
Studentische Unternehmensberatung: Wie das Konzept funktioniert und was das BDSU-Netzwerk ausmacht
Studierende, die Unternehmen beraten – was zunächst ungewöhnlich klingt, ist längst zu einem etablierten Konzept geworden. Studentische Unternehmensberatungen bieten nicht nur Unternehmen einen frischen Blick auf Herausforderungen, sondern ermöglichen Studierenden auch eine praxisnahe Ausbildung in der Beratungsbranche.
Ein Beitrag von Laura Marie Götze, BDSU
Der Bundesverband Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen e.V. (BDSU) ist einer der zentralen Akteure in diesem Bereich und sorgt für Qualitätssicherung, Weiterbildung sowie den Austausch innerhalb der Szene.
Was ist eine studentische Unternehmensberatung?
Die Idee der studentischen Unternehmensberatung stammt ursprünglich aus Frankreich, wo sie unter dem Begriff Junior Enterprise (JE) bekannt ist. In Deutschland setzt sich der BDSU seit 1992 für die Förderung dieses Modells ein. Aktuell vereint der Verband 31 der führenden studentischen Unternehmensberatungen mit mehr als 3.000 engagierten Studierenden. Der Ansatz ist einfach, aber wirkungsvoll: Hochmotivierte Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen arbeiten gemeinsam an realen Projekten für Unternehmen – von Start-ups bis hin zu etablierten Konzernen. Die Studierenden bringen ihre interdisziplinären Perspektiven und innovativen Ideen in die Praxis ein und entwickeln maßgeschneiderte Lösungen für ihre Kunden.
Wie funktioniert eine studentische Unternehmensberatung?
Der Weg in die studentische Unternehmensberatung beginnt mit einer Bewerbung bei einer JE am jeweiligen Hochschulstandort. Nach einem Auswahlverfahren durchlaufen neue Mitglieder ein strukturiertes Traineeship, das sowohl theoretische als auch praktische Inhalte vermittelt. Der BDSU gibt dabei nicht das gesamte Traineeship vor, sondern legt unter anderem Schulungsinhalte fest und prüft, wie diese vermittelt werden. Dabei sind verschiedene Varianten möglich, sodass sich die einzelnen JEs individuell anpassen können. Diese Flexibilität ermöglicht es den Initiativen, eigene Schwerpunkte zu setzen, während gleichzeitig einheitliche Qualitätsstandards sichergestellt werden.
Neben der Arbeit an Beratungsprojekten bietet der BDSU regelmäßige Veranstaltungen wie Arbeitskreistreffen und Kongresse an
Nach Abschluss des Traineeships werden die Studierenden in der Regel als vollwertige Mitglieder in die JE aufgenommen. Von diesem Zeitpunkt an können sie Beratungsprojekte für externe Unternehmen übernehmen und sich gleichzeitig intern in der Organisation engagieren. Viele übernehmen Führungsrollen, wodurch sie erste Managementerfahrungen sammeln und lernen, Verantwortung zu tragen.
Neben der Arbeit an Beratungsprojekten bietet der BDSU regelmäßige Veranstaltungen wie Arbeitskreistreffen und Kongresse an. Während die Arbeitskreistreffen mit etwa 150 Teilnehmenden die Weiterentwicklung des BDSU selbst in den Fokus stellen, dienen die Kongresse mit 300 bis 400 Teilnehmenden vor allem als Austausch- und Recruiting-Plattformen für Unternehmen und Studierende. Hier haben Unternehmen die Möglichkeit, gezielt Nachwuchstalente kennenzulernen und für sich zu gewinnen.
Der BDSU als Dachverband: Qualitätssicherung und Vernetzung
Als zentrale Instanz übernimmt der BDSU mehrere wesentliche Aufgaben:
• Audits: Jährliche Qualitätskontrollen stellen sicher, dass die Mitgliedsinitiativen professionelle Standards erfüllen.
• Events: Kongresse und Netzwerktreffen ermöglichen Erfahrungsaustausch und persönliche Weiterentwicklung.
• Kontaktvermittlung: Der BDSU bringt Studierende mit namhaften Unternehmen in Verbindung und öffnet Türen für zukünftige Karrieren.
• Öffentlichkeitsarbeit: Der Verband setzt sich für die Anerkennung der studentischen Unternehmensberatung an Hochschulen, in der Wirtschaft und in der Politik ein.
Zusätzlich engagiert sich der BDSU in übergeordneten Netzwerken wie dem Verband Deutscher Studierendeninitiativen e.V. (VDSI) und ist international mit Junior Enterprises Europe verknüpft. Auch innerhalb Deutschlands gibt es Kooperationen, insbesondere mit dem JCNetwork, dem zweiten großen Dachverband studentischer Unternehmensberatungen.
Mehr als nur Beratung: Weiterbildung und Alumni-Netzwerk
Neben der Praxisarbeit ist die gezielte Weiterbildung ein zentrales Element des BDSU-Netzwerks. Die BDSU TrainerAkademie schult jährlich neue Trainer:innen, die ihr Wissen innerhalb der JEs weitergeben. So wird gewährleistet, dass Studierende kontinuierlich auf höchstem Niveau ausgebildet werden. Zusätzlich bietet die TrainerAkademie auch die Möglichkeit, sich selbst als Trainer:in ausbilden zu lassen. Über das Format Train-the-Trainer wird jedes Jahr eine neue Generation von Trainer:innen zertifiziert. Selbst für spezifisches Thema eignen sich die TrainerInnen das nötige Wissen an und entwickeln passgenaue Schulungen.
Themen wie Digitalisierung und Fachkräftemangel stellen Unternehmen vor große Herausforderungen – hier kann die Zusammenarbeit mit studentischen Unternehmensberatungen ein echter Wettbewerbsvorteil sein
Für ehemalige Mitglieder bietet das BDSU Alumni-Netzwerk eine Plattform zum Austausch und zur Weiterentwicklung. Gegründet im Jahr 2001, besteht der Verein inzwischen aus rund 400 Mitgliedern, die sich regelmäßig auf Veranstaltungen wie Sommerfesten, Wiesn-Treffen oder Skievents wiedersehen.
Ein Gewinn für Studierende und Unternehmen
Die Vorteile einer studentischen Unternehmensberatung liegen auf der Hand:
• Studierende profitieren von praxisnaher Erfahrung, wertvollen Kontakten und der Möglichkeit, Führungsaufgaben zu übernehmen.
• Unternehmen erhalten innovative Lösungen von talentierten Nachwuchsberater:innen und können gleichzeitig vielversprechende Talente frühzeitig identifizieren.
Ein weiterer Vorteil für Unternehmen liegt in den günstigeren Projektkosten im Vergleich zu klassischen Beratungsunternehmen. Gleichzeitig bringen die Studierenden den aktuellsten Wissensstand aus den Hochschulen mit und setzen neueste Theorien direkt in der Praxis um. So entsteht eine effektive Verbindung zwischen akademischer Forschung und unternehmerischer Realität. In einer Zeit, in der Themen wie Digitalisierung, Fachkräftemangel und neue Geschäftsmodelle Unternehmen vor große Herausforderungen stellen, kann die Zusammenarbeit mit studentischen Unternehmensberatungen ein echter Wettbewerbsvorteil sein.
Für interessierte Studierende lohnt sich ein Blick in das BDSU-Netzwerk – sei es als Mitglied einer studentischen Unternehmensberatung oder durch die Teilnahme an einem der zahlreichen Events. Wer den BDSU näher kennenlernen möchte, kann sich auf einem der vier jährlichen Verbandstreffen selbst ein Bild machen.
Mehr Informationen gibt es auf der offiziellen Webseite bdsu.de