Starthilfe bei den ersten Weichenstellungen
Der Start in den Beruf ist gekennzeichnet von vielen Fragestellungen und Herausforderungen. Dieser Beitrag von Andreas Fritz, der neben seiner Tätigkeit als Consultant den Blog Beraterleben betreibt, soll helfen, Junior Consultants besser aus den Startlöchern zu bringen.
Es gibt Leute, die werden Berater, weil sie es am Anfang ihrer Karriere für ein gutes Sprungbrett halten. Vielleicht locken auch die Einstiegsgehälter oder die Chance, schnell viel Neues lernen zu können. Oder sie wollen sich selbst etwas beweisen. Möglicherweise ist der Grund aber auch, weil ihre Freunde in die Beratung gegangen sind.
Und es gibt Leute, die gehen in die Beratung, weil sie Menschen und Unternehmen wirklich helfen wollen, besser zu werden. Die Motivation ist meiner Meinung nach definitiv das Wichtigste, um mittel- bis langfristig in der Beratung erfolgreich zu sein. Allerdings gibt es für einen gelungenen Start in die Beratung noch andere Faktoren, die mit entscheidend sind.
Es sind einfache Mechanismen, die jeder für sich nutzen kann, um seinen Einstieg noch erfolgreicher zu machen. Was meine ich damit?
Positionieren Sie sich
Schon vor einer Bewerbung auf irgendeinen Job sollten Sie sich einige Fragen stellen. Wo liegen meine Stärken und Schwächen? Woran habe ich Spaß? Und welche Nischen sind gefragt? Sich diese drei Fragen möglichst präzise zu beantworten, ermöglicht Ihnen, sich zu positionieren. Diese ist die Schnittmenge aus dem, was Sie gut können, Ihrer Leidenschaft und einer hohen Nachfrage am Beratermarkt.
Wenn Sie sich klarmachen, was sie können, wollen und wie das in den Markt passt, fällt Ihnen der Einstieg in die Beratung direkt deutlich leichter. Einerseits sind so für Sie wesentlich weniger Bewerbungen nötig als sonst, weil nur eine Handvoll von Stellen in Ihren optimalen Bereich fallen. Andererseits werden Sie sich mit mehr Ausdauer und Einsatzbereitschaft hinter ein Thema klemmen, das Ihnen gut liegt und gut gefällt. Und das verschafft Ihnen schnell Erfolgserlebnisse bei den ersten Beratungsaufträgen.
Sollte Ihnen die Suche nach einer solchen Positionierung schwerfallen, dann können Ihnen zwei Dinge weiterhelfen:
Ihre eigenen Fähigkeiten und Ihre Leidenschaft für etwas sind oft eng aneinandergekoppelt. Was Ihnen auf Anhieb leicht fällt, kann Ihnen auch schnell Spaß machen. Und woran Sie Freude haben, da knien Sie sich auch mehr rein und werden schnell besser. Nutzen Sie diese Wechselwirkung für sich! Sie können deshalb ruhig mit etwas anfangen, das Sie gut können, aber was auf den ersten Blick nicht besonders attraktiv aussieht. Der Appetit kommt manchmal erst beim Essen.
Der zweite Gedanke dreht sich darum, was in Ihrer Macht steht. Schwer beeinflussen können Sie Angebot und Nachfrage auf dem Beratungsmarkt. Ihre Begeisterung für Themen schon eher. Aber am meisten können Sie Ihre Fähigkeiten beeinflussen. Egal ob Buchhaltung, Programmierung, Marketing oder Mitarbeiterführung: Mit entsprechendem Zeiteinsatz können Sie lernen, was immer Sie möchten.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich eine Marktrecherche lohnt. Was ist gerade gefragt und wo gibt es wenig Angebot? Ihre Fähigkeiten müssen Sie deshalb gegebenenfalls anpassen. Gerade weil Sie in der Beratung mit immer neuen Themen konfrontiert werden, wird das auch in Zukunft nötig bleiben.
Machen Sie sich klar, wohin Sie wollen
Wissen Sie, warum so viele Studenten in den letzten Semestern ihr Studium abbrechen? Ich selbst stand kurz davor. Im vorletzten Semester habe ich alle Klausuren geschmissen. „Wieso lerne ich diesen Mist überhaupt? Das meiste davon brauche ich doch eh nie wieder!“ Ich hatte anscheinend vergessen, warum ich das Studium ursprünglich mal begonnen hatte.
Nach einem eher praktisch orientierten halben Jahr mit vielen Nebenjobs wusste ich es wieder. Bis ich mich wieder daran erinnert habe, was ich mit dem Studium alles anfangen wollte. Ich wollte Leuten weiterhelfen. Und zwar mit dem, was ich gelernt hatte. Um das tun zu können, hatte ich das Studium als besten Weg für mich ausfindig gemacht. Damit hatte ich meine Perspektive wieder. Weil ich mir das übernächste Ziel gesteckt hatte, als Berater zu arbeiten, war mein nächster Schritt wieder klar: Studium beenden!
Diese fehlende Perspektive ist auch oft der Grund, warum Leute den Job kündigen. Wenn Ihnen das nicht zu schnell passieren soll, dann heißt also das Motto „Höher Zielen als Schießen“. Und das schon bei dem ersten Job. Stellen Sie sich bei der Bewerbung und im Vorstellungsgespräch die Fragen: Was für Perspektiven habe ich hier? Wohin kann und möchte ich mich mal entwickeln?
Und damit meine ich nicht die übliche Karriereleiter vom Junior zum Senior zum Partner. Sondern viel eher: Welche Themenbereiche und Aufgaben können mir gefallen, in die ich hier in Zukunft reinwachsen kann? Und wie wirken die Leute auf Sie, die das heute hier schon machen? Malen Sie sich aus, das wären Sie …
Schaffen Sie zügig erste Ergebnisse
Wenn Sie als Berater starten, dann raten Ihnen erfahrener Kollegen oft: „Stellen Sie überlegte Fragen und hören Sie gut zu.“ Dem kann ich in zunächst nur beipflichten. Und gleichzeitig ist das nur die halbe Miete. Es ist mindestens genauso wichtig, dass Sie wohlüberlegt und zügig erste Ergebnisse schaffen. Denn was nützen Ihnen Ihre intellektuellen Pferdestärken, wenn Sie sie nicht auf die Straße bekommen?
Stellen Sie sich vor, Sie laufen spät nachts nach Hause. Alles ist dunkel, kein Mensch weit und breit. Sie kommen an eine Ampel und es ist rot. Nirgendwo ist ein Auto oder irgendwer anders in Sicht. Gehen Sie über die Straße? Oder warten Sie ab, bis es grün wird?
Einer ähnlichen Frage werden Sie im Beratungsalltag ständig begegnen. Sie können Ihre Zeit sehr frei nutzen. Als Gegenleistung erwarten Ihr Chef und Ihren Kunden dafür Ergebnisse. Laufen Sie nun mit jeder kleinen Entscheidung zum Chef oder Kunden, um sich eine Genehmigung abzuholen? Und wann handeln Sie eigenverantwortlich?
Zu oft werden Themen noch mal besprochen und abgeklärt, obwohl sie total unwichtig sind. Oder sie sind leicht wieder rückgängig zu machen. Und dann lohnt es sich, wenn Sie handeln und am Ende nur noch leicht nachjustieren. Hierfür hat sich eine einfache Entscheidungsmatrix bewährt. Die ist unterteilt in wichtig oder unwichtig und in leicht änderbar und schwer änderbar.
Entscheiden Sie deshalb bei den leicht änderbaren Aufgaben selbst so vernünftig wie möglich. Und erlauben Sie sich, zu handeln. Vertrauen Sie dabei auf Ihren eigenen gesunden Menschenverstand. Am Ende müssen Sie es nur vor Ihrem Chef oder Kunden vertreten können.
Angenommen Sie sollen eine Infografik erstellen: Die grobe Skizze steht und Sie fangen einfach an. Ob ein Element rot oder blau ist, das lässt sich hinterher noch anpassen. Oder Sie sollen ein System konfigurieren und Sie wissen bei ein paar Einstellungen nicht, wie sie gewünscht sind. Wie würden Sie es machen, wenn es Ihr System wäre? Und später sprechen Sie dann über die Ergebnisse.
Sind Aufgaben allerdings wichtig und nicht mehr so leicht rückgängig zu machen, lohnt es sich, wenn sie nachhaken. Es sollte nicht zu kurz kommen, alles Wichtige gründlich zu klären. Hinterfragen Sie die Ziele. Was soll sich durch meine Aufgabe ändern? Ist das tatsächlich zielführend oder sind Alternativen sinnvoller? Behandeln Sie hier auch Ihren Chef wie einen Kunden und klären Sie die Ziele.
Andreas Fritz, www.beraterleben.net
Andreas Fritz arbeitet mit IT- und Revisionsleitern daran, ihre Konzernsicherheit zu verbessern. Weil er selbst anfangs durch einen Mentor unterstützt wurde, teilt er seine Erfahrungen als Berater auf dem Blog www.beraterleben.net.
Gleichzeitig bietet er Unternehmensberatungen ein Training an, um ihre Junior Consultants möglichst schnell auf Flughöhe zu bringen.