Studentische Unternehmensberatungen: Der Praxis-Boost neben dem Studium
Aktuelle Umfragen belegen, dass sich Studierende von ihrer Hochschule nur unzureichend auf das Berufsleben vorbereitet fühlen. Über 60 Prozent der Studierenden, so der Abschlussbericht der Onlineumfrage „Studienqualitätsmonitor 2013“, wünschen sich einen höheren Praxisbezug im Studium. Häufig kompensieren sie das Praxisdefizit durch studentisches Engagement, zunehmend durch eine Mitgliedschaft in einer Studentischen Unternehmensberatung. Diese eignen sich besonders gut, um sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln und einen höheren Praxisbezug während des Theoriestudiums herzustellen.
Aktuelle Umfragen belegen, dass sich Studierende von ihrer Hochschule nur unzureichend auf das Berufsleben vorbereitet fühlen. Über 60 Prozent der Studierenden, so der Abschlussbericht der Onlineumfrage „Studienqualitätsmonitor 2013“, wünschen sich einen höheren Praxisbezug im Studium. Häufig kompensieren sie das Praxisdefizit durch studentisches Engagement, zunehmend durch eine Mitgliedschaft in einer Studentischen Unternehmensberatung. Diese eignen sich besonders gut, um sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln und einen höheren Praxisbezug während des Theoriestudiums herzustellen.
Kaum ein wissenschaftspolitischer Diskurs hat die vergangene Dekade so sehr geprägt wie die europaweite Hochschulreform, die im Juni 1999 mit der sogenannten Bologna-Reform auf den Weg gebracht wurde. Europaweit vergleichbare Studiengänge und -abschlüsse sollte sie hervorbringen, die internationale Mobilität der Studierenden erhöhen und die Beschäftigungsfähigkeit der Hochschulabsolventen verbessern. Aber gerade beim letztgenannten Ziel gibt es heute – gut 15 Jahre nach Beschluss der Reform – berechtigte Zweifel, ob dieses überhaupt erreicht werden konnte. So betonen lediglich 38 Prozent der befragten Studierenden, dass sie sich von ihrer Hochschule gut auf das Berufsleben vorbereitet fühlen – ein fatales Ergebnis für die deutsche Bildungspolitik. Dabei war sie es doch, die mit der größten Hochschulreform der Geschichte insbesondere eine verstärkte Employability der Studierenden durchsetzte und begründete. Zugleich ist das Umfrageergebnis ein schlechtes Zeugnis für die Hochschulen, die nicht in der Lage sind, ihren Studierenden einen für sie angemessenen Praxisanteil im Studienverlauf zur Verfügung zu stellen.
Wie gut bereiten die Hochschulen auf die Arbeitswelt vor? Zwei von drei Absolventen stellen den Bildungseinrichtungen diesbezüglich ein schlechtes Zeugnis aus.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass Studentische Unternehmensberatungen seit einigen Semestern einen großen Zulauf erleben. Immer mehr Studierende sehen die Junior Enterprise (JE) als eine Plattform, um den fehlenden Praxisbezug ihres Studiums auszugleichen. Warum bieten sich Studentische Unternehmensberatungen hierfür besonders an? Aus meiner Sicht kommen vor allem drei Aspekte zum Tragen, die das Engagement in einer JE auszeichnen.
Erstens: Die Beratung „echter“ Unternehmen. In externen Beratungsprojekten werden unternehmerische Fragestellungen analysiert und konkrete Lösungsvorschläge eigenständig erarbeitet. Dies verlangt ein hohes Maß an Professionalität, Kundenorientierung und die Bereitschaft, sich in fachfremde Themen und Unternehmensstrukturen einzuarbeiten. Auch wenn dies ein anspruchsvolles Unterfangen darstellt; die Weiterentwicklungspotenziale, die Studierende „on the Job“ erfahren, übersteigen die Möglichkeiten vieler herkömmlicher Praktika und Werkstudentenstellen.
Zweitens: Die Übernahme von Verantwortung im Verein. Studentische Unternehmensberatungen sind für gewöhnlich nach den Organisationsstrukturen von Unternehmen aufgebaut. Sie verfügen häufig über eine Personalabteilung, eine Stabsstelle für IT, ein Ressort für Qualitätsmanagement, Marketing- und Vertriebsressorts und über einen gewählten Vorstand, der den Verein nach außen vertritt und nach innen lenkt. Auf jeder dieser Ebenen können sich Studierende ehrenamtlich und parallel zu ihrem Studium engagieren und erste Führungserfahrung sammeln.
Drittens: Der Ausbau des eigenen Netzwerks. Im Rahmen einer JE-Mitgliedschaft werden zahlreiche soziale Kontakte geknüpft – etwa zu anderen Beratern im Verein oder zu Unternehmensvertretern während externer Beratungsprojekte. Das größte Netzwerkpotenzial bieten freilich die Treffen der Dachverbände der Studentischen Unternehmensberatungen. Bei den halbjährlich stattfindenden Kongressen des Bundesverbandes Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen (BDSU) kommen beispielsweise bis zu 350 Studierende aus ganz Deutschland zusammen, um sich auszutauschen und zu netzwerken. Zudem bietet diese Plattform verschiedene Möglichkeiten, sich auch bundesweit in Projekten und Ressortarbeit zu engagieren.
Ergo: Für Studierende lohnt sich das Engagement in einer Studentischen Unternehmensberatung. Im „magischen Dreieck“ von externen Beratungsprojekten, der Übernahme von Verantwortung im Verein sowie des Engagements auf Bundesebene wird eine ideale Persönlichkeitsentwicklung ermöglicht. Gleichsam wirkt das Engagement in einer Studentischen Unternehmensberatung als ein „Praxis-Boost“, um das Praxisdefizit der theorielastigen Studiengänge mit einem hohen Maß an Praxiserfahrung und -einblick auszugleichen. Studentische Unternehmensberatungen werden deshalb künftig noch stärker als Ausbildungsfabrik von Studierenden parallel zur Hochschule fungieren und ihnen eine Plattform geben, sich fachlich, methodisch und sozial weiterzuentwickeln – und das quer durch alle Studiengänge. Zusätzlich nimmt auch ihre Bedeutung für die Wirtschaft (im Kalenderjahr 2013 haben die Mitgliedsinitiativen des BDSU einen Umsatz von über zwei Millionen Euro erzielt) zu – gerade für kleine und mittelständische Unternehmen – da es die Kombination von aktueller Expertise direkt von der Universität, die Möglichkeit motivierte Studierende kennenzulernen sowie ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis nur in Studentischen Unternehmensberatungen gibt. Sowohl Studierende als auch Unternehmen sollten sich daher über ihre Studentische Unternehmensberatung vor Ort informieren und eine Mit- und Zusammenarbeit ins Auge fassen.
Florian Lorenzen ist 1. Vorsitzender der Bundesverbandes Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen e.V. (BDSU) und studiert Politische Wissenschaft an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg.
Der BDSU vereint die 31 führenden Studentischen Unternehmensberatungen Deutschlands, in denen sich über 2.300 Studenten selbst organisieren.