
Zwischen Kulturen und Kontinenten
Was verändert sich, wenn man als Berater:in von einem deutschen Standort in ein internationales Büro wechselt? Wie unterschiedlich kann Arbeitskultur erlebt werden – und was bleibt gleich? Zwei Perspektiven aus dem Simon-Kucher-Team zeigen, wie bereichernd und lehrreich ein Wechsel ins Ausland sein kann. Bastian-Andreas Koch berichtet aus Boston, Henri Bartels aus Barcelona.
Erfahrungen zwischen zwei Arbeitswelten: Von Deutschland in die USA
Der Schritt von Deutschland in die Vereinigten Staaten bedeutete nicht nur einen geografischen Wechsel, sondern auch eine bedeutende Veränderung in der Arbeitskultur. Was zunächst wie ein moderater Unterschied erschien, entpuppte sich als tiefgreifender Perspektivwechsel. Besonders prägend war der Umgang mit Feedback: Während in Deutschland direktere Rückmeldungen üblich sind, wird in den USA Kritik oft diplomatischer und zugleich konstruktiver formuliert. Diese Art des Austauschs prägt die Zusammenarbeit mit amerikanischen Kunden – sie äußern Lob wie Kritik auf ihre Weise, was die Arbeit sehr produktiv macht. Gleichzeitig scheint es in den USA eine größere Akzeptanz für kleine Fehler zu geben, was ein offeneres Arbeitsklima begünstigt.
Trotz meiner umfangreichen Arbeitserfahrung auf Englisch war ich überrascht, wie stark amerikanische Geschäftsgespräche von sportlichen Metaphern geprägt sind. Begriffe wie „throwing a curveball“ sinnbildlich für eine unerwartete und oft negativ empfundene Wendung – sind fester Bestandteil des Sprachgebrauchs. Diese Eigenheiten zu verstehen, gehört ebenso zum Einleben wie das Akzeptieren kleiner Alltagsunterschiede: So war es für mich zunächst irritierend, gefragt zu werden, ob ich meinen Kaffee „hot or iced“ wünsche – eine Wahlmöglichkeit, die ich inzwischen zu schätzen gelernt habe.
Besonders beeindruckend ist die ausgeprägte Vielfalt amerikanischer Teams. In den USA ist es deutlich diverser als ich es von Deutschland gewohnt war. Diese kulturelle Diversität bringt eine Vielzahl neuer Perspektiven ein und bereichert die tägliche Zusammenarbeit enorm. Gerade auf internationalen Projekten – insbesondere im Bereich Life Sciences – kann ich durch meine europäische Expertise wertvolle Beiträge leisten, etwa bei Fragen zu Märkten in Deutschland oder der EU.
Ein großer Vorteil des Arbeitens in den Vereinigten Staaten ist die spürbar gelebte Offenheit gegenüber kulturellen Unterschieden. Vielfalt wird nicht nur toleriert, sondern aktiv unterstützt und gefördert. Diese Haltung erleichtert nicht nur die Integration, sondern schafft ein Umfeld, in dem sich Menschen unterschiedlicher Hintergründe auf Augenhöhe begegnen können.
Und schließlich sorgt die Begeisterung der Amerikaner für die deutsche Sprache immer wieder für charmante Momente im Arbeitsalltag – oft beginnt ein Gespräch mit einem fröhlichen „Guten Tag“ oder einem „Danke schön“, was sofort eine persönliche Verbindung schafft.
Bastian-Andreas Koch // Simon-Kucher
Bastian hat Betriebswirtschaftslehre (Bachelor) an der Universität Göttingen und den Master in Management an der Universität Mannheim studiert. Sein Promotionsstudium absolviert er aktuell an der Universität Mannheim. Nach mehreren Praktika stieg Bastian 2021 in Frankfurt im Bereich Life Science ein. Im Dezember 2024 wechselte er nach Boston. Seine Freizeit verbringt er mit Laufen, Wandern und anderen sportlichen Aktivitäten.
Beratung mit mediterraner Perspektive – Erfahrungen aus Barcelona
Der Umzug nach Barcelona war für mich weniger ein Sprung ins Unbekannte als vielmehr eine vertraute Rückkehr. Ich hatte bereits mehrfach in der Stadt gelebt – zunächst während eines Praktikums, dann im Rahmen meines Erasmus-Programms während des Bachelors. 2020 nahm ich dann einen „Educational Leave” mit Unterstützung von Simon-Kucher, um meinen Master in Business Analytics an der Esade zu absolvieren. Als sich später die Möglichkeit ergab, in das spanische Büro von Simon-Kucher zu wechseln, fühlte sich dieser Schritt nur konsequent an. Ich kannte die Stadt, die Mentalität und den Rhythmus – oder dachte es zumindest. Denn schnell zeigte sich: In einer Stadt zu studieren und dort zu arbeiten, sind zwei grundverschiedene Erfahrungen.
Ein besonders spürbarer Unterschied war die Bürokultur. Während das Kölner Büro mit über 200 Berater:innen stark strukturiert arbeitet, ist das Team in Barcelona deutlich kleiner – rund 40 Kolleg:innen. Hier kennt man sich persönlich, die Zusammenarbeit ist spontaner, interdisziplinärer und informeller. Anfangs stellte ich mir die Frage, ob diese Lockerheit auch mit geringeren Standards einhergeht – doch diese Vermutung wurde rasch entkräftet: Die Professionalität und Sorgfalt, mit der gearbeitet wird, haben mich tief beeindruckt. Gerade die schlankeren Strukturen bieten mehr Raum für Eigenverantwortung und unternehmerisches Denken – ein ideales Umfeld, um persönlich wie fachlich zu wachsen.
Unerwartet, aber äußerst bereichernd war der intensive Austausch mit Kolleg:innen und Kund:innen aus Lateinamerika. Viele unserer Projekte erstrecken sich über mehrere Länder – von Spanien bis Mexiko, Chile oder Honduras. Diese kulturelle Vielfalt bringt nicht nur sprachliche Herausforderungen mit sich – besonders zu Beginn war es nicht leicht, mit den unterschiedlichen Akzenten Schritt zu halten – sondern erweitert auch die Perspektiven im Arbeitsalltag erheblich. Was zunächst wie eine Hürde erschien, entwickelte sich mit der Zeit zu einem wertvollen Lernprozess. Heute empfinde ich es als großen Gewinn, in solch internationalen Teams zu arbeiten.
Die tägliche Mehrsprachigkeit – der Wechsel zwischen Englisch und Spanisch – fordert Konzentration, wirkt aber auch geistig belebend. Und schließlich trägt auch das Umfeld zum Wohlbefinden bei: Nach einem langen Arbeitstag auf das Fahrrad zu steigen und in wenigen Minuten am Strand zu sein – das ist ein Privileg, das ich sehr zu schätzen weiß.
Das Arbeiten im Ausland hat mich vor allem gelehrt, aufmerksamer zuzuhören, mich flexibel auf neue Situationen einzustellen und meine eigenen Denkmuster zu hinterfragen. Sprachliche Kompetenz ist eine wichtige Grundlage – doch die eigentliche Tiefe entsteht erst durch das Verstehen der Kultur, die hinter der Sprache steht.
Henri Bartels // Simon-Kucher
Henri hat International Management (Bachelor) an der WHU und den Master in Business Analytics an der Esade Business School studiert. Nach seinem Praktikum bei Simon-Kucher ist Henri 2018 als Consultant eingestiegen. Im Februar 2024 wechselte er nach Barcelona. Seine Freizeit verbringt er mit Wandern, Padel und der Erkundung der Restaurantlandschaft in Barcelona.
Fazit
Ob in Boston oder Barcelona – das Arbeiten in einem internationalen Kontext bedeutet mehr als nur den Wechsel des Standorts. Es erweitert Horizonte, schärft interkulturelle Kompetenz und stärkt die persönliche Entwicklung. Für Bastian-Andreas und Henri sind ihre Einsätze im Ausland nicht nur berufliche Meilensteine, sondern prägende Etappen ihres individuellen Karrierewegs.