Young Female Leadership: Der BDSU über die neue Führungsspitze und die Situation von Frauen in der studentischen Unternehmensberatung
Die Unternehmensberatung gehört nach wie vor zu den männerdominierten Branchen in Deutschland und der Anteil der weiblichen Mitarbeiter steigt nur langsam an. Vor allem im Bereich der höheren Führungsebenen in den Consultingunternehmen ist der Frauenanteil besonders gering. Gleichzeitig zeichnet sich in den letzten Jahren jedoch auch ein Wandel ab und junge Frauen fordern immer mehr ihren Platz im zukünftigen Consulting ein. Und das tun sie nicht, weil sie Frauen sind, sondern weil sie einem Mann in nichts nachstehen.
Der Bundesverband deutscher studentischer Unternehmensberatungen (BDSU) vereint die 32 führenden studentischen Unternehmensberatungen in Deutschland. Der Dachverband umfasst knapp 3.000 engagierten Studierende, die neben ihrem Studium Unternehmen aus verschiedenen Branchen mithilfe ihres erlernten Wissens beraten und somit die Wirtschaft in Deutschland aktiv mitgestalten. Während eine Studie des BDU aus dem Jahr 2014 noch ein deutliches Defizit bei dem Verhältnis der weiblichen zu den männlichen Mitarbeitern in Unternehmensberatungen aufzeigt, sind bereits 42% der knapp 3.000 studentischen Unternehmensberatern im BDSU laut der Mitgliederstatistik von 2018 Frauen. Dementsprechend könnte die Beratungsbranche in Zukunft weiblicher werden. Diese Entwicklung zeigt, dass sich Frauen immer mehr in männerdominierte Branchen trauen. Auch im BDSU wird dies besonders im Vorstand sichtbar. Seit ein paar Jahren ist das Verhältnis der männlichen zu den weiblichen Vorständen relativ ausgeglichen. Bereits zum vierten Mal in Folge stellt sich eine weibliche 1. Vorsitzende im BDSU auf, so auch wieder in diesem Jahr mit Janina Höniges. In diesem Amtsjahr wird neben der 1. Vorsitzenden zudem auch der 2. Vorsitz von einer weiblichen Führungskraft besetzt. Somit ergibt sich im BDSU nach längerer Zeit mal wieder eine weibliche Doppelspitze. Wie es dazu kam und was die beiden Frauen antreibt, haben sie für junior //consultant rekapituliert.
Janina Höniges, 1. Vorsitzende und Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit: „Es freut mich, dass immer mehr Frauen in der Welt der Unternehmensberatung Fuß fassen”
„Erfreulicherweise darf ich mich in eine Reihe starker Frauen im BDSU eingliedern. Seit 2013 ist das Amt der 1. Vorsitzenden und des Vorstandes für Öffentlichkeitsarbeit fast ausschließlich von weiblichen Führungspersonen besetzt, was in vielen Verbänden und Vereinen nicht der Fall ist. Ich bin sehr stolz darauf in diese Fußstapfen zu treten. Neben der Inspiration der Frauen, die diesen Weg bereits vor mir eingeschlagen haben, wollte ich mir durch diesen Schritt auch etwas selbst beweisen.
Ich wurde so erzogen, dass ich als Frau alles erreichen kann, was auch ein Mann erreichen kann. Mit dem Beginn meines Studiums und somit auch mit dem Eintritt in die Arbeitswelt durch Praktika, Werkstudentenstellen und meiner Tätigkeiten in der studentischen Unternehmensberatung, wurde ich immer wieder mit Sexismus oder Vorurteilen konfrontiert. Ehrgeiz wird als Verbissenheit betitelt oder Empathie als Schwäche gesehen. Sätze wie ‚Ach, Sie haben Ihre Sekretärin zum Protokollieren mitgenommen‘, obwohl man zusammen vor dem Kunden pitcht, haben mich schon erstmal zum Stocken gebracht. Auf der anderen Seite hat dies auch einen kleinen Widerstand in mir entfacht, gegen Vorurteile – besonders in männerdominierten Branchen wie dem Consulting – anzukämpfen. Daher freut es mich umso mehr, dass immer mehr Frauen in der Welt der Unternehmensberatung Fuß fassen, sich ihren Platz einstehen und als Vorbild für viele andere Frauen leben und handeln.
Besonders schätze ich, dass der Verband ebenfalls von einer weiblichen 2. Vorsitzenden geführt wird. Eine weibliche Doppelspitze ist auch im BDSU eine Seltenheit. Es ist schön jemanden als Sparring-Partner zu haben, der Ähnliches erlebt hat, mich versteht und auch das gleiche Interesse daran hat, sich für andere Frauen einzusetzen und ihnen Mut zu machen.”
Eliza Mertins, 2. Vorsitzende und Vorstand für Unternehmenskontakte: „Ich wurde zu keiner Zeit daran gemessen, ob ich Frau oder Mann war”
„Dass sich jede Frau schon einmal mit Vorurteilen, Belästigungen oder sonstigen Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechts auseinandersetzen musste, ist uns allen bewusst und wird erfreulicherweise auch zunehmend in der Öffentlichkeit diskutiert. Auch in meiner Karriere sind mir diese Themen begegnet und in meiner aktuellen Position, im Austausch mit Unternehmenspartnern, in der Besetzung von Karriereevents und in der Zusammensetzung unserer Mitgliederversammlung fällt die geringere Beteiligung von Frauen immer wieder auf.
Allerdings spreche ich viel lieber darüber, was sich in unserer Branche bereits getan hat und welche Förderung unseren weiblichen Talenten inzwischen geboten wird – denn auch das fällt auf! Zahlreiche Angebote für und das aktive Einfordern von weiblichen Nachwuchskräften durch unsere Kuratoren prägen im BDSU ein Bild von Chancengleichheit und Toleranz, welches mir gut gefällt. Auch während meiner Wahl zum Vorstand konnte mich der BDSU positiv überraschen. Ich lieferte mir ein Kopf an Kopf Rennen mit meinem männlichen Konkurrenten, über mehrere Wochen wurden wir von den Wählern begutachtet, auseinandergenommen und herausgefordert.
Und obwohl es aufregend und anstrengend war – ich wurde zu keiner Zeit daran gemessen, ob ich Frau oder Mann war, sondern ich hatte meinen Erfolg aufgrund meiner Leistung selbst in der Hand. Genau das ist mein Wunsch für die Zukunft und gleichzeitig mein Tipp: Nicht mehr anhand des Geschlechts beurteilt werden und auch sich selbst nicht daran zu messen.”
Für diesen Artikel haben beide Vorsitzende ihr Team anonym befragt, welche Eigenschaften sie an ihnen als Führungsperson schätzen
Bei Janina wurde folgendes gesagt:
- „Janina schafft es, mich allein durch ihre Art zu motivieren.“
- „Sie legt viel Wert darauf, dass sie Aufgaben strukturiert verteilt und dass sich jedes Teammitglied mit den Aufgaben identifizieren kann und wohlfühlt.“
- „Organisationstalent“
- „Janina schafft durch ihre positive und herzliche Ausstrahlung eine sehr angenehme Arbeitsatmosphäre!“
Und auch Eliza hat Feedback von ihrem Team bekommen:
- “Professionalität & Transparenz”
- “Motivation den BDSU weiterzuentwickeln”
- “Ihre Art, wertzuschätzen und Ihr Leadership-Stil. Transformativ und ein wenig vulnerabel, was in Punkto Transparenz super wichtig ist”
- “Eliza hat krasse Jonglierkünste”
Kein einziges Mal spielte das Geschlecht bei der Bewertung der Führungsqualitäten eine Rolle. In unserer Generation wird bei der Beurteilung von Führungskräften immer seltener über Mann und Frau gesprochen, stattdessen rücken beispielsweise neue Leadership-Theorien über emotionale Intelligenz in den Vordergrund und auch der BDSU spiegelt das wider. Als weibliche Doppelspitze beobachten und prägen wir gleichzeitig diese Entwicklungen und erhalten durch unsere männlichen Vorstandkollegen, Simon und Michael, Unterstützung. Deswegen schreckt nicht zurück, fordert euren Platz ein!