Kim Eichler und Katharina Rapp von EY im Interview
Frauen in Führungspositionen sollten die Regel sein, nicht die Ausnahme. Das ist die Vision, die Kim Eichler und Katharina Rapp bei EY antreibt. Die beiden verbindet nicht nur die Leidenschaft für ihre Arbeit, sondern auch der Wunsch, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Frauen gegenseitig unterstützen und fördern können. Dafür haben sie das Women Network Germany ins Leben gerufen.
Hallo Katharina und Kim. Man könnte meinen, in Sachen Gleichberechtigung sind wir 2024 weit gekommen: Frauen arbeiten zunehmend in Führungspositionen, sitzen an den Vorstandstischen großer Unternehmen und erklimmen auch in Teilzeit die Karriereleiter. Trotzdem habt ihr 2022 ein Frauennetzwerk gegründet. Heißt das, wir sind noch nicht am Ziel?
Kim: Der Schein trügt. Zwar ist der Frauenanteil in den Vorständen deutscher Unternehmen in den letzten 15 Jahren um rund 15 Prozent gestiegen, aber das liegt nicht an einem generellen Bewusstseinswandel, sondern auch an strengeren gesetzlichen Vorgaben. Fakt ist, dass Deutschland im europäischen Vergleich immer noch die größte Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern aufweist.
Was wollt ihr dagegen tun?
Kim: Uns ist es wichtig zu betonen, dass Leadership und Karriereplanung keine Frage des Titels sind. Denn wir vergessen oft, dass wahre Führungsqualität bei uns selbst beginnt. Es geht um persönliche Entwicklung und Selbstmanagement: Welche Erwartungen habe ich an mich? Wie teile ich mir meine Zeit ein? Nur wenn ich mich selber führen kann, kann ich auch andere an die Hand nehmen. Mit dem Netzwerk unterstützen wir uns gegenseitig auf unserem Weg zum Erfolg.
Das Netzwerk soll also eine Art Starthilfe geben?
Katharina: So könnte man es ausdrücken. Ich hatte das Glück, auf meinem Karriereweg von starken Persönlichkeiten gefördert zu werden. Aber das ist leider keine Selbstverständlichkeit. Ich wünsche mir, dass jede Frau von einem Netzwerk profitieren kann, das ihr bei den täglichen Herausforderungen zur Seite steht. Das Women Network Germany bietet Frauen den Raum für persönlichen Austausch und schenkt ihnen Inspiration. Die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen sind vielfältig: Manche wollen ihr Verhandlungsgeschick verbessern, andere suchen Best-Practice-Beispiele zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder zur Karriereplanung. Wir wollen ein breites Themenfeld abdecken und bieten deshalb entsprechende Trainings an.
Wie wichtig ist euch die Einbindung eurer männlichen Kollegen?
Kim: Das Netzwerk ist in erster Linie für Frauen gedacht, aber wir wollen den Dialog zwischen den Geschlechtern fördern und Sichtbarkeit schaffen. Verschiedene Stimmen bereichern den Diskurs – dazu gehören auch die Stimmen unserer männlichen Kollegen.
Katharina: Dem kann ich mich nur anschließen. Uns ist es aber auf jeden Fall wichtig, Frauen einen geschützten Raum zu bieten, in dem sie ohne Bedenken ihre Sorgen und Nöte äußern können. Um das zu gewährleisten, gibt es also auch Veranstaltungen, die sich ausschließlich an Frauen richten.
Mir ist es wichtig, einen stetigen Diskurs auf Augenhöhe zu generieren, in dem Wissen und Erfahrungen ausgetauscht werden. Dazu gehört auch der offene Umgang mit Fehlern.
Was ist eure Zukunftsvision für das Women Network Germany?
Kim: In meiner Idealvorstellung wird unser Netzwerk eine alltägliche Selbstverständlichkeit. Mir ist es wichtig, einen stetigen Diskurs auf Augenhöhe zu generieren, in dem Wissen und Erfahrungen ausgetauscht werden. Dazu gehört auch der offene Umgang mit Fehlern. Denn nur, wenn diese Dinge thematisiert werden, können Offenheit, Empathie und Vertrauen gefördert und im Unternehmen verankert werden.
Katharina: Wir haben gesehen, wie viel Potenzial im Netzwerk steckt und mit welcher Begeisterung das Thema angegangen wird. Ich wünsche mir eine lebendige Plattform, die jeden Tag wächst und allen Beteiligten Freude bereitet.
Was habt ihr aus eurer Arbeit im Netzwerk gelernt?
Kim: Weniger reden, mehr umsetzen! „Voranalysen“ und Abstimmungen sind zwar wichtig, um die richtigen Aktionen zur richtigen Zeit für die richtige Zielgruppe zu initiieren – aber man sollte sich nicht in Details verlieren und den ganzen Prozess verkomplizieren. Ich setze jetzt verstärkt darauf, Dinge auf Basis fundierter Entscheidungen aktiv anzustoßen und dann gemeinsam auszuprobieren, was gut funktioniert und was nicht. „Learning by Doing“ ist der Schlüssel zum Erfolg.
Katharina: Dranbleiben, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Auch wenn interne Strukturen mal eine Herausforderung darstellen können – Durchhaltevermögen zahlt sich aus!
Wenn du mehr über das Women Network Germany und EY erfahren möchtest, besuche die Karriereseite. Einblicke in Projekte und Arbeitskultur gibt es auch auf Instagram und Facebook.
Als Senior Consultant in Hamburg beschäftigt sich Kim Eichler mit den Themen Kulturentwicklung, Change Management und Kommunikation in globalen Transformationsprojekten. In Kundenprojekten fördert und verankert sie Diversity, Equity und Inclusion.
Katharina Rapp berät als Partnerin im Bereich International Tax and Transaction Services in München globale Unternehmen in steuerrechtlichen Fragen.