„Wir konzipieren praxisnah”: Zwei Berater der Atruvia AG sind verantwortlich für die Leitung eines Prozessautomatisierungsprojekts
Als Teil der Genossenschaftlichen FinanzGruppe sorgt die Atruvia AG für die Konkurrenz- und Zukunftsfähigkeit der regionalen Genossenschaftsbanken. Dazu gehört unter anderem die Automatisierung von Standardprozessen bei gut kalkulierbaren Kosten. Max Bröcher und Niels Gent-Emmert haben die Projektleitung des Produkts „Robotic Process Automation“ übernommen und berichten über Erfolge und Meilensteine während des ersten Jahres.
Herr Bröcher, Herr Gent-Emmert, wir treffen nicht zum ersten Mal zusammen. Bereits 2019 haben wir im Rahmen von zwei Interviews über Ihren Job bei Atruvia gesprochen (Anmerkung der Redaktion: erschienen in Ausgaben 2-19 und 4-19). Was ist seitdem passiert? Können Sie mir kurz einen Abriss über die letzten Berufsjahre bei Ihnen beiden geben?
Max Bröcher: In den vergangenen drei Jahren übernahm ich mehr Verantwortung innerhalb des Geschäftsfelds Kundenprojekte und Consulting. Nach unserem letzten Interview verantwortete ich eine Dienstleistung namens Digital Tiger. Eine modulare Dienstleistung, die das Change Management der Banken auf Mitarbeiterebene unterstützt. Darüber hinaus konzipierte ich eine darauf aufbauende Dienstleistung für Vorstände und Führungskräfte, den sogenannten Digital Lion. Elementar für den Change in der Bank ist, dass Veränderungen vom Management vorgelebt werden. Am Mindset des Management setzt die Dienstleitung Digital Lion an. Seit gut einem Jahr liegt mein Schwerpunkt in der Entwicklung eines neuen Produkts „Robotic Process Automation“, kurz: RPA.
Seit gut einem Jahr liegt mein Schwerpunkt in der Entwicklung eines neuen Produkts „Robotic Process Automation“
Max Bröcher, Atruvia AG
Niels Gent-Emmert: Zu Beginn bin ich bei Atruvia als Berater für die Kunden-, Konto-, Service- und Beratungsprozesse in einer Bank gestartet. Parallel führte ich Trainings zur Grundkonfiguration sowie zur Administration eines Prozesses im Bankarbeitsplatz durch. Nach der Übernahme von konzeptionellen Verantwortungen in mehreren Dienstleistungen änderte ich meinen Fokus auf den Aufbau einer neuen Dienstleistung rund um die Technologie RPA. Im aktuellen Projekt arbeiten wir gemeinsam mit unseren Kunden, um Automationslösungen für alle Banken zu schaffen.
Sie sind also beide nun für das neue Projekt/Produkt „Robotic Process Automation“ zuständig. Was ist das genau und wozu dient es?
Niels Gent-Emmert: Kurz gesagt ist RPA ein Ansatz zur Prozessautomatisierung. Den digitalen Software-Robotern wird ein Prozess beigebracht, den sie anschließend eigenständig durchführen. Da die Technologie RPA auf der Ebene der grafischen Benutzeroberfläche, kurz GUI für Graphic User Interface, arbeitet, sind keine tiefgreifenden Änderungen in der zu automatisierenden Anwendung, zum Beispiel dem Bankarbeitsplatz, erforderlich. Da keine Änderung am Programmcode vorgenommen werden muss, können mittels RPA schneller Automationslösungen geschaffen und Effizienzen gesteigert werden.
Was sind für die Banken die besonderen Vorteile dieser Lösungen und Technologie?
Max Bröcher: Gerade die Schnelligkeit in der Entwicklung von Automationslösungen ist ein eindeutiger Vorteil der RPA-Technologie. Bankprozesse von verschiedenen Anwendungen können sehr schnell entwickelt und zum Einsatz an Banken ausgebracht werden. Bei Prozessupdates benötigen die Software-Roboter administrative Anpassungen, bedingt durch die Entwicklung auf Ebene der grafischen Benutzeroberfläche. Aus diesem Grund stellt die Technologie RPA einen Übergang hin zur Vollautomatisierung der Bankprozesse dar. Die vollständige Automation von Bankprozessen hat Atruvia bereits gestartet und wird, aufgrund der Vielzahl und Komplexität an Bankprozessen, noch Zeit in Anspruch nehmen.
Angeschlossen ist ein Marktplatz, eine Onlineplattform, auf der Banken RPA-Lösungen erwerben, aber auch verkaufen können. Wie kam es dazu und welche Leistungen werden angeboten?
Max Bröcher: In unserem Geschäftsfeld Kundenprojekte & Consulting arbeiten wir sehr eng mit unseren Kunden zusammen. In Gesprächen entstand die Idee einer genossenschaftlichen RPA-Marktplattform. Dabei leben wir den Grundgedanken des genossenschaftlichen Prinzips und die Aussage von Friedrich Wilhelm Raiffeisen: „Was einer alleine nicht schafft, schaffen viele.“ Gemeinsam mit zwei Banken und einer Tochtergesellschaft von Atruvia wurde die RPA-Marktplattform geboren und immer weiter mit Leistungen vergrößert. Neben strategischen und technischen Workshops wurde die RPA-Marktplattform um das Leistungsangebot von RPA-Lizenzen erweitert, die die Banken für den RPA-Einsatz benötigen.
Das legt den Gedanken nah, dass die Banken relativ eigenständig diese Lösungen einsetzen. Ist das so oder wie betreuungsintensiv sind diese Lösungen?
Niels Gent-Emmert: Bisher ist die RPA-Technologie bei verschiedenen Banken im Einsatz. Insbesondere größere Banken haben sich bereits aktiv damit beschäftigt, eigenes Know-how zur Entwicklung der Software-Roboter aufgebaut und diese in Betrieb genommen. Wie Sie vielleicht bereits vermuten, ist es jedoch nicht trivial eine solche Architektur zum Einsatz der RPA-Technologie aufzubauen.
Über die Marktplattform können Software-Roboter, die bereits durch eine Bank eigenständig entwickelt wurden, zum Kauf für andere Banken eingestellt werden
Niels Gent-Emmert, Atruvia AG
Über eine neue Marktplattform, den VRPA.shop, können Software-Roboter, die bereits durch eine Bank eigenständig entwickelt wurden, zum Kauf für andere Banken eingestellt werden. Hierdurch sollen die Entwicklerressourcen geschont und Schnelligkeit in der Prozessautomation gewonnen werden. Das löst jedoch nicht die Herausforderung des aufwändigen Betriebs oder der Wartung der Software-Roboter. Daher gehen wir hier als Digitalisierungspartner der Banken einen Schritt weiter. Wir bieten die RPA-Technologie „as-a-Service“ für alle Banken an. Dies heißt, dass wir die Entwicklung, den Betrieb und die Wartung für die Banken übernehmen. Somit kann sich jede Bank auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Wir kümmern uns für sie um effiziente und automatisierte Prozesse.
Was mögen Sie besonders an Ihrem „neuen“ Betätigungsfeld? Und welche besonderen Herausforderungen, aber auch welche bereichernden Erlebnisse begegneten Ihnen während des vergangenen Jahres bei der Arbeit am Projekt RPA?
Max Bröcher: Robotic Process Automation-as-a-Service ist ein neues innovatives Produkt für Atruvia. Diesen Aufbau mitentscheiden zu können und bis zur Serienreife zu verantworten ist sehr motivierend. In der Projektarbeit von Robotic Process Automation-as-a-Service finde ich die Zusammenarbeit mit Banken, abteilungsübergreifenden Kollegen und Kolleginnen sowie dem Nearshore besonders bereichernd. Es ist schön zu sehen, wie die einzelnen „Zahnräder“ ineinandergreifen und die RPA-Marktplattform mit einer weiteren Leistung diversifiziert wird.
Wie erlebten Sie das, Herr Gent-Emmert?
Niels Gent-Emmert: Insbesondere finde ich die gemeinsame Projektarbeit mit den Banken spannend. Durch diese engen Kontakte konzipieren wir die neuen Produkte und Dienstleistungen sehr praxisnah. Die Banken haben stets den Blick darauf, wie beispielsweise Robotic Process Automation-as-a-Service künftig in ihrem Alltag eingebunden werden kann. Somit erhalten wir bereits in der Entwicklungsphase wertvolles Feedback. In der Projektarbeit sind wir hierdurch auch nicht nur auf theoretischen Grundlagen und Modelle angewiesen, sondern können bereits Prototypen praktisch verproben.
Max Bröcher, Atruvia AG
Max Bröcher arbeitete bei der Sparda-Bank Südwest eG, bevor er bei Atruvia im Jahr 2017 einstieg. Parallel zu seinem Beruf als Consultant im Bereich Omnikanalvertrieb absolvierte er ein Masterstudium an der European University for Economics & Management in Luxemburg und der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Essen. Seit Anfang 2021 ist er bei Atruvia als Projektleiter für das neue Produkt „Robotic Process Automation“ verantwortlich.
Niels Gent-Emmert, Atruvia AG
Niels Gent-Emmert absolvierte von 2015 bis 2018 ein duales Studium bei der R+V Versicherung. Anschließend schloss er sich im Oktober 2018 der Atruvia AG an, wo er als Consultant schwerpunktmäßig für die Themen Prozessmanagement und -optimierung zuständig war. Nebenberuflich ist er an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe als Dozent im Fachbereich BWL tätig. Seit Anfang 2021 ist er bei Atruvia als Projektleiter für das neue Produkt „Robotic Process Automation“ verantwortlich.