Muss man den Master machen – oder reicht auch der Bachelor?
Noch immer besteht oft die Vorstellung, dass man ohne Masterabschluss nicht wirklich interessant sei für die großen Beratungen. Und dass der Bachelor allein nicht den Weg zu den vollen Fleischtöpfen ebnet. Ist das wirklich so? Die Antwort gibt eine Stellungnahme von Dagmar Zippel. Sie ist Leiterin der Recruiting-Abteilung für Deutschland, Österreich und Schweiz bei Accenture – und sollte es wissen.
Der Bachelor ist für viele Studierende nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum Master. Kein Wunder: Viele Hochschule und Universitäten betrachten die Berufsausbildung erst mit dem Master als abgeschlossen, auch aus manchen Verbänden ist immer wieder Kritik am Bachelor und seinen Absolventen zu hören. Wir bei Accenture sehen das anders: Entscheidend ist für uns, welche Fähigkeiten jemand mitbringt. Karrierelevel wollen wir in Zukunft nicht mehr nach dem Studienabschluss einteilen, sondern nach den Qualifikationen. Wer die als Bachelor schon hat, verschafft sich mit einem frühen Einstieg ins Berufsleben sogar einen Startvorteil beim Erklettern der Karriereleiter – und kann dabei weiterhin jede Menge lernen.
Für das wachsende Feld der IT- oder Technologieberatung suchen wir zum Beispiel Bachelorabsolventen aus technischen Studiengängen. Einerseits ist für diese Arbeit sehr spezifisches Fachwissen gefragt, etwa über Programmiersprachen wie Java, C++ oder JavaScript. Das bringen Absolventen von der Uni nicht immer mit – nicht aus dem Bachelor, aber auch nicht aus dem Master. Und andererseits hat ein guter IT-Berater vor allem kommunikative und soziale Kompetenzen, die sich auch im Bachelorstudium erwerben lassen: Im Kern geht es bei diesem Job darum, fachliche Wünsche und Bedürfnisse eines Kunden zu ermitteln und in technische Lösungen zu übersetzen.
„Für den Berufsstart bei Accenture ist ein Master keine Voraussetzung.“
Dagmar Zippel, Leiterin Recruiting Deutschland, Österreich, Schweiz bei Accenture
Dieser Job lässt sich bei Interesse sogar schon während des Studiums testen, etwa in einem Praktikum. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten wie die „Accenture Campus Innovation Challenge“: Bei diesem Wettbewerb können Studierende ihr Hochschulwissen an einem konkreten Projekt ausprobieren und gleichzeitig in den Beruf des IT- oder Technologieberaters hineinschnuppern. Wer sich dort zu Hause fühlt, braucht den Master für einen Karrierestart bei Accenture nicht: Gut ein Drittel der mehr als 1.200 neuen Mitarbeiter, die wir im Geschäftsjahr 2016 einstellen, haben einen Bachelor-, aber keinen Masterabschluss.
Die Jobaussichten in diesem Bereich sind großartig, denn das Feld der Technologieberatung wird in Zukunft weiter wachsen. Grund dafür ist die Digitalisierung, die unser Leben auf allen denkbaren Ebenen verändert. Geschäftsprozesse wie die Kundeninteraktion werden zunehmend digitalisiert. Trends wie Social Media, Mobile, Big Data und Cloud verändern die Art, wie Firmen auftreten und arbeiten. Und vom Fertigungsroboter über das Auto bis zur Kaffeemaschine gibt es heute kaum noch ein Gerät oder Produkt ohne Software und Sensoren. Verstehen und verändern kann eine solche Geschäftswelt nur, wer die technischen Prozesse dahinter versteht.
Natürlich steigt durch diese Entwicklung nicht nur der Bedarf an IT-Beratern. Das Feld der Strategieberatung wird davon ebenso betroffen sein, genau wie die Unternehmen selbst. Sogar Firmen, die bisher nichts oder wenig mit Digitalisierung zu tun haben, brauchen künftig mehr Fachkräfte mit Querschnittsqualifikation und der Fähigkeit zum Blick über den Tellerrand. Informatiker werden sich mit Mechanik und Elektronik auskennen müssen – und umgekehrt darf ein Maschinenbauer keine Angst vor Software haben. Damit das gelingt, müssen Hochschulen ihre Studiengänge erweitern und vernetzen. Das ist angesichts der fortschreitenden Digitalisierung wichtiger als die Frage nach Bachelor oder Master.
„Bachelorabsolventen können hier ohne Nachteile ihre Karriere beginnen. Denn in Zeiten der Digitalisierung geht es nicht mehr nur allein um den Abschluss, sondern vor allem um die Kompetenzen – und die Fähigkeit zum Querdenken.“
Dagmar Zippel, Leiterin Recruting Deutschland, Österreich, Schweiz bei Accenture
Offenheit für Bachelorabsolventen bedeutet aber nicht, dass wir deren Ausbildung bei Accenture für abgeschlossen halten – im Gegenteil. Stattdessen betrachten wir den Bachelorabschluss als solide Grundlage, die wir mit praxisnaher Fortbildung ausbauen. Im technischen Bereich absolvieren Berufsanfänger bei Accenture zum Beispiel Jump Start, ein achtwöchiges Trainingsprogramm. Darin bereiten wir neue Kolleginnen und Kollegen in praxisnahen Schulungen auf den Einsatz beim Kunden vor.
Danach beginnt der konkrete Einsatz im Projekt. Nicht als Sturz ins kalte Wasser, sondern im Team mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen und Experten für verschiedene Themen. Sie dienen in den ersten Monaten als Mentoren. Und auch danach ist das Lernen nicht vorbei: Accenture hat ein internes Schulungsportal mit 25.000 Angeboten, von umfangreichen Fortbildungen bis zu virtuellen Trainings, individuell zugeschnitten auf Kenntnisstand und Bedürfnisse des Mitarbeiters. Und wer nach einigen Jahren im Job noch einmal für den Master an die Uni zurückkehren will, den unterstützen wir dabei ebenfalls.
Autorin: Dagmar Zippel, Leiterin Recruting Deutschland, Österreich, Schweiz bei Accenture. (Bild: Accenture)