Franziska Schmitt von FTI-Andersch im Interview
Franziska Schmitt, Managing Director bei FTI-Andersch, gewährt im Interview spannende Einblicke in ihre Karriere und ihren Arbeitsalltag in der Restrukturierungsberatung. Sie berichtet über ihren Einstieg ins Unternehmen, ihre besonderen Erfahrungen aus über elf Jahren Berufstätigkeit und den Balanceakt zwischen Beruf und Privatleben. Zudem gibt sie einen Ausblick auf die Herausforderungen und Chancen der Insolvenzberatung und beschreibt, was sie an ihrer Tätigkeit besonders fasziniert.
Sie sind schon während Ihres Masters bei FTI-Andersch eingestiegen. Wie sind Sie dazu gekommen?
Ich bin Anfang 2013 nach meinem Bachelor in Wirtschaftsrecht als Analyst bei FTI-Andersch eingestiegen. Damals war FTI-Andersch noch vergleichsweise klein mit nur wenigen Mitarbeiter:innen. Auf FTI-Andersch bin ich damals durch eine Stellenausschreibung auf einem Online-Portal aufmerksam geworden. Da ich mich fachlich über meinen Schwerpunkt im Insolvenzrecht hinaus weiterentwickeln wollte, war eine „fachfremde“ Bewerbung für mich ein logischer Schritt. Die Beratung, insbesondere in der Restrukturierung, interessierte mich bereits länger, da sie mir die Möglichkeit bietet, Einblicke in Unternehmen verschiedenster Branchen zu erhalten. Daher entschloss ich mich, nach Praktika in Insolvenzverwaltungskanzleien, den Schritt zu FTI-Andersch zu gehen.
Wie lief Ihr Berufseinstieg genau ab? Wie verliefen die ersten Wochen?
In meiner ersten Woche fand ein Training, unsere sogenannte Academy, statt, sodass ich direkt alle Kolleg:innen kennenlernen konnte. Ich wurde sehr herzlich willkommen geheißen und konnte bereits im Rahmen der Academy sehr viel für meinen Start mitnehmen. Als Wirtschaftsjuristin war ich damals noch ein „Exot“ unter den BWLern. Durch das sehr kollegiale Umfeld und die Hilfsbereitschaft der Kolleg:innen fand ich mich schnell zurecht. Auch und vor allem an längeren Arbeitstagen unterstützen wir uns immer gegenseitig.
In den ersten Wochen erlebte ich eine steile Lernkurve und konnte insbesondere meine Excel-Fähigkeiten deutlich ausbauen. In meinem ersten Projekt durfte ich dann auch das Beraterleben hautnah kennenlernen: Die Tätigkeit vor Ort beim Mandanten, die üblichen Arbeitszeiten der Branche, aber auch den Zusammenhalt, die gegenseitige Unterstützung und gemeinsame Events nach der Arbeit. Diese Erfahrungen waren sehr spannend und machen für mich bis heute den Reiz meiner Arbeit aus. Zwar gehört dies alles mittlerweile zu meinem Alltag, das macht es aber nicht weniger spannend und erfüllend. Nach einem Jahr Berufstätigkeit habe ich berufsbegleitend meinen Master im Bereich Wirtschaftsrecht an der Universität Münster begonnen.
Auch nach elf Jahren: Man lernt auf jedem Projekt immer wieder etwas Neues dazu
Franziska Schmitt // FTI-Andersch
Was hat Sie davon überzeugt, seit mittlerweile mehr als elf Jahren bei FTI-Andersch zu arbeiten?
Man lernt auf jedem Projekt immer wieder etwas Neues dazu, sei es fachlich oder auch im Umgang mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Das macht das Beratungsumfeld so spannend und kann auch im Privaten durchaus hilfreich sein. Abgesehen davon kenne ich einige Kolleg:innen nun schon seit elf Jahren und habe mich immer sehr wohlgefühlt. Es wird einem sehr viel Wertschätzung entgegengebracht, sei es durch kleine Get-together-Veranstaltungen, unser Sommerfest, die Weihnachtsfeier oder auch unser jährliches Offsite im Ausland. Daneben habe ich unseren Vorstand und unsere Partner:innen in den letzten Jahren immer so wahrgenommen, dass die Arbeit, die wir als Team leisten, hoch angesehen wird.
Neben des sozialen Netzwerks, das ich mir aufbauen konnte, ist auch das Thema Flexibilität ein essenzieller Punkt für mich. Manchmal ist das Projektgeschäft stressig und die Tage sind lang, sodass ich es für umso wichtiger halte, dass allen Mitarbeiter:innen entsprechend ihres Alltags die nötige Flexibilität gegeben wird. Dazu gehört beispielsweise, mittags mal zum Sport zu gehen oder familiären Verpflichtungen nachkommen zu können. Ein besonderer Pluspunkt für mich war, dass FTI-Andersch mich darin unterstützt hat, meinen Master nebenberuflich zu machen und so Studium und Arbeit miteinander zu kombinieren. Wichtig war dabei für mich besonders, dass mir ausreichend Freiraum gegeben wurde, Anwesenheitspflicht im Studium und Projektarbeit beim Mandanten zu vereinbaren.
Das Thema Flexibilität ist ein essentieller Punkt für mich – gerade, weil das Projektgeschäft manchmal stressig ist
Franziska Schmitt // FTI-Andersch
Ihre Branchenerfahrung liegt insbesondere in den Bereichen Handel, Logistik, Maschinen-/Anlagenbau und Konsumgüter. Wie kam es dazu und mit welchen Projekten und Fragestellungen beschäftigen Sie sich dabei?
Bei FTI-Andersch werden Projektteams durch ein individuelles Staffing zusammengestellt, welches persönliche Expertise aber auch die langfristige Entwicklung der Mitarbeiter:innen berücksichtigt. Dadurch wird uns ermöglicht, uns ein breitgefächertes Branchen-Know-how und Expertenwissen in einzelnen Bereichen anzueignen. Dies war und ist für mich ein großer Mehrwert, da dadurch meine Lernkurve weiterhin steil verläuft und sich keine Monotonie einschleicht. Denn: Unterschiedliche Branchen bringen unterschiedliche Herausforderungen mit. Durch den breiten Erfahrungsschatz, den man sich aufbauen kann, ist man vielseitig einsetzbar und kann sich langfristig natürlich auch auf gewisse Branchen spezialisieren, so wie in meinem Fall auf die oben genannten.
Da unser Produktportfolio vom klassischen IDW S 6 (Sanierungsgutachten) bis hin zur Maßnahmenumsetzung und Betreuung in der Insolvenz reicht, hatte ich das Glück, in meinen elf Jahren an verschiedensten Beratungsleistungen mitwirken zu können. Aktuell bin ich auf einem internationalen Projekt, wo mein Schwerpunkt auf der Betreuung der kurzfristigen Liquiditätsplanung von rund 40 Gesellschaften liegt, um so rechtzeitig Finanzierungsbedarfe erkennen zu können und Maßnahmen zu entwickeln, diese Bedarfe zu decken. Hier spielt auch die regelmäßige Prüfung insolvenzauslösender Tatbestände eine große Rolle.
Schwerpunkte Ihrer Tätigkeit sind die Erstellung von Sanierungskonzepten, integrierten Unternehmensplanungen und kurzfristigen Liquiditätsplänen sowie die Betreuung in Insolvenzverfahren. Was fasziniert Sie besonders an diesen Arbeitsbereichen?
Das Faszinierende dabei ist, dass ich als Beraterin meine Mandanten in den wohl schwierigsten und anspruchsvollsten Krisensituationen begleite und damit vor täglich neue Herausforderungen gestellt werde, die es zu lösen gilt. Da die Projekte durch diese Situationen sehr schnelllebig sind und zentrale Entscheidungen getroffen werden müssen, die alle Stakeholder zufrieden stellen, bleibt das Aufgabengebiet stets spannend. In der Insolvenzberatung besteht unser Kerngeschäft darin, Unternehmen in komplexen und herausfordernden Situationen zu unterstützen. Das deutsche Insolvenzrecht bietet hierbei viele Gestaltungsmöglichkeiten diese Herausforderungen zu meistern und neue Chancen zu sehen. Es ist immer ein besonderer Moment, die überraschten Reaktionen der Geschäftsführung der Mandanten zu sehen, wenn wir über die rechtlichen Möglichkeiten sprechen, die sich ergeben.
Was war bisher das spannendste Projekt, an welchem Sie mitarbeiten konnten? Könnten Sie ein, zwei Projekte bei Klienten beschreiben, die Ihnen in den letzten elf Jahren besonders in Erinnerung geblieben sind?
Besonders in Erinnerung bleiben natürlich Langläuferprojekte, Projekte in außergewöhnlichen Branchen oder Projekte, mit denen ich mich persönlich identifizieren kann. Am besten identifizieren kann ich mich mit Projekten im Handel, da diese greifbar sind und man sie aus dem täglichen Leben kennt. Das macht es dann umso spannender, da man die Produkte aus dem Geschäft kennt, aber häufig aus dem Alltag nicht weiß, welche Unternehmen und Prozesse dahinter stehen.
Außerdem ist mir ein Projekt nachhaltig in Erinnerung geblieben, bei dem der Geschäftsführer sehr viel Herzblut investiert hat, jedoch steigende Rohstoffpreise dazu führten, dass nach einer ersten Eigenverwaltung schlussendlich doch ein Regelinsolvenzverfahren mit Abwicklung erfolgen musste. Dies war sehr emotional, auch da ich das Projekt über mehrere Jahre lang begleitet habe.
Seit Anfang dieses Jahres sind Sie Managing Director bei FTI-Andersch. Wie haben Sie die Veränderung in Ihrer Arbeit wahrgenommen und welche neuen Erfahrungen konnten Sie sammeln?
Bei FTI-Andersch erhält man bereits früh viel Verantwortung für die eigenen Workstreams und kann früh in der eigenen Karriere juniore Mitarbeiter:innen ausbilden und anlernen. Die größte Veränderung ist wohl, dass ich als Managing Director nun die Verantwortung für verschiedene Themen gleichzeitig trage. Ich kümmere mich um die Herausforderungen des Projektmanagements, beantworte Anfragen von Investoren und vertrete gleichzeitig bestmöglich die Interessen und Anliegen unserer Mitarbeiter:innen. Insbesondere die Meeting-Frequenz hat sich als Managing Director nochmals deutlich erhöht. Der Fokus liegt nun weniger auf der reinen operativen Tätigkeit, sondern viel mehr auf der Kommunikation, Leadership und den Social Skills. Hierbei hilft es, dass erfahrene Kolleg:innen immer mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Als berufstätige Mutter ist es wichtig, das Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben zu finden – ohne das entgegengebrachte Vertrauen und die ermöglichte Flexibilität von FTI-Andersch wäre das nicht zu bewältigen
Franziska Schmitt // FTI-Andersch
Wie gestalten Sie die Zusammenarbeit mit Ihren Kunden, und haben Sie den Eindruck, dabei einen langfristigen „Impact“ zu bewirken?
All unsere Mandanten sind individuell und man muss sich immer neu auf das Gegenüber einstellen. Insgesamt setzen wir auf eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ich habe in meinen elf Jahren auch gemerkt, dass man auf einer emotionalen Ebene, insbesondere auch bei den Mitarbeiter:innen des Mandanten, viel erreichen kann. Nach meiner Erfahrung erzielt man langfristigen Impact dadurch, die Belegschaft und Mitarbeiter:innen abzuholen und mitzunehmen. Dies ist insbesondere bei der Entwicklung von Maßnahmen im Rahmen des Veränderungsprozesses, den eine Restrukturierung mit sich bringt, enorm wichtig. Häufig haben langjährige Mitarbeiter:innen die Schwachstellen schon längst identifiziert und tolle Ideen, die man umsetzen kann. So kann eine nachhaltige Veränderung innerhalb der Organisation eigenständig fortgeführt werden.
Wie managen Sie das Spannungsfeld zwischen Beruf und Privatleben als Mutter einer Tochter? Was wertschätzen Sie bei FTI-Andersch am meisten?
Als berufstätige Mutter ist mir besonders wichtig, das Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben zu finden. Natürlich ist es herausfordernd, persönliche Verantwortung und Tätigkeit beim Mandanten vor Ort zu vereinen. Es ist in beiden Lebensbereichen wichtig, Aufgaben zu delegieren. Ich setze klare Zeitblöcke für meine Tätigkeiten, sowohl im beruflichen als auch im privaten. Ich arbeite eng mit meinem Team zusammen und weiß, dass sie eigenverantwortlich arbeiten können. Ohne das entgegengebrachte Vertrauen und die ermöglichte Flexibilität von FTI-Andersch wäre die Balance zwischen Mutter und Karriere sicherlich nicht zu bewältigen.
Franziska Schmitt // FTI-Andersch
Franziska Schmitt, Jahrgang 1988, hat Wirtschaftsrecht (LL.B.) an der Hochschule Hof und der Victoria University in Melbourne studiert. Berufsbegleitend hat sie im Oktober 2018 ihre Master of Laws Prüfung an der Universität Münster erfolgreich abgeschlossen. Sie ist 2013 bei FTI-Andersch eingestiegen und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Erstellung von Sanierungskonzepten, integrierten Unternehmensplanungen und kurzfristigen Liquiditätsplänen sowie der Betreuung in Insolvenzverfahren. In ihrer Freizeit liegt ihr Fokus darauf, Zeit mit ihrer Tochter zu verbringen, Sport zu treiben, zu reisen und ihre Pflanzen zu betreuen.
Dieser Artikel ist auch erschienen in der Printausgabe junior //consultant 3-2024