Im Interview mit Tim Baumgartner, Vorstand des Verbands Deutscher Studierendeninitiativen (VDSI)
Der Verband Deutscher Studierendeninitiativen e.V. ist der Zusammenschluss von vierzehn der größten studentischen Initiativen in Deutschland. 2014 offiziell gegründet, repräsentiert der VDSI heute über 100.000 Studierende an deutschlandweit knapp 350 lokalen Gruppen und vertritt somit einen Großteil der sich außer-universitär engagierenden Studierenden. Nicht nur der BDSU und das JCNetwork sind Teil des Verbands Deutscher Studierendeninitiativen, sondern beispielsweise auch AIESEC, bonding, ELSA, Market Team und MTP. Seit 2021 kooperiert junior //consultant mit dem VDSI und traf den aktuellen Vorstand Tim Baumgartner zum Interview.
Hallo Tim! Zunächst einmal: Studentisches Engagement – was bedeutet das konkret?
Studierende finden sich in Initiativen zusammen. Im Rahmen regelmäßiger Treffen geht man gemeinsame Projekte an. Dabei kann jeder mitmachen. Für verschiedene Hintergründe und Interessen gibt es an allen deutschen Hochschulen passende Vereine. Das Spektrum reicht von MINT-Jungforschern über studentische Unternehmensberater und Börsenvereine zu Initiativen, die sich mit Engagement im Ausland befassen. Die Studierenden sind meist unter sich. Das bedeutet auch, dass sie die Leitung und sämtliche Verantwortung selbst übernehmen.
Was bringt mir ehrenamtliches Engagement?
Sehr viel Konkretes! Es ist die perfekte Ergänzung eines Studiums. Dessen theoretische Konzepte werden durch Praxiserfahrung angereichert. Diese Mischung ist wertvoll, um theoretische Inhalte leichter aufnehmen und einordnen zu können. Außerdem bietet das Engagement eine Vorbereitung auf das Berufsleben und eine steile Lernkurve in Soft Skills. Nicht zuletzt lernt man viel für die Zusammenarbeit im Team und verlässt seine Komfortzone.
Voller Tatendrang sind Ideen, Visionen und Träumen keine Grenzen gesetzt. Für jegliche Ambitionen – von „mich ausprobieren“ und „Erfahrung sammeln“ über „ein bisschen helfen“ hin zu „die Welt verändern“ – findet sich ein Platz in den Initiativen.
Welchen Effekt gibt es für die eigene Karriere?
Arbeitgebern zeigt es, dass ein Kandidat fleißig ist. Da das Engagement freiwillig ist, beweist es zudem eine hohe intrinsische Motivation. Hinzu kommt die oft schon gesammelte Projekt- und Kommunikationserfahrung. Ehrenamtliches Engagement ist unter dem Strich ein Ausrufezeichen im Lebenslauf. Wir wissen, dass viele Arbeitgeber auf solche Aspekte sehr stark schauen. Die Nachfrage nach individuellen Stärken in Kommunikation, Teamwork, Networking und interkulturellen Kompetenzen ist steigend.
Wie kann ich starten?
Wir stellen unter vdsi.org/engagiert ein Auswahltool bereit – vergleichbar mit dem Wahl-O-Mat. Und dann: Einfach losstarten! Für alle Initiativen ist das Onboarding und die Akquise neuer Mitglieder absolutes Tagesgeschäft. Eine gute Anlaufstelle ist der Social Media-Kanal des Ortsvereins. Dort werden besonders zum Semesterstart oft Vorstellungsevents bekanntgemacht. Oder man geht direkt zu einer normalen Veranstaltung. Jedes Semester kommen viele Studierende in jeder Initiative dazu. Deshalb ist man da auch nicht der einzige Neuling. Wer auf einer übergeordneten Ebene etwas erreichen möchte, ist bei den Dachverbänden richtig.
Was bedeutet Ehrenamt für die Gesellschaft?
Studentisches Ehrenamt trägt maßgeblich zur Entwicklung verantwortungsbewusster junger Akademiker bei und stellt somit einen erheblichen Gewinn für den Staat, die Wirtschaft und die Gesellschaft dar. Umgekehrt wird der Erfolg studentischer Initiativen aber auch entscheidend von der staatlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Anerkennung beeinflusst. Die Interessengruppen sollten sich deshalb noch besser gegenseitig unterstützen, als sie es heute schon tun.
Tim Baumgartner, VDSI
Tim Baumgartner absolviert seinen Master in Wirtschaftsmathematik an der Universität Ulm und der Fudan University, Shanghai. Dabei spezialisiert er sich auf Finance und Diskrete Mathematik. Parallel zu seinem Studium engagiert er sich ehrenamtlich, zuerst beim Deutschen Jungforschernetzwerk und seit 2020 als Vorstand des Verbands Deutscher Studierendeninitiativen e.V. Er sammelte berufliche Erfahrung im Investmentbanking und bei einer Big-Four-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Hintergrund VDSI
Der Verband Deutscher Studierendeninitiativen e.V. (VDSI) vertritt als Dachverband 14 der größten studentischen Initiativen und repräsentiert damit über 100.000 junge Menschen an deutschlandweit mehr als 80 Standorten. Der VDSI versteht sich als gemeinsame, gehörte und gelebte Stimme des studentischen Ehrenamtes und vertritt dessen Interessen gegenüber Hochschulen, Politik und Gesellschaft, um die Bedingungen für studentisches Engagement zu verbessern. Außerdem ist der VDSI als stetig wachsendes Netzwerk aktiv, das eine einzigartige Austauschplattform bietet. So werden seine Mitglieder dabei unterstützt, sich zu vernetzen, zu kooperieren und sich gegenseitig Einblicke in ihre Organisation zu gewähren. Darüber hinaus ist der VDSI eine zentrale Anlaufstelle für Herausforderungen. In diesem Zuge generiert und sammelt der Verband Wissen, fördert den Erfahrungsaustausch und publiziert die gewonnenen Erkenntnisse.
VDSI-Kongress
Von Freitag, den 26.3., bis Sonntag, den 28.3., hat der VDSI-Kongress online stattgefunden. Zum Auftakt der Veranstaltung haben VDSI-Initiativen ihre Aktivitäten und Projekte gepitcht. Um in Zeiten von Corona einen persönlichen Austausch zu bieten, konnten sich die Teilnehmenden beim Speedfriending kennenlernen. Ein Goodie-Bag hat dabei geholfen, dass sich die Distanz bei dem Event in Zeiten von Corona möglichst niedrig angefühlt hat.
Am Samstag stand die Mitgliederversammlung des VDSI im Mittelpunkt. Bei diesem Anlass haben die 13 Mitgliedsinitiativen aktuelle Angelegenheiten besprochen. Zudem hat der VDSI die Weichen gestellt, um zukünftig persönliche Förder*innen aufnehmen zu können. Außerdem haben sich die Mitglieder mit dem neusten Partnerkreismitglied Studo ausgetauscht. Studo ist eine Produktivitäts-App für Studierende, die alle Informationen rund um das Studium vereint, seien es Noten, Mails, Kalender, Stundenplan oder aktuelle Informationen. Diese Features vereinfachen Studierenden den Alltag und halten sie im Newsfeed auch über die Aktivitäten von Studierendeninitiativen auf dem Laufenden. Die Mitglieder haben mit einem einstimmigen Beschluss die Corona School als neues Mitglied aufgenommen. Die Corona School betreibt eine Online-Plattform, auf der Ehrenamtliche kostenlose Lernunterstützung für Schüler anbieten. Die Initiative ist erst letztes Jahr entstanden, weil wegen der Pandemie ein besonders hoher Bedarf an 1-zu-1 Lernunterstützung entstanden ist. Wegen der positiven Erfahrungen und des Feedbacks soll das Konzept langfristig weitergeführt werden.
Im Fokus des letzten Tages, dem Sonntag, standen Best-Practice-Telkos. Zu den Themen gehörten Strategiearbeit, digitale Großveranstaltungen, Mitgliederakquise, Alumninetzwerke und Vereinsrecht. Zum Abschluss gab es noch einen interaktiven Kaffeeklatsch.