Johanna Maria Müller von Deloitte über Möglichkeiten und Chancen der beruflichen Vernetzung
Networking – für viele Young Professionals eine Blackbox. Wie soll man es konkret angehen und wie viel Erfahrung braucht man dafür? Nichts spricht dagegen, auch als BerufseinsteigerIn bereits damit zu beginnen. Ein Beitrag von Johanna Maria Müller von Deloitte.
Das persönliche Netzwerk aufbauen – kaum ein Karriereratgeber oder -artikel, der das nicht empfiehlt. Nicht ohne Grund. Durchs Networking kommt man mit Gleichgesinnten der eigenen oder anderer Branchen zusammen, kann sich austauschen und voneinander lernen. Netzwerk-Kontakte unterstützen sich gegenseitig und können dabei helfen, spannende Jobs zu finden. Klingt super, wenn man das so hört. Aber wie kommt man als BerufseinsteigerIn zu einem starken persönlichen Netzwerk? Gerade als Young Professional fragen sich viele: „Was kann ich in einem Netzwerk schon beitragen? Das ist ja eher etwas für erfahrenere Personen.“ Klar ist das persönliche Netzwerk etwas, das sich oft über Jahre entwickelt. Das sollte BerufseinsteigerInnen aber nicht davon abhalten, jetzt schon mit dem Networking zu starten.
Hierar-was?
Die Zeiten von Networking in exklusiven Kreisen sind größtenteils vorbei. Viele Communities organisieren sich ganz bewusst hierarchieübergreifend. Berufserfahrene und -anfängerInnen können viel voneinander lernen: Für EinsteigerInnen ist es spannend, den Erfahrungsschatz von Berufserfahrenen anzuzapfen. Im Gegenzug sind gerade in Zeiten digitaler Transformation auch ihre Ideen und ihr frischer Blick auf viele Dinge für Berufserfahrene wertvoll. Aus diesem Austausch können spannende Impulse entstehen.
Deswegen kann man hier auch mit weniger Berufserfahrung mutiger an die Sache herangehen. Ist man doch unsicher, hilft es vielleicht sich klarzumachen: Welche Erfahrungen habe ich selbst gesammelt, die andere Personen nicht haben und die für sie hilfreich sein könnten? Was könnte andere an meinen persönlichen und beruflichen Stationen interessieren? Und was kann ich wiederum von neuen Kontakten für meine eigene Karriere mitnehmen? Beim Networking spielt der berufliche Titel oder die Position in den meisten Fällen auch nur eine Nebenrolle. Es geht vielmehr darum, andere Personen kennenzulernen und gemeinsame Interessen zu entdecken.
Erste digitale Touchpoints
Wie aber starten mit dem Networking? Gerade soziale Netzwerke wie Twitter oder LinkedIn helfen dabei, sich mit interessanten Personen zu verbinden. Auch im Digitalen gilt: Menschen interessieren sich für die Person hinter den Profilen und nicht für die glatte Business-Version. Hier kann man neben seiner Fachexpertise auch seine Persönlichkeit oder seinen Humor zeigen. Indem man auf die Inhalte seiner Kontakte eingeht, kann man schnell in einen Austausch kommen.
Einen Ruck geben
So knüpft man über soziale Netzwerke erste digitale Kontaktpunkte. Das kann beim Networking im „Real Life“ helfen: Trifft man sich beispielsweise auf einer Veranstaltung, kann man an Unterhaltungen anknüpfen, die man schon auf Twitter geführt hat, oder die andere Person auf den spannenden Artikel ansprechen, den sie geteilt hat. Vielen fällt gerade das analoge Networking schwer. Im ersten Schritt kann man mit KollegInnen oder FreundInnen zu Networking-Events gehen. Damit überwindet man die erste Hemmschwelle, eine Wingperson gibt Sicherheit. Hier kann es aber leicht passieren, dass man das Event dann mit dem bekannten Gesicht verbringt, statt neue Kontakte zu knüpfen. Deswegen: Im zweiten Schritt einfach mal einen Ruck geben und alleine auf so eine Veranstaltung gehen. Man ist offener für andere und gezwungen, seine Komfortzone zu verlassen. Um ins Gespräch zu kommen, reicht oft schon ein einfaches: „Ich stell’ mich jetzt einfach mal zu dir“.
Wer sich nicht sicher ist, wo und welche Networking-Events stattfinden, kann beispielsweise auf Plattformen wie Eventbrite nach passenden Veranstaltungen schauen, die übrigens oft kostenfrei sind. Viele Communities haben Newsletter, auf die man sich für Eventeinladungen setzen kann – das ist zum Beispiel bei den Global Digital Women der Fall. Ihre Global Afterworks bei verschiedenen Unternehmen sind eine tolle Networking-Plattform. Interessante Keynotes oder Panels machen den Auftakt, den Rest des Abends ist Networking angesagt.
Auch die Connect-Events des Leader.In-Netzwerks von Deloitte, dem BDI und dem Handelsblatt bieten neben der Möglichkeit zum Networking spannende Impulse in Workshops. Auf Fachkonferenzen oder Businessfestivals kann man ebenfalls mit vielen spannenden Kontakten ins Gespräch kommen. Auch wenn diese in der Regeln Eintritt kosten, lohnt es sich, einfach mal den Arbeitgeber zu fragen, ob die Kosten nicht übernommen werden. Schließlich profitiert das Unternehmen auch von gut vernetzten MitarbeiterInnen – gerade im Beratungsumfeld.
Netzwerken lohnt sich
Hat man einmal Kontakte geknüpft, geht’s natürlich auch darum, nachzuhalten: Und das nicht nur, wenn man selbst etwas braucht. Ein Netzwerk lebt davon, dass man sich regelmäßig meldet und den Kontakt hält. Aus einem guten Netzwerk lässt sich viel Energie und Motivation schöpfen – gegenseitiges Empowerment bleibt mit den richtigen Kontakten und Communities keine Worthülse.
Johanna Maria Müller, Deloitte
Johanna Maria Müller ist seit April 2016 im Brand & Communications-Bereich bei Deloitte. Sie verantwortet als Content & Media Manager die integrierte Kommunikation der Bereiche Wirtschaftsprüfung, Automotive und Energy, Resources & Industrials.
Zudem betreut sie das Businessnetzwerk Leader.In, eine gemeinsame Initiative von Deloitte, dem Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. und dem Handelsblatt.