Kathrin Kammer über die Arbeit bei Roland Berger
Es gibt viele Einflüsse, denen sich die Unternehmen stellen müssen. Kathrin Kammer, Senior Vice President HR bei Roland Berger, spricht über die Veränderungen in der Arbeitswelt, die sowohl von der Corona-Pandemie aber auch der Digitalisierung herbeigeführt werden. Sie selbst ist Mitglied des globalen Diversity-Teams und setzt sich außerdem für die Förderung von Frauen innerhalb des Unternehmens ein.
Corona hat das Arbeiten verändert. Was bleibt davon, wenn die Pandemie überwunden ist?
Auch nach der Pandemie werden wir nicht in ein Standardmodell zurückkehren, sondern maßgeschneiderte Lösungen anbieten, die sich nach der jeweiligen Situation richten. Der Consulting-Job erfährt dadurch einen Wandel. Viele unserer Kolleg:innen sind sehr gerne unterwegs und vor Ort bei den Kunden, schätzen aber auch, mehr Zeit zu Hause mit der Familie oder Freunden zu verbringen. Das wollen wir auch in Zukunft weiter fördern. Ein Mix aus Arbeit beim Kunden, im Büro und im Homeoffice wird Normalität bleiben. Je nach persönlicher Situation lassen sich Arbeitsmodelle flexibler und individueller gestalten.
Durch die nur noch eingeschränkte Reisemöglichkeiten hat sich auch die Beratung der Kunden verändert. Wie sehr ist heute die Präsenz vor Ort gewünscht?
Die Projektarbeit richtet sich natürlich nach den Anforderungen unserer Kunden und die waren auch schon vor der Pandemie äußerst individuell. Wenn Kunden beispielsweise jetzt mehr Zeit im Homeoffice verbringen und in der Konsequenz ihre Büroflächen reduzieren, dann wird die Zusammenarbeit sicher häufiger virtuell ablaufen. Unsere Kunden haben gesehen, dass wir auch virtuell Projekte zum Erfolg führen können. So wird zum Beispiel die Einbindung von internationalen Expert:innen, aber auch die Zusammenarbeit internationaler Projektteams auf Kunden- und Beratungsseite deutlich erleichtert.
Für bestimmte Themen wird es aber auch künftig wichtig sein, sich vor Ort ein Bild zu machen oder für einen Workshop mit dem Kunden- und Consulting-Team in einem Raum zu arbeiten. Gerade für unsere Neueinsteiger:innen ist es oft hilfreich, mit dem Projektteam physisch zusammenzusitzen, Fragen schnell klären zu können und voneinander zu lernen. Wir müssen für jeden die richtige Balance finden – zwischen Arbeit im Homeoffice und vor Ort im Teamraum.
In Job Descriptions wird oft „Technologiekompetenz” gefordert. Was verstehen Sie persönlich darunter und wie wappnet man sich im Studium dafür?
Technologiekompetenz ist ein sehr weitreichender Begriff. Das kann vom Beherrschen digitaler Arbeitsmethoden und -tools bis zu Programmiersprachen und Einsatz künstlicher Intelligenz reichen. Der Bedarf unserer Kunden an innovativen technologischen Lösungen wächst stetig. Dementsprechend sind wir auch immer auf der Suche nach neuen Expert:innen, die unsere Teams ergänzen und unseren Kunden bei Fragestellungen aus dem Technologiebereich beratend zur Seite stehen.
So stellen wir zum Beispiel für unser Advanced Technology Center sehr gezielt Spezialisten mit Know-how in Bereichen wie Software-Entwicklung, Batterie- oder Halbleiter-Technologie ein. Das heißt aber nicht, dass jeder für einen Einstieg ins Consulting gleich Informatik oder Robotik studiert haben muss. Viele Hochschulen bieten inzwischen eine Reihe von Modulen an, die dabei helfen, Technologiekompetenz zu erlangen. Natürlich hilft es auch, eine gewisse Leidenschaft für das Thema zu haben und sich durch Praxiserfahrung weiteres Wissen zu erwerben.
„Die Bedeutung künstlicher Intelligenz wird natürlich weiter zunehmen“
Kathrin Kammer, Roland Berger
Eine naheliegende Schlussfolgerung einer Entwicklung zu mehr KI-gestützter Datenanalyse wäre, dass Sie als Beratung vor allem in Technologie investieren: Diese lässt sich skalieren und in der Digitalisierung ein erheblicher Know-how-Vorsprung erarbeiten. Warum bleiben Menschen trotzdem in der Beratung elementar?
Die Bedeutung künstlicher Intelligenz wird natürlich weiter zunehmen und wir werden auch unsere Kunden dabei unterstützen, diese gewinnbringend und an der richtigen Stelle einzusetzen. Emotionale Kompetenz wird aber immer eine elementare Voraussetzung für den Beratungsberuf bleiben. Zu unseren Unternehmenswerten bei Roland Berger zählen zum Beispiel Empathie und Entrepreneurship. Um Vertrauen zu unseren Kunden aufzubauen, ist es entscheidend, dass wir uns in ihre Lage versetzen und auf sie eingehen.
Zudem entwickeln wir innovative Ideen und fordern uns immer wieder auf Neue heraus. Das sind Fähigkeiten und Eigenschaften, die keine KI so schnell ersetzen kann. Natürlich sind Investitionen in Technologie richtig. Aber bei Roland Berger bleiben die Menschen das wichtigste – nur mit empathischen Persönlichkeiten können wir die Zukunft gestalten und erfolgreich sein.
Die demografische Entwicklung sowie sich verändernde Arbeitswelten werden zunehmend zu einem erfolgskritischen Faktor für die Erreichung wirtschaftlicher Ziele. Sie und Ihr Unternehmen haben diese Entwicklung frühzeitig antizipiert. Wie nehmen Sie diese Entwicklung heute wahr und welche Schlussfolgerungen ziehen Sie daraus für Ihre Arbeitsorganisation?
Veränderungen in Bereichen wie Demografie und Arbeitswelt betreffen uns alle. Genauso können auch immer unvorhergesehene Herausforderungen auf uns zukommen. Unternehmen müssen daher die Fähigkeit entwickeln, mit diesen Unsicherheiten umzugehen, sich anzupassen, sich weiterzuentwickeln und dabei letztlich wettbewerbsfähig zu bleiben und weiterzuwachsen. Der Schlüssel dafür liegt in der Flexibilität eines Unternehmens. Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie schnell Wandel erfolgen kann. Bei allen Herausforderungen hat sich hier auch positiv gezeigt, wie agil die Arbeitswelt sein kann und diese Agilität sollten wir uns bewahren.
Wir würden Ihnen gerne drei Stichworte dazu geben, mit welchen Inhalten Ihr Haus heute Top-Absolvent:innen überzeugt.
Nummer eins: Challenge
Talente, die bei uns neu einsteigen, profitieren von einem Kickoff-Training mit verschiedenen Workshops, Vorträgen, Fallstudien und Gruppenarbeiten. Dadurch können sie sich nicht nur mit Kolleg:innen aus aller Welt vernetzen, sondern sich auch auf ihre neuen Aufgaben vorbereiten.
Unsere Berater:innen übernehmen schnell Verantwortung und haben dadurch eine steile Lernkurve. Bei laufenden Projekten werden sie von einem Project Manager betreut. Zusätzlich steht ihnen ein Partner oder Principal als Mentor zur Seite.
Für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung gibt es zudem rund 50 Seminare, die ständig angepasst und von renommierten Trainern geleitet werden. Internationale Entsendungsprogramme helfen dabei, interkulturellen Kompetenzen zu verbessern und das Netzwerk zu vergrößern. Auch Kolleg:innen, die einen Master oder MBA machen oder promovieren möchten, werden von uns finanziell und mit einer Freistellung unterstützt.
„Wir arbeiten an vielen Themen, die Wirtschaft und Gesellschaft prägen“
Kathrin Kammer, Roland Berger
Nummer zwei: Sinnstiftung
Wir arbeiten an vielen Themen, die Wirtschaft und Gesellschaft prägen – das können zum Beispiel Projekte im öffentlichen Sektor sein, große Infrastruktur-Themen oder technologische Entwicklungen. Auch in Sachen Nachhaltigkeit gehen wir bei Roland Berger voran. Nach der 2020 erreichten Klimaneutralität haben wir uns weitere Ziele gesetzt und streben für 2028 Netto-Null-Emissionen an – der ambitionierteste Ansatz aller führenden Beratungen. Zudem bieten wir bei Roland Berger auch Beratungsleistung beispielsweise in den Bereichen Circular Economy oder Climate Action für unsere Kunden an.
Darüber hinaus fördern wir das soziale Engagement unserer Mitarbeiter:innen und setzen uns für Vielfalt ein. Mit unserem Social Fellowship haben die Kolleg:innen die Chance, eine gemeinnützige Organisation ihrer Wahl zu unterstützen. Darüber hinaus motivieren wir dazu, sich intern wie extern für Diversity-Themen zu engagieren – sei es für unser Programm EmpowHER, mit dem wir Frauen fördern oder für das LGBTQ+ Netzwerk. So beteiligen wir uns bereits seit mehreren Jahren auch beim German Diversity Award und setzen uns für Respekt und Toleranz in der Arbeitswelt ein.
Nun die Nummer drei: Arbeit & Leben
Bei Roland Berger kann nur erfolgreich sein, wer eine authentische Persönlichkeit ist und die richtige Balance zwischen Arbeitswelt und Privatleben findet. Flexible Arbeitsmodelle und eine individuelle, maßgeschneiderte Karriereplanung haben für uns einen hohen Stellenwert. So können unsere Mitarbeiter:innen jedes Jahr neu wählen, für welche Arbeitszeitmodelle sie sich interessieren – sei es Teilzeitarbeit, ein Sabbatical oder auch zusätzliche Urlaubstage. Darüber hinaus können alle Präferenzen für Entwicklungsprogramme angeben. Das kann zum Beispiel der Erwerb eines akademischen Abschlusses, ein Auslandsaufenthalt oder das Vorantreiben einer eigenen Geschäftsidee sein.
Zum Ende noch eine persönliche Frage: Wie hat sich im Laufe Ihres Berufsleben Ihre Sichtweise auf Menschen verändert, was Ihr Potential betrifft?
Als ich vor mehr als 16 Jahren bei Roland Berger einstieg, hatten akademische Exzellenz und analytische sowie quantitative Fähigkeiten einen hohen Stellenwert. Auch heute noch sind dies wichtige Punkte, aber die Profile, die wir suchen und einstellen, sind sehr viel breiter geworden. Mehr als früher schauen wir darauf, ob jemand neugierig ist zu lernen, Innovationsgeist mitbringt und sich schnell in neue Themen eindenken kann. Nicht alle müssen dieselben Kompetenzen mitbringen, sondern wir ergänzen uns noch stärker als Team.
Kathrin Kammer, Senior Vice President HR bei Roland Berger
Als Senior Vice President verantwortet Kathrin Kammer unter anderem das Recruiting sowie verschiedene Talent Management Programme bei Roland Berger und ist Mitglied des globalen Diversity-Teams. Sie studierte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg sowie an der Université Rennes 2 in Frankreich und bringt 20 Jahre Erfahrung im HR-Umfeld, insbesondere im Bereich Talent Acquisition, mit.