Zwei Ex-McKinsey- und BCG-Interviewer erklären, wie Bewerber bei den Bewerbungsgesprächen bei den Interviewern von Strategieberatungsunternehmen punkten
Der Boom der Unternehmensberatungsbranche wirkt sich auch auf die Stellenausschreibungen der Beratungshäuser aus: Es sind viele neue Stellen zu besetzen und auch die Top-Strategieberatungsfirmen gehen intensiv auf Bewerbersuche. Auch aufseiten der Interessenten herrscht eine große Nachfrage – die zu besetzenden Stellen sind also sehr begehrt. Dabei gibt es sowohl Bewerber, welche die Strategieberatungsunternehmen bereits seit Jahren verfolgen, aber auch solche, bei denen dieser Wunsch erst kürzlich entstanden ist. Der Wettbewerb um freie Stellen bei den renommiertesten Unternehmen in der Beratung ist also sehr groß.
Die erste Hürde für Bewerber ist es, nach dem Abschicken der Bewerbung zu einem Bewerbungsgespräch bei dem ausgewählten Unternehmen eingeladen zu werden. Sehr viele scheitern leider schon hier und bekommen bald nach dem Absenden ihrer schriftlichen Bewerbung eine Absage. Einige glückliche Bewerber dürfen sich in einem persönlichen Gespräch beim Unternehmen vorstellen – doch damit ist das Ziel noch lange nicht erreicht. Denn die Mehrzahl der Bewerber scheitern in diesen Gesprächen. Dies liegt jedoch nicht daran, dass die grundlegenden Qualifikationen der Bewerber nicht ausreichen, sondern vielmehr an der enormen Selektivität in den Interviews. Nur wer jeden einzelnen seiner Interviewer restlos überzeugt, bekommt am Ende ein Angebot. Erfolgreich sind hier also nur die Besten der Besten. Aus diesem Grund ist es sehr empfehlenswert, sich gründlich auf diese Gespräche vorzubereiten.
Dr. Sidi Koné und Dr. Jörn Kobus kennen sich mit Bewerbungsgesprächen bei Strategieberatungsunternehmen bestens aus. Die Experten arbeiteten viele Jahre lang als Senior Berater und Interviewer bei McKinsey und der Boston Consulting Group (BCG) und haben hunderte Bewerbungsgespräche geführt. Durch die langjährige Erfahrung wissen die Experten, worauf Bewerber achten müssen, um sich bei den renommiertesten Strategieberatungshäusern erfolgreich zu bewerben und verraten Ihnen in diesem Artikel 5 Tipps.
Wonach suchen Strategieberatungsunternehmen?
Die Experten betonen, dass es für die Bewerber von zentraler Bedeutung ist, zu verstehen, nach welchen Qualitäten gesucht wird. Nur so können sie sich optimal auf das Gespräch vorbereiten. Darüber hinaus müssen sie aber auch wissen, wie diese Qualitäten getestet werden. Wer nicht versteht, nach welchen Qualitäten Strategieberatungsunternehmen Ausschau halten, der kann diese auch nicht erfüllen. Damit Bewerber diese Voraussetzungen erfüllen, sind drei Punkte von besonderer Bedeutung: Ein detailliertes Problemverständnis muss entwickelt werden, man muss gemeinsam mit dem Kunden eine analytische Lösung des Problems finden und es muss eine kundengerechte Kommunikation entlang der Problemlösung gegeben sein.
Auswendiglernen ist hier nicht der Schlüssel zum Erfolg
Aufgrund des Internets gibt es heutzutage eine massive Informationsüberflutung, die für viele Bewerber zunächst verlockend klingt. Viele stellen hier das sogenannte Schema F bereit, das scheinbar berechenbaren Erfolg verspricht. „Replizieren, was andere lehren, hat vielleicht in der Schule und zum Teil auch an Universitäten zum Erfolg geführt – in der Strategieberatung sieht es jedoch anders aus. Hier hilft es nichts, stupides Wissen auswendig zu lernen, da dieses Wissen bei der Arbeit im Unternehmen jeweils situationsgemäß angewandt werden muss. Das bedeutet, dass die Bewerber ein Problemverständnis entwickeln müssen, welches sie jederzeit auf eine neue Situation anwenden können“, erklärt Dr. Jörn Kobus.
In der Regel finden bei den Strategieberatungsfirmen drei bis acht Bewerbungsgespräche statt, welche jeweils eine Stunde dauern. Im Kern fragen die Unternehmen in diesen Gesprächen zwei grundlegende Punkte ab. Zum einen möchten sie erfahren, welche relevanten Fähigkeiten die Bewerber für die Tätigkeit im Unternehmen mitbringen. Dabei wird häufig auch nach den bisherigen Erfahrungen in konzeptionellen, strategischen, oder analytischen Arbeitsbereichen gefragt. Darüber hinaus möchten die Unternehmen wissen, wie sich der Bewerber seine Zukunft vorstellt und wie kompatibel diese Pläne mit dem Strategieberatungsunternehmen sind. Gerade bei dem zweiten Punkt schwächeln die meisten Bewerber, denn auch hier nutzen die Bewerber sehr häufig auswendig gelernte Floskeln, welche sie im Internet oder aus Ratgebern zitieren. Stattdessen wäre es besser, überzeugend darzulegen, wie die eigene Zielsetzung aussieht und wie die entsprechende Beratung diese Ziele auch wirklich unterstützen kann. Damit punkten die Bewerber beim Interviewer.
Die Fragen der Bewerber
„Am Ende eines solchen Beratungsgespräches haben die Bewerber meistens noch die Gelegenheit, ihre Fragen an den Interviewer zu stellen. Leider überlegen sich die meisten von ihnen hierbei nicht, welche Fragen aus der Perspektive des Interviewers angebracht wären. Oftmals stellen sie belanglose Fragen, welche sie sich mit einer kleinen Google-Recherche oder einer Rückfrage im HR-Bereich der Beratung selbst hätten beantworten können. Meistens liegt dies daran, dass sie nicht ausreichend vorbereitet sind und somit lediglich versuchen, die Zeit zu füllen und eine halbwegs kluge Frage zu stellen. Beeindrucken können sie den Interviewer mit einer solchen Frage jedoch in der Regel nicht“, verrät Dr. Sidi Koné.
Stellen Sie keine belanglose Fragen, welche sie sich mit einer kleinen Google-Recherche oder einer Rückfrage im HR-Bereich der Beratung selbst hätten beantworten können
Dr. Sidi Koné
Stattdessen sollten die Bewerber den Interviewer lieber etwas fragen, was den eigentlichen Job und vor allem die damit verbundenen persönlichen Erfahrungen des Interviewers betrifft. So könnten sie beispielsweise fragen, was den Job aus Sicht des Interviewers tatsächlich ausmacht oder wie es für jemanden ist, dort zu arbeiten. Auch mit der Frage, wie es sich anfühlt, ein Berater in einem solchen Strategiehaus zu sein, kann man den Interviewer in der Regel beeindrucken.
Die richtigen Schwerpunkte legen
In der Vorbereitung wird der Fokus häufig auf die falschen Schwerpunkte gelegt. Beispielsweise üben viele Bewerber vor dem Gespräch schnelles Kopfrechnen. Dabei sind andere Qualitäten wie beispielsweise ein methodisch sauberes, zahlenbasiertes Analysieren von Daten viel bedeutsamer. Ferner ist es wichtig, diese Analysen klar und nachvollziehbar zu gestalten, sodass der Interviewer dem Bewerber auch folgen kann. Denn am Ende geht es immer darum, eine Situation des Beratungsalltags zu simulieren. Wenn die Bewerber alles richtig machen, dann sind es am Ende die Kunden, die vor ihnen sitzen und die sie mit ihrer Zahlenanalyse überzeugen müssen. Wenn der Kunde der eigenen Darbietung nicht folgen kann, so ist es immer die Schuld des Beraters, und zwar auch dann, wenn die zuvor erstellte Rechnung komplett richtig ist.
Sidi Koné und Jörn Kobus
Dr. Sidi Koné und Dr. Jörn Kobus waren als langjährige Berater und Interviewer bei BCG und McKinsey aktiv und kennen den gesamten Interviewprozess mit all seinen Hürden. Daher haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, Bewerber bei großen Strategieberatungen wie McKinsey, BCG und Bain auf ihre Jobinterviews vorzubereiten. Dafür nutzen sie das eigens entwickeltes Programm The MBB Offer Machine, das die Chancen auf eine Anstellung deutlich steigert.