Boss in Teilzeit
Anna Ohlsen-Mangold ist seit mehr als 15 Jahren mit Roland Berger verbunden. Seit einigen Jahren bringt sie ihre Expertise bei Spielfeld ein. Das digitale Hub verknüpft Start-ups, Unternehmen und Digitalexperten und öffnet innovativen Ideen einen schnelleren Marktzugang. Im Interview berichtet sie über den Wandel bei Roland Berger, den Erfolg von Spielfeld, das sie aktuell als Managing Director leitet und wie das alles zu bewerkstelligen ist, wenn man Mutter von drei kleinen Kindern ist.
Seit 2016 gibt es Spielfeld, das Digital Hub von Roland Berger und Visa, und genauso lange sind Sie dabei, inzwischen leitend als Managing Director. Können Sie uns kurz erzählen, was sich in diesen sechs Jahren getan hat und wie sich Spielfeld seit seiner Gründung verändert hat?
Spielfeld hat sich als fester Bestandteil der Digitalaktivitäten von Roland Berger etabliert. Hier finden viele unserer Digital-Projekte mit unseren Kunden und Kooperationspartnern in einem inspirierenden Umfeld statt. Wir haben regelmäßig namhafte Veranstaltungen und Speaker zu Gast und bauen unser Netzwerk und unsere Community kontinuierlich aus. Zudem ist Spielfeld auch räumlich gewachsen und bietet mittlerweile auf rund 3.000 Quadratmetern Coworking-Arbeitsplätze für Start-ups, Workshopräume, Corporate Studios und Eventflächen an. Vor sechs Jahren haben wir auf einer Etage mit 500 Quadratmetern gestartet.
Sie haben zwar für eine sehr erfolgreiche Gründung Roland Berger für einige Jahre verlassen, sind aber insgesamt schon seit 2005 mit Roland Berger verbunden – und kennen das Unternehmen deshalb sehr gut und über einen langen Zeitraum. Können Sie uns einen Einblick über den Wandel bei Roland Berger in dieser Zeit geben, insbesondere aus weiblicher Sicht?
Roland Berger hat sich zu einem sehr modernen Arbeitgeber entwickelt. Unser Management-Team hat in den letzten Jahren sehr viele Initiativen gestartet, unter anderem Programme, um die eigene Karriere bei Roland Berger individuell gestalten und sich persönlich und beruflich weiterentwickeln zu können. Mit dem EmpowHER Programm oder dem European Female Talent Programm gibt es spannende Angebote für weibliche Bewerberinnen und Beraterinnen und die interne Women @ Roland Berger Community veranstaltet regelmäßig wertvolle Networking-Events.
Roland Berger hat viele Initiativen gestartet, um die Karriere individuell gestalten und sich persönlich und beruflich weiterentwickeln zu können
Anna Ohlsen-Mangold // Roland Berger
Wenn man früher Consultants nach einem typischen Tagesablauf gefragt hat, kam meist die Antwort: Den gibt es nicht! Sie sind Mutter von drei Kindern im Alter von einem, drei und sechs Jahren – und aktuell in 80 Prozent Teilzeit. Wie lautet Ihre Antwort auf diese Frage?
Den typischen Tagesablauf gibt es tatsächlich nicht, aber mein Mann und ich versuchen klare Regeln und Routinen zu etablieren, die der ganzen Familie im Alltag eine gute Struktur geben. Planung ist extrem wichtig, aber genauso wichtig ist die mentale und organisatorische Flexibilität, den Plan kurzfristig wieder anzupassen.
Wie sieht ein Tag bei Ihnen im Normalfall aus?
Wir bringen die Kinder morgens zur Kita, danach gehen wir ins Büro oder Homeoffice. In der Regel starte ich meinen Arbeitstag um neun Uhr mit dem ersten Telefonat oder persönlichen Meeting und stoße alle Themen für den Tag mit meinem Team an. Tagsüber habe ich Kundengespräche, Jour Fixes, Workshops und interne Abstimmungstermine. Meist bin ich um 18 Uhr zu Hause, wir essen gemeinsam mit den Kindern und bringen sie dann zusammen ins Bett. Danach setzen wir uns oft nochmal an den Schreibtisch, um Dinge fertig zu machen und für den nächsten Tag vorzubereiten.
Das Wichtigste – abseits von Geld – womit der Arbeitgeber junge Familien unterstützen kann, ist Flexibilität. In welcher Form wird diese von und bei Roland Berger gewährt?
Roland Berger tut sehr viel dafür, dass Beraterinnen und Berater ihren anspruchsvollen Job mit dem Familienleben vereinbaren können. Man kann unter anderem aus verschiedenen Teilzeitmodellen wählen oder ein Sabbatical nehmen. Neben Kundenprojekten gibt es viele spannende interne Projekte und Themen, die einem etwas mehr Flexibilität in der Arbeitsstruktur geben. Zudem gibt es eine Vielzahl an New-Work-Initiativen in der Firma, die dazu beitragen, dass eine gute Arbeitsatmosphäre herrscht und es einen Ausgleich zum Arbeitsalltag gibt. Durch die Pandemie und das Bewusstsein über den eigenen CO2-Fußabdruck ist die Reiseaktivität im Projektgeschäft deutlich zurückgegangen. Das ist ein absoluter „Gamechanger“ für unsere Arbeitsweise und ein großer Gewinn an Flexibilität.
Durch klare Priorisierung und Nutzung digitaler Lösungen bringe ich Flexibilität in meinen Arbeitsalltag, um Beruf und Familie gut vereinen zu können
Anna Ohlsen-Mangold // Roland Berger
Ich kann mir vorstellen, dass Sie durch Mutterschutz, Elternzeit und nicht zu vergessen Covid-19 schon viele Arten zu arbeiten erlebt haben. Welche Arbeitszeit-Möglichkeiten haben Sie selbst bisher genutzt?
Durch das projektbasierte Arbeiten bieten sich bestimmt Arbeitszeitmodelle in der Beratung sehr gut an. Ich habe nach einem langen Projekt schon mal ein Sabbatical genommen oder meinen Urlaub um unbezahlte Urlaubstage verlängert. Nach den Geburten meiner Kinder habe ich jeweils Elternzeit genommen und bin danach in Teilzeit zurückgekehrt.
Was sind Ihre nächsten beruflichen und privaten Pläne?
Nächstes Jahr möchte ich mit meiner Familie in den Sommerferien eine große, lange Reise machen, wo wir Arbeit und Urlaub kombinieren. Wie genau das aussieht, müssen wir uns jetzt überlegen und anfangen zu planen und zu organisieren. Mein Ziel ist es grundsätzlich, durch klare Priorisierung, transparente Kommunikation und Nutzung digitaler Lösungen ausreichend Flexibilität in meinen Arbeitsalltag zu bringen, um Beruf und Familie gut vereinen zu können und auch meine nächsten beruflichen Schritte gehen zu können.
Anna Ohlsen-Mangold // Roland Berger
Anna Ohlsen-Mangold, hat BWL in Hamburg, Paris, Oxford und Berlin studiert. Nach ihrem Studium ist sie als Junior Beraterin zu Roland Berger gekommen. 2013 wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete das Unternehmen LAREMIA. Nach drei Jahren verkaufte sie ihr Unternehmen erfolgreich und kam zunächst als Projektmanagerin, später als Principalin zu Spielfeld, dem Digital Hub von Roland Berger und Visa, zurück, das sie mittlerweile als Managing Director leitet. Anna Ohlsen-Mangold lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Berlin.
Dieser Artikel ist auch erschienen in der Printausgabe junior //consultant 3-2022