisch zu denken sowie selbstständig und zielorientiert zu arbeiten, insbesondere in meiner Promotion. Das ist für meine Arbeit als Beraterin immens wichtig. Im Rahmen meines studentischen Engagements konnte ich mir außerdem die notwendigen Soft-Skills aneignen. Sich regelmäßig mit aktuellen Wirtschaftsthemen zu beschäftigen hilft natürlich auch, um ein gewisses unternehmerisches Denken zu entwickeln. Alles Weitere habe ich dann „on the job“ gelernt.
Und „off the job”? Wieviel Freizeit lässt Ihnen die vermutlich sehr fordernde Tätigkeit?
Mein Job ist fordernd, aber das ist genau das, wonach ich gesucht habe. In jedem Projekt lerne ich neue Menschen und Themen kennen. Alles andere wäre mir zu langweilig. Dementsprechend ist natürlich auch die Lernkurve sehr steil.
Dadurch, dass wir von Montag bis Donnerstag beim Klienten vor Ort sind, ist mein Sozialleben unter der Woche natürlich leicht eingeschränkt. Freitags hingegen arbeite ich oft von unserem Berliner Büro aus. Das ist immer wieder eine gute Gelegenheit, um sich mit seinen Kollegen auszutauschen. Eine intensive Woche bedeutet für mich aber auch, dass ich mich dann noch mehr aufs Wochenende freuen und die freien Momente noch mehr genießen kann. Außerdem bietet A.T. Kearney verschiedene Optionen wie zusätzlichen Urlaub, flexible Arbeitszeiten oder sogar eine längere Auszeit, um Privatleben und Beruf besser vereinbaren zu können.
Aus Ihrer Sicht als „Betroffene”: Wie wichtig ist es, promoviert zu haben?
Eine Promotion ist kein Muss, schadet aber auch nicht. Mir war es wichtig zu promovieren und den Laborbetrieb über mehrere Jahre hinweg hautnah zu erleben, sodass ich im Anschluss eine klare Entscheidung dafür oder dagegen treffen kann. Obwohl ich mich gegen eine wissenschaftliche Tätigkeit entschieden habe, habe ich meine Promotion noch keinen Tag lang bereut. Davon abgesehen kann man aber auch bei A.T. Kearney ein Promotionsprogramm absolvieren oder sogar einen MBA machen.
Dr. Anna Bode, A.T. Kearney
Anna Bode hat eine klassische naturwissenschaftliche Ausbildung absolviert: Nach dem Bachelor in Biowissenschaften an der Universität Münster und dem Master in Molecular Biosciences an der Universität Heidelberg, promovierte sie schließlich in den Neurowissenschaften am Queensland Brain Institute in Brisbane, Australien. Seit 2014 arbeitet die 29-Jährige für die internationale Strategieberatung A.T. Kearney.