„Build your own McKinsey“: Sophie Florian promoviert während einer Auszeit
Das Thema Unternehmensberatung begleitet Sophie Florian bereits seit dem Bachelor-Studium, doch sie war sich lange nicht sicher, ob sie dort ihren Platz finden würde. Wie sie ein McKinsey-Event überzeugte und sie derzeit mit Unterstützung der Beratung promoviert, verrät sie in ihrem Erfahrungsbericht.
Das Arbeitsfeld der Beratung hat mich eigentlich schon immer gereizt – aber ich war mir lange unsicher, ob ich tatsächlich in die Unternehmensberatung gehöre. Schon während meines Bachelor-Studiums in BWL in Maastricht kam ich mit Projektarbeit und Beratung in Kontakt. Das Studium dort war sehr praxisbezogen und so wurde die Theorie anhand von unterschiedlichen Fallstudien verschiedenster Unternehmen näher geführt.
Zusätzlich erhielt ich die Chance, an internationalen „Case Competitions“ teilzunehmen. Bei diesen Wettbewerben treten Teams von verschiedenen BWL-Universitäten aus der ganzen Welt gegeneinander an und lösen reale Fallstudien von Unternehmen innerhalb von 24 oder 36 Stunden. Mit dem Team meiner Universität flog ich damals nach Hong Kong und LA. Das Reisen und das Kennenlernen von so vielen internationalen Studenten war toll, aber auch das tiefe Eintauchen in die Situation eines Unternehmens und das Finden einer kreativen Lösung hat mir von Anfang an unglaublich viel Spaß gemacht. Für den Master entschied ich mich daher unter anderem aufgrund der weiteren Praxisnähe für den SIM (Strategy and International Management) Master in St. Gallen. Dort trat ich dann auch einer studentischen Unternehmensberatung bei, zunächst als Projektleiterin und schließlich als Mitglied des Vorstands, und konnte somit weitere Erfahrung in Beratung sammeln.
Diese Schilderung klingt jetzt sicher so, als sei es schon immer mein Ziel gewesen, Berater zu werden. Doch in Wahrheit hatte ich trotz dieses roten Fadens in meinem Lebenslauf und der gesammelten Erfahrung immer noch sehr großen Respekt vor diesem Beruf und den großen Beratungsunternehmen. Ich zögerte unter anderem deshalb, weil ich nicht wusste, wie ich in diesem Beruf zurechtkommen würde und ich mich von den typischen Stereotypen beeinflussen ließ.
Die Arbeit in der studentischen Unternehmensberatung und ein Praktikum bei einer Unternehmensberatung ermutigten mich zwar dazu, das Berufsfeld weiterhin ins Auge zu fassen, aber wirklich überzeugt hat mich erst das „Next Generation Women Leaders Event“ von McKinsey. Diese Veranstaltung richtet sich an Studentinnen aus ganz Europa und dient dazu, McKinsey, die Arbeitsweise der Firma und verschiedene Berater näher kennenzulernen. Mir wurden dort meine Zweifel genommen, denn ich fühlte mich sofort gut aufgehoben und konnte alle meine Fragen sehr offen stellen. Danach war für mich klar: „Ich gehe in die Unternehmensberatung.“
Das „Next Generation Women Leaders Event“ überzeugte mich, zu McKinsey zu kommen, denn ich fühlte mich sofort gut aufgehoben
Sophie Florian, McKinsey
Meine früheren Sorgen und Stereotypen erwiesen sich im Berufsalltag als unbegründet: Was mich von McKinsey überzeugt hat, ist das Konzept „Build your own McKinsey“. Das bedeutet, dass jeder Mitarbeiter seinen Weg in der Beratung individuell gestalten kann. Im Arbeitsalltag treffe ich neben sehr unterschiedlichen Klienten auch jeden Tag Kollegen, die komplett unterschiedliche Profile haben: verschiedene Studienhintergründe, Nationalitäten, Arbeitsweisen, Hobbies etc. Diese individuellen Unterschiede kann man in seiner Arbeit bei McKinsey einbringen. Jeder findet hier seinen ganz eigenen Pfad in unterschiedlichen Themenfeldern und Projekten – und man wird darin bestärkt, neue Dinge auszuprobieren.
Ich wollte zum Beispiel unbedingt einmal die Erfahrung machen, in einem Start-up zu arbeiten. Diesen Wunsch habe ich klar kommuniziert und er wurde mir schließlich ermöglicht: Ich wurde Teil eines Projektteams bei einem Corporate-Start-up in Berlin, was für mich unglaublich spannend war. Zusätzlich habe ich mich schon immer für das Thema Frauen in der Wirtschaft interessiert. McKinsey beschäftigt sich viel mit Frauenthemen und das ermöglicht es mir, mich in diesem Bereich neben der Arbeit zu engagieren und somit meine Interessen zu verfolgen. In meinem Arbeitsalltag bei McKinsey ist es nie ein Thema, dass ich eine Frau bin, und es gab bisher nur ein einziges Projekt, bei dem ich die einzige Beraterin im Team war.
Mein Weg bei McKinsey führte mich bereits in alle möglichen Industriebereiche. Während sich Kollegen von mir schon früh spezialisierten, wollte ich die gesamte Bandbreite an Themen erkunden. Besonders schön fand ich zum Beispiel ein Projekt, bei dem ich ein Produkt sieben Monate lang von der Idee bis zur Markteinführung begleiten durfte. Zu Beginn des Projektes haben wir erst einmal die Idee evaluiert, ein Konzept erarbeitet und uns gefragt: „Kann das erfolgreich sein?“ Als die Antwort darauf positiv ausfiel, ging es darum, das Konzept zu finalisieren und die Umsetzung zu begleiten. Danach lag es in meinem Aufgabenbereich, verschiedene Prozesse aufzusetzen und einen Piloten, also einen Produkttest, durchzuführen. Ich stand dafür sogar mehrmals morgens um fünf Uhr in der Lagerhalle, um den Weg des Produktes von dort bis hin zum Kunden zu begleiten. Von wegen Beratung ist nicht „hands on“! Irgendwann schlug ich schließlich morgens die Zeitung auf und las: Das Produkt ist jetzt national eingeführt. Das war ein tolles Gefühl.
Für mich persönlich ist es außerdem wichtig, dass ich entscheiden kann, wie viel Zeit ich in Deutschland und im Ausland verbringe. Seit ich 15 Jahre alt war, habe ich im Ausland gelebt. Zum Berufsstart wollte ich gerne ein Standbein in Deutschland haben und meiner Familie wieder ein bisschen näher sein. Die meisten meiner Projekte bei McKinsey waren dann auch in Deutschland oder der Schweiz. Einer Kollegin von mir ging es genau umgekehrt: Sie wollte endlich einmal eine Weile ins Ausland und war dann vier Monate lang in Australien und drei Monate lang in Südafrika unterwegs. Es stehen einem also wirklich alle Optionen offen.
Mir ist bei meiner Promotion wichtig, dass ich auch während meiner Auszeit mit McKinsey verbunden bleibe.
Sophie Florian, McKinsey
„Build your own McKinsey“ gilt auch für Wünsche, die zunächst ein Stück von der Beratung wegführen: Ich arbeite seit vier Monaten an meiner Promotion. Dabei beschäftige ich mich mit der Frage, wie sich Emotionen auf strategische Entscheidungen auswirken. Ich erweitere somit mein klassisches BWL-Profil und arbeite momentan an der Schnittstelle zwischen Psychologie und BWL. Auch dieser Weg wird von McKinsey durch das Fellow-Programm unterstützt. Im Rahmen dieses Programmes arbeitet man zunächst zwei Jahre lang als Berater bei McKinsey und wird dann freigestellt, um einen weiteren akademischen Abschluss zu erwerben.
Während der Freistellung bekommt man sein Fellow-Gehalt ein Jahr lang weiterhin gezahlt. Meine Promotion dauert wahrscheinlich zwei Jahre. Nach dem geförderten Jahr werde ich die restliche Zeit privat finanzieren. Besonders erwähnenswert ist, dass die Freistellung zur Weiterbildung keine Verpflichtungen für die Zukunft mit sich bringt.
Mir ist bei meiner Promotion wichtig, dass ich auch während meiner Auszeit mit McKinsey verbunden bleibe. Ich beschäftige mich etwa 80 Prozent meiner Zeit mit der Promotion und engagiere mich in der restlichen Zeit weiterhin bei McKinsey. Durch diese Arbeit möchte ich gerne ein Stück der tollen Zeit zurückgeben, die ich bisher bei McKinsey hatte und weiterhin haben werde. Ich bin im Recruiting aktiv und arbeite weiterhin bei den Frauenthemen mit. Ich möchte auch andere davon überzeugen, dass der Weg in die Unternehmensberatung und der Berufsalltag dort viele spannende Möglichkeiten bereitstellt.
Sophie Florian, McKinsey
Sophie Florian (25) verbrachte ihr Leben zwischen dem Alter von 15 Jahren und dem Berufseinstieg durchgehend im Ausland. Nachdem Sie Ihr Abitur in den USA absolvierte, machte Sie Ihren Bachelor in International Business in Maastricht und an der Hong Kong University of Science and Technology (HKUST). Den Master in Strategy and International Management absolvierte sie in St. Gallen. Aktuell hat Sophie Florian ihren Lebensmittelpunkt in Hamburg.