Nina Hirsens unterstützte während ihres Social Leaves die gemeinnützige Organisation PHINEO
Wer als Fellow bei McKinsey einsteigt, steht nach etwa zwei Jahren vor einer Entscheidung: Nutze ich den „Educational Leave“ für einen MBA oder eine Promotion? Oder gebe ich weiter Vollgas in der Beratung? Die Wirtschaftswissenschaftlerin Nina Hirsens wählte eine weitere Option: den Social Leave. Bei der gemeinnützigen Organisation PHINEO bringt sie ihre McKinsey-Erfahrung in die Arbeit für Stiftungen und Spender ein.
Was ich studiere und wo ich einmal arbeite: Das hat sich bei mir alles Schritt für Schritt ergeben, ohne Masterplan. Als Jugendliche wollte ich sogar einmal Rechtsanwältin werden. Dann besuchte ich eine Testvorlesung in Betriebswirtschaftslehre. Und das passte. Ich schrieb mich ein, machte meinen Bachelor in Münster und schloss einen Corporate Development Master in Köln an.
Vom Gemeinschaftsgefühl überzeugt
Für Wirtschaftsstudierende ist Beratung natürlich früh ein Thema. Aber ich hatte Vorbehalte. Zunächst wollte ich mir möglichst viel anschauen, absolvierte Praktika in der Industrie, bei einer kleineren Beratung und schließlich bei McKinsey. Als mir klar wurde, wie wertvoll der Blick „von außen” für Unternehmen ist, stand meine Entscheidung für die Beratung fest – und für McKinsey. Schon im Praktikum hatte mich begeistert, wie sehr die Menschen in dieser riesigen Firma aufeinander achten und sich unterstützen. Zwei Jahre lang beriet ich als Consultant Klienten unterschiedlichster Branchen, von Healthcare bis Automotive – und lernte dabei unfassbar viel.
Ich sondierte gründlich, was am besten zu mir passen würde – zum Glück erzählte mir ein Kollege von der Möglichkeit des Social Leaves
Educational oder Social Leave? Die intensive und vielseitige Arbeit mit Klienten war so spannend, dass mir die Entscheidung für einen Leave nicht leicht fiel. Ich sondierte gründlich, was am besten zu mir passen würde. Ein MBA? Der Lerngewinn schien mir nach dem BWL-Master begrenzt. Also Promotion? Dafür hatte ich zu große Freude an der Themenvielfalt. Zu meinem Glück erzählte mir ein Kölner Kollege von der Möglichkeit eines Social Leaves. Dabei gehen Consultants für sechs bis zwölf Monate zu einer gemeinnützigen Organisation. McKinsey hat dafür einige feste Kooperationspartner, aber es ist auch möglich, sich selbst eine Organisation zu suchen.
PHINEO ist ein Beratungs- und Analysehaus, das gemeinnütziger Arbeit zu mehr Wirkung verhelfen will
Mein Einstieg bei PHINEO
Mich hat vor allem die Chance gereizt, an meine Erfahrungen bei McKinsey anknüpfen zu können, aber einen für mich ganz neuen Sektor kennenzulernen. PHINEO gefiel mir sofort: ein Beratungs- und Analysehaus, das gemeinnütziger Arbeit zu mehr Wirkung verhelfen will. Schwerpunkte sind die Beratung von Non-Profit-Organisationen, die Vergabe von Fördermitteln und unternehmerisches Engagement.
Mein Team arbeitet vor allem mit Großspendern, die ihr Vermögen sinnvoll einsetzen möchten. Ich betreue dabei zum Beispiel das Reporting und die gesamte Kommunikation mit den Geförderten. Außerdem unterstütze ich die Weiterbildung für Non-Profit-Organisationen. Im Moment produzieren wir Videos für eine Lernplattform. Dafür stehe ich auch vor der Kamera.
Eine Gründung von A bis Z begleiten
Bei PHINEO arbeite ich stets an mehreren Projekten parallel. Das ist einer der Hauptunterschiede zu der fokussierten Klientenarbeit bei McKinsey. Mein Lieblingsprojekt? Ganz klar eine Gründung, die ich von Anfang an begleiten durfte. Es begann vor einem halben Jahr mit einer groben Idee zum Thema. Dann haben wir zwei Monate an dem Konzept geschliffen und die Stiftung offiziell gegründet. Seither arbeiten wir an den Strukturen und bauen ein regionales Netzwerk auf. Außerdem stoßen wir Förderungen an. Mein McKinsey-‚Toolkit‘ hilft mir bei alldem sehr. Dazu gehört vor allem die Fähigkeit, Aufgaben zu strukturieren, zu durchdenken und Projekte sinnvoll aufzusetzen.
Mein Social Leave hat mich persönlich und beruflich so bereichert – ich habe die Zeit sogar verlängert, um ein Projekt zu Ende bringen zu können
Rückkehr ins McKinsey-Team
Mein Social Leave hat mich persönlich und beruflich so bereichert, dass ich ihn anderen McKinsey-Beraterinnen und -Beratern nur empfehlen kann. Ich habe die Zeit sogar verlängert, um ein Projekt zu Ende bringen zu können. Jetzt freue ich mich auf die Rückkehr zu meinem Team in Köln, meiner McKinsey-‚Familie‘. Ein bisschen Urlaub – und dann am besten direkt hinein in das nächste Projekt – bei uns heißen sie Studien. Wahrscheinlich werde ich mich auf Organisationsthemen spezialisieren. Was die Industrien angeht, will ich mich noch nicht festlegen und eine möglichst große Bandbreite kennenlernen.
Was bleibt
Aus meiner Zeit bei PHINEO werde ich vieles in meine Beratungstätigkeit mitnehmen. Beispielsweise habe ich eine Menge über Selbstorganisation gelernt. Außerdem konnte ich erstmals Projekte leiten. Das steht für mich auch bei McKinsey als nächstes an. Vor allem aber bleibt eine gewisse Demut: ein großer Respekt vor den Menschen, die ich in meinem Leave kennengelernt habe. Gemeinnützige Organisationen beschäftigen sich mit fundamentalen Herausforderungen. Dabei laufen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr oft gegen Wände, und fast immer fehlt es an Geld. Dennoch sind alle unfassbar motiviert und beharrlich. Das wird mich noch lange beeinflussen.
Nina Hirsens, McKinsey
Nina Hirsens hat Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und Corporate Development an der Universität zu Köln studiert. Neben einem Semester in Frankreich hat sie auch vier Monate für ein Auslandpraktikum in Singapur verbracht. Juli 2018 startete Nina Hirsens als Fellow bei McKinsey, nachdem sie im Jahr zuvor das Unternehmen bei einem Praktikum kennengelernt hatte. Seit Herbst 2020 ist die Wahlkölnerin Senior Consultant. Als Ausgleich neben dem Berufsleben powert sie sich gerne bei Hindernisläufen wie dem Fisherman’s Strongman Run aus.
Dieser Artikel und viele andere Erfahrungsberichte sind zu finden unter karriere.mckinsey.de/erfahrungsberichte