
Digitalisierung als Innovationsmotor
Die Digitalisierung betrifft das Leben jedes Einzelnen, erleichtert tägliche Aufgaben und beschleunigt Prozesse. Dabei beschränkt sie sich längst nicht mehr auf einige wenige Berufe, sondern hat mit Themen wie Automatisierung, Mechanisierung und Robotik inzwischen jede Branche erreicht. Welche Chancen und Vorteile sich uns bieten und welche Herausforderungen wir heute schon lösen können, beantworten Nicolai Andersen und Kristiina Coenen im Interview.
Können wir uns der Digitalisierung überhaupt noch entziehen oder müssen wir uns digitalisieren?
Nicolai Andersen: Ganz klare Antwort: Wir müssen. Wenn wir in Deutschland und als Gesellschaft hier nicht am Ball bleiben, werden sich zukünftig große Herausforderungen ergeben, zum Beispiel in der Bildung oder für die Wirtschaft. Die Digitalisierung bietet aber auch Chancen. Sie ist ein wichtiger Innovationsmotor, über den wir die Volkswirtschaft vorantreiben und Unternehmen brauchen sie, um neue Produkte zu entwickeln.
Welche Chancen bieten die neuen Technologien Deloitte?
Kristiina Coenen: Fortschritt bedeutet unter anderem Verbesserung und Erleichterung. Ein Beispiel ist die Steuerberatung. Hier setzen wir vermehrt auf die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz. Um sehr komplexe steuerliche Probleme zu lösen, ist eine Menge zeitintensiver Vorarbeit zu leisten. Es müssen Datenbanken nach Quellen durchsucht werden, die sich mit dem entsprechenden Thema beschäftigen. Leider können diese Datenbanken die gefundenen Texte weder nach Relevanz sortieren noch können sie den Inhalt sinnvoll zusammenfassen. Daher entwickeln wir derzeit ein Tool, das uns mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz diese Arbeit abnimmt. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, wo wir die Chancen des technologischen Fortschritts für uns nutzen, um Prozesse effizienter zu gestalten und die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen.
Wie nutzt Deloitte die Digitalisierung, um auch Kunden einen Mehrwert zu bieten?
Nicolai Andersen: Der Erfolg eines Unternehmens hängt oft davon ab, wie sich politische oder gesellschaftliche Trends entwickeln. Um solche Trends besser erkennen zu können, haben wir bei Deloitte ein Tool namens GNOSIS entwickelt, das in kürzester Zeit weltweit alle verfügbaren Datenquellen wie Zeitungen, Websites oder Studien zu einem bestimmten Thema durchkämmt und die Informationen aggregiert.
Ob in Brasilien ein Start-up ein neues Geschäftsmodell entwickelt oder wie sich ein Handelskrieg zwischen zwei Staaten auf einen Automobilzulieferer in Deutschland auswirken wird – all das erkennt GNOSIS und liefert dem Unternehmen wichtige Informationen, auf deren Basis es schon sehr früh in der Lage ist, Maßnahmen zu ergreifen und sich entsprechend auf bestimmte Entwicklungen einzustellen.
Welche Leute braucht man überhaupt, um solche Innovationen zu entwickeln?
Kristiina Coenen: Für unsere Innovationen bringen wir Menschen mit völlig unterschiedlichen Hintergründen zusammen, wie beispielsweise Projekt Manager, Design Thinker, Ingenieure, Neurowissenschaftler und Informatiker. Der Steuerberater versteht beispielsweise, was die Bedürfnisse des Kunden sind und kann einem Entwickler erklären, wie ein Tool helfen könnte. Der Informatiker wiederum kennt sich mit den technischen Möglichkeiten zur Umsetzung aus. Daher sind bei Deloitte in allen Bereichen sehr unterschiedliche Studienrichtungen gefragt.