„Ich mache etwas Sinnvolles, das die Menschen – im wahrsten Sinne des Wortes – bewegt“
Mit der Bahn ist Jörn Maurischat vertraut, solange er denken kann. Auch DB Management Consulting kennt er aus verschiedenen Blickwinkeln: Nachdem er zunächst als Praktikant und Masterand seine ersten beruflichen Berührungspunkte mit der Inhouseberatung der Deutschen Bahn hatte, ist er im November 2023 fest als Analyst im Unternehmen eingestiegen. Im folgenden Interview gewährt Jörn Einblicke in seine Erfahrungen bei DB MC, seine Leidenschaft für die Bahn und seine persönlichen Ziele.
Jörn, dich kann man durchaus als Freund der Schiene bezeichnen – unter anderem bedingt durch deine Großmutter. Möchtest du das einmal erzählen?
Ich glaube, meine Oma und ich saßen schon zusammen im Zug, lange bevor ich laufen konnte. Sie war ziemlich gebrechlich, anfangs mit Gehhilfen unterwegs, später mit Rollator. Einen Führerschein hatte sie auch nicht. Trotzdem waren wir alle paar Monate zusammen unterwegs. Entweder per Zug nach Hamburg, Westerland oder Bremen, was für mich als Kind des norddeutschen Hinterlands schon weit und aufregend war. Die Bahn hat für mich somit auch immer Reisen und Freiheit bedeutet. Zur Schule ging es auch mit der Bahn. Ich durfte als Kind Zug und Bus fahren, und auch für meine gehbehinderte Oma war es das entspannteste Transportmittel. Dafür ist man Teil der Gesellschaft und nicht in seinem eigenen, hermetisch abgeriegeltem Raum. Das ist manchmal hart und häufig spannend.
Heute hilft mir das überdurchschnittliche Bahninteresse. Bedingung für den Einstieg bei DB Management Consulting ist und war es natürlich nicht. Ich würde sagen, es ist sogar bei vielen Einsteiger:innen die Ausnahme. Aber wenn du in einem Instandhaltungswerk unter so einem ICE entlangläufst, in der beeindruckenden Halle des Bahnhofs Stuttgart stehst oder mit den oft leidenschaftlichen und emotionalen Eisenbahnern aus dem Betrieb diskutierst – da fängst du schnell Feuer.
Am Ende des Praktikums erhielt ich ein Angebot und die Möglichkeit, meine Abschlussarbeit bei DB MC zu schreiben
Dein erster beruflicher Kontakt mit DB MC war ein Praktikum. Praktikant:innen werden bei DB MC auch als „Berater:innen auf Zeit“ bezeichnet. Kannst du diese Wertschätzung bestätigen?
Definitiv! Es hilft, wenn man für ein Projekt intrinsisch brennen kann und Fähigkeiten mitbringt, die gebraucht werden. Mein Projekt im Praktikum war das Hochleistungsnetz. Das beinhaltet unter anderem die lange Sperrung und Sanierung kritischer Bahnkorridore im Kernnetz. Das ist mutig, aber notwendig und auch jedem klar.
Worum ging es dabei thematisch für dich?
Einerseits ging es um die Strategie zur Korridorsanierungen. Da habe ich insbesondere Daten zu Risiken und Bedarfen analysiert und visualisiert. Andererseits habe ich das Thema digitale und automatisierte Instandhaltung im Hochleistungsnetz mitgestaltet. All das waren als Ingenieur auch meine Steckenpferde, was eine Arbeit auf Augenhöhe ermöglichte. Mein Tipp an dieser Stelle: Niemand erwartet deine individuellen Stärken in den Bereichen Technik oder Daten, man muss sie also aktiv kommunizieren und quasi verkaufen. Dafür waren meine Fähigkeiten in Abstraktion und Strukturierung schwächer, denn als Ingenieur gehe ich gerne tief ins Detail und die Technik.
Was stand am Ende dieses Kapitels?
Am Ende hatte ich ein Angebot auf dem Tisch und erhielt die Möglichkeit, eine Abschlussarbeit im Bereich der Demokratisierung von IT-Fähigkeiten bei Beratenden durch KI zu verfassen. Abschlussarbeiten bei DB MC sind – aufgrund der Betreuungsintensität – eher unüblich. Ich würde also nicht mit dieser Erwartung in ein Praktikum bei DB MC gehen. Es hat sich in meinem Fall einfach ergeben.
Practice-Klausur in München, Schulung Bahnbetrieb von A bis Z der DB Training, Learning & Consulting, Leitung eines Workshops zu Python-Programmierung mit generativer KI, eine Exkursion zu DB Netz in Ludwigshafen. Ich gebe zu: Ich habe dich bei LinkedIn „gestalkt” und war überrascht, wie umtriebig du beruflich bist und wie viele Möglichkeiten geboten werden, um den Horizont zu erweitern. Kannst du mir einen Einblick in deine persönliche Arbeitswelt geben? Wie sahen die ersten Monate als Analyst aus?
Umtriebig klingt großartig und der Begriff passt auch. Viele deiner genannten Punkte laufen neben der Projektarbeit – wobei der Job nie zu kurz kommt. Ich war bisher in jedem meiner drei Projekte beim Kunden vor Ort im Betrieb und durfte Workshops begleiten oder durchführen. Aktuell bin ich verantwortlich für mehrere kleine Prozessmodule in einem Instandhaltungsprojekt bei DB Fernverkehr.
Kein Tag sieht aus wie der andere. Wir arbeiten gemeinsam an den Prozessen und seinen Elementen. Dabei plane ich auf mehreren Ebenen Workshops für Kennzahlenentwicklung, unterfüttere mit einem Kollegen von DB Fernverkehr unsere Projekthypothesen mit Zahlen und unterstütze bei der Entwicklung von Prozesselementen.
Die Realität findet in den Werken, Stellwerken, Zügen und Bahnhöfen statt, nicht in Powerpoint, Excel und Teams
Mein DB MC-Projektleiter vertraut mir und sparrt mich, oft um mich aus dem technischen Kleinklein rauszuziehen. Das Feedback ist meistens sehr direkt, was ich sehr schätze, denn ich merke, wie schnell ich daran wachse. Diese Weiterentwicklung im Projekt ist eines der Dinge, die ich bei DB MC sehr wertschätze. Als Analyst:in wird man gezielt nach maximal sechs Monaten auf ein Projekt in einem anderen Geschäftsfeld gestafft. Daneben existiert ein hochwertiges Angebot an Schulungen und Veranstaltungen. Im Konzern gibt es darüber hinaus viele Möglichkeiten, den Betrieb zu verstehen und den Elfenbeinturm proaktiv zu verlassen. Denn die Realität findet in den Werken, Stellwerken, Zügen und Bahnhöfen statt, nicht in Powerpoint, Excel und Teams-Meetings. Auch medial ist man immer top informiert. Ich kann da in Bezug auf das Hochleistungsnetz beispielsweise die sehr unterhaltsame Videoserie zur Sanierung der Riedbahn empfehlen.
Ansonsten fühlt sich das Arbeitsleben als Analyst kaum anders an als im Praktikum – ich habe allerdings mehr Austausch mit meinen Kolleg:innen aus dem Analysten-Pool. Eine witzige, aufgeweckte und motivierte Truppe, mit vielen pflege ich auch außerhalb der DB (MC) Welt ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Zudem haben wir einen großartigen Practiceleiter als Vorgesetzten. Schon anderthalb Jahre DB MC statten dich mit einem sehr guten Verständnis über den DB-Konzern, das System Bahn und einem genialen fachlich relevanten Netzwerk aus.
Was sind deine persönlichen Ziele bei der Bahn?
Pünktlichkeit! Mehr Güter auf der Schiene! Ein digitales, großes Netz, das die Verkehrswende schafft! Schöne und sichere Bahnhöfe! Ehrlich, ich kann mich für fast alles begeistern, deshalb mache ich mir wenig Gedanken um meine zukünftige Rolle. Stattdessen ist mir ein großes Netzwerk wichtig, das nicht aus LinkedIn-Kontakten dritten Grades, Finanzberatern und Coaches besteht, sondern aus Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe und die ich persönlich kenne. Ansonsten denke ich ein Ziel bereits erreicht zu haben, nämlich selbstwirksam zu sein in einer Profession, die sich gesellschaftlich und persönlich sinnhaft anfühlt. Gerade das systematische Befähigen und Informieren meiner Kolleg:innen zum Thema generativer KI bedeutet mir unheimlich viel, da es meine Masterarbeit fortführt.
Gibt es denn konkrete KI-Themen, an denen du derzeit arbeitest?
Wie viele andere Unternehmen auch, arbeiten wir gerade an der Einführung von KI-Tools wie BahnGPT und Microsoft Copilot. Wir verfolgen diese Entwicklung in einer Arbeitsgruppe sehr aufmerksam und versuchen, unsere Beratung dadurch langfristig zu stärken, gerade im Bereich Recherche und Unterlagenerstellung. In diesem Jahr halte ich mit einer Kollegin einen kleinen Workshop bei einem GenAI-Event der DB, bei dem wir uns auch bereichsübergreifend austauschen. Ich denke, wir werden individuell entweder produktiver und innovativer mit generativer KI – oder weniger gebraucht. Ganz klar, welche Variante davon ich schöner finde. Im Projekt wird das KI-Thema aktuell auch relevant(er). Es gibt starke analytische Methoden, die zu wenig genutzt werden im Alltag. In diesem Bereich werde ich demnächst auch promovieren, wobei ich dort generative KI als Enabler für mathematische Modellierung und Optimierung weiter beleuchten möchte. Konkret plane ich ab Mitte des Jahres die nebenberufliche Promotion. DB MC steht da voll hinter mir – das ist schon ein tolles Gefühl!
Was ist dein mittel- oder langfristiges Ziel? Und ist der Wechsel in den Konzern für dich eine Überlegung?
Mit der Bahn identifiziere ich mich sehr, wie die meisten hier. Ich habe sogar DB-Sneaker. Es ist also nicht unwahrscheinlich. Aber ich schiele auch immer mal wieder nach Brüssel, Berlin oder ins Ausland. Am Ende möchte ich da sein, wo ich mit meinen Fähigkeiten am stärksten zu etwas Großem beitragen kann. Und der Tunnelblick ist gefährlich. An dem Tag, wo ich den Satz „Das haben wir schon immer so gemacht“ verstehe oder gar sage, leg‘ ich die Kündigung auf den Tisch. Aktuell gehe ich an den meisten Tagen glücklich und rechtzeitig ins Bett. Ich weiß, ich mache etwas Sinnvolles, das die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes bewegt – und das ist ein großartiges Gefühl.
Jörn Maurischat // DB Management Consulting
Jörn Maurischat, Jahrgang 1996, ist seit November 2023 Analyst bei DB Management Consulting. Zuvor war er Masterand und Praktikant im Unternehmen. Vorher hat er als Studierender Erfahrungen bei Lindt, dem Corporate Start-Up Scheidt&Bachmann IoT Solutions und in der Forschung an der RWTH Aachen gesammelt. Jörn hat einen Bachelor in Maschinenbau mit Vertiefung Produktionstechnik und einen Master in Wirtschaftswissenschaften an der RWTH Aachen absolviert. Einen zeitgleich begonnenen Master in Automatisierungstechnik hat er nach 60 Prozent pausiert, um bei DB MC einzusteigen. In seiner Freizeit bereist er mit Interrail Europa, schwimmt, hat eine Kinodauerkarte für Frankfurt und führt die geerbte Schallplattensammlung seines Vaters weiter.