
„Wie wird man eigentlich IT-Berater im Bankenbereich?” wollten wir von Markus Lederle wissen. Daraus wurde ein interessanter Bericht über seine Erfahrungen und Aufgaben bei Atruvia, dem IT-Dienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken, der zeigt, wie wichtig handfeste Resultate für die berufliche Zufriedenheit sind.
Was treibt einen eigentlich an, wenn man seine berufliche Zukunft plant? Ich bin mittlerweile – über 15 Jahre nachdem ich meine Banklehre gemacht habe – der Meinung, dass es gar nicht die stromlinienförmige Karriereplanung sein muss und sie in den seltensten Fällen wirklich etwas bringt. Ich bin aber überzeugt davon, dass man sich selbst fragen muss, was einem wichtig ist: Woraus zieht man persönliche Befriedigung, was spornt einen an, was lässt einen an Aufgaben wachsen? Denn dies führt zu denjenigen Aufgaben, mit denen man sich wirklich gerne beschäftigt. Gegen eigene Neigungen sollte man sich nie etwas suchen, denn dies wird langfristig kaum glücklich machen.
Was meine ich damit genau? Bei mir ist es bereits nach der Banklehre der Wunsch gewesen, wirklich aktiv etwas im Beruf zu bewegen. Ich habe deshalb parallel zum Job an der Liverpool John Moores University studiert und hatte meine regelmäßigen Präsenzphasen in London und in Liverpool. Ich wusste damals noch nicht, was ich genau mit dem Bachelor- und später dann auch dem Master-Abschluss machen würde – aber mir war klar, dass mich das Studium befähigen würde etwas zu bewirken, was Spuren hinterlässt. Das hört sich vielleicht etwas zu pathetisch an, gemeint ist dabei aber, dass ich nicht meine Zeit und meinen Einsatz investieren möchte, ohne tatsächlich etwas besser zu machen für die Businesswelt, mit der wir alle zu tun haben.
Wenn mich heute Freunde oder Familienmitglieder fragen, was ich als IT-Berater bei Fiducia & GAD nun wirklich so bewege, dann ist das in wenigen Sätzen kaum zu erklären. Denn, wenn man ehrlich ist, wenige machen sich groß Gedanken um Banken – also meine Branche. Aus dem Geldautomaten soll das Geld kommen und ansonsten passt das sicher schon irgendwie. Banken werden in der öffentlichen Wahrnehmung oft als staatliche Einrichtungen ohne Differenzierungsmerkmale gesehen, habe ich manchmal das Gefühl. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Der Wettbewerbsdruck ist sehr hoch und damit auch die Veränderungsnotwendigkeit im Online-Zeitalter, der sich die Banken zu stellen haben.
Wenn ich dann Freunden davon berichte, wie komplex die Herausforderungen sind, die auf Banken im Rahmen der Digitalisierung bereits hinzugekommen sind und in einer noch wesentlich höheren Geschwindigkeit zukommen werden, überrascht das viele.
Was mache ich genau? Ich berate und unterstütze primär Genossenschaftsbanken dabei, noch kundenorientierter zu werden und dabei technische Lösungen von Fiducia & GAD zu nutzen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Dazu bin ich an etwa 130 bis 160 Tagen im Jahr unterwegs und besuche Volks- und Raiffeisenbanken in der ganzen Republik. Während dieser Einsätze vor Ort liefere ich lösungsorientiertes Know-how, welches in einer lokalen Bank oft gar nicht vorhanden sein kann. Ich implementiere Themen, welche die Wettbewerbsfähigkeit meiner Kunden nachhaltig stärkt und trage damit auch dazu bei, dass Stellen erhalten bleiben.
Dabei profitierte ich vor allem zu Beginn von der umfassenden Einarbeitung durch meinen Arbeitgeber und heute natürlich auch davon, dass ich mittlerweile acht Jahre Berufserfahrung darin habe, Banking-Prozesse perfekt in IT-Abläufe zu übersetzen.
Nehmen wir ein Beispiel: Wenn sich in der Vergangenheit der Kunde einer Bank überlegt hat, ob er sich nicht eine Immobilie leisten könnte, setzte dies oft mehrere persönliche Beratungsgespräche und viele Anträge in Papierform voraus, die dann auch noch lange Zeit im Back End bearbeitet wurden, bevor er wusste, ob und zu welchen Konditionen er ein Objekt finanzieren kann. Heute – und dies gehört mit zu den Tools, die ich bei Banken implementiere – muss es direkt online möglich sein, sofort eine Rückmeldung zu den unterschiedlichen Kreditoptionen zu bekommen, wenn der Bankkunde seine Daten eingegeben hat. Denn die Digitalisierung lässt alles schneller werden: unsere Erwartungen, unsere Reaktionen und unser Verhalten grundsätzlich. Amazon Prime soll uns sofort beliefern, bei Spotify bekommen wir jedes Album unverzüglich abgespielt und die Antworten auf unsere Fragen in die Suchmaschinen kommen auch ohne Zeitverzögerung!
Banken, die sich diesem Trend verschließen und weiter die traditionellen Wege beschreiten, verlieren irgendwann den Kontakt zu ihren Kunden, welche Dienstleistungen in Echtzeit erwarten.
Die Aufgabenvielfalt ist groß! Die Digitalisierung beschleunigt sich exponentiell, sodass es immer neue und bessere Lösungen sind, die ich unseren Kunden anbieten kann. Das macht es unheimlich spannend: Man fühlt sich manchmal wie ein Pulsgeber, weil wir tatsächlich so etwas wie die innovative Speerspitze für die Branche sind. Der Einsatz von KI oder Predictive Analytics – also zu prognostizieren, was ein Bankkunde für ein Angebot braucht, bevor er den Bedarf selbst wahrnimmt – gehört etwa zu den Dingen, die wir platzieren.
Die Beratung steht im Vordergrund. Natürlich wecken wir dennoch in den Projekten bei der Bank den Bedarf für Weiterentwicklungen.
Auch wenn ich mich IT-Berater nenne, schreibe ich keine Codes und entwickle keine technischen Systeme.
Auch Freiheiten gehören zum Job! Ich habe meine Kunden, die ich besuche – aber wann ich das mache und welche Routen ich dabei wähle, spreche ich selbst mit den Kunden ab. Das heißt, unter Berücksichtigung der Kundeninteressen bin ich frei in der Einteilung meiner Einsätze vor Ort.
Unsere Kunden heißen uns immer sehr Willkommen. Es ist eine tolle Arbeitsatmosphäre, wenn man weiß, dass die Kunden einen lieber länger bei sich haben und nicht schnell wieder loswerden möchten! Ich habe tatsächlich mit vielen Menschen zu tun, die unsere Arbeit sehr wertschätzen. Dieses direkte Feedback ist für mich ein wesentlicher Punkt, warum mir meine Arbeit so viel Freude macht.
Die Intensität der Beratung und meine Einsatzzeiten vor Ort ergeben sich aus dem Umfang der umzusetzenden Themen und den damit verbundenen Herausforderungen der jeweiligen Bank. Es gibt Genossenschaftsbanken, die haben 50 Mitarbeiter, bei denen sind die Herausforderungen weniger komplex und es reichen auch einmal wenige Tage in denen ich die Themen implementiere. Es gibt aber auch Banken mit bis zu 1.000 Mitarbeitern, bei denen 70 Beratertage zusammenkommen. So unterschiedlich die Größe der Projekte auch ist, eines haben sie alle gemeinsam: Es geht darum, strategische Fragestellungen und technische Stellschrauben zusammen zu bringen. Deswegen hilft es Banken auch nicht, einfach nur ein paar Informatiker einzustellen und zu sagen: „Jetzt programmiert uns mal eine schöne App!”. Denn es geht nicht darum, dem Bankkunden das technisch Machbare zu präsentieren, sondern den Nutzen für ihn spürbar zu steigern. Dafür ist es hilfreich, auf die Best Practice-Erfahrungen externer Berater zurückzugreifen.
Die Geschwindigkeit der Digitalisierung ist so rasant, dass ich meine Kunden regelmäßig besuche. Denn Stillstand kann und möchte sich keiner leisten. Dadurch erfahre ich natürlich auch, ob meine Arbeit Früchte trägt. Ich habe zum Beispiel in letzter Zeit viele Banken beim Thema „Prozessoptimierung bei der Neukundengewinnung” beraten. Jeder weiß noch, wie lange es früher gedauert hat, ein Konto neu zu eröffnen. Je unkomfortabler es ist Kunde zu werden, umso schwieriger ist es natürlich diese überhaupt zu gewinnen. Also bedeutet es einen echten Wettbewerbsvorteil für eine Bank, wenn sie ihren Neukunden sagen kann: „Bei uns bist Du innerhalb von sieben Minuten Kunde: Mit Konto, Online-Banking und GiroCard!” Dafür braucht es keine Unterschrift mehr, es reicht die Videolegitimation. Wenn wir solche Möglichkeiten einführen und die Banken dann messen, wie viele neue Kunden Sie mit dem optimierten Prozess gewinnen, ist dies natürlich eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit.
Wichtig ist dabei, dass man immer den Kontakt zum eigenen Team hält. Bei Außeneinsätzen haben wir oft Online-Meetings und zwischendurch werden wir in den Unternehmensstandorten der Fiducia & GAD immer wieder bezüglich neuer technologischer Entwicklungen geschult. Zusätzlich zu unserer Beratung bieten wir den Banken auch an, ihre Online-Geschäftsstelle direkt an uns auszulagern. Über das Outsourcing optimieren wir die Online-Geschäftsstelle kontinuierlich für die Banken und entwickeln diese weiter.
Meiner Wahrnehmung nach tun sich angehende Hochschulabsolventen von heute mit der Vorstellung schwer, für ihren Job reisen zu müssen. Ich kann dies nur insofern nachvollziehen, als dass man sich das – noch während des Studiums – eher abstrakt als Verlust von Geborgenheit und freier Verfügbarkeit von abendlichen Verabredungen vorstellt. Doch auch bei einem Job, der immer an einem Standort stattfindet, handelt es sich zumindest für High Potentials selten um einen Nine-to-five-Job. Und, was sich viele nicht vorstellen können, ist, dass das Reisen viele neue Eindrücke bedeutet: Ich war kürzlich mit der Fähre auf Föhr, jetzt geht es wieder mal nach München – das macht schon sehr viel Spaß, so herumzukommen.
Ich bin 35 Jahre alt, habe gerade geheiratet und möglicherweise stellt sich für uns in absehbarer Zeit ja auch die Frage der Familiengründung. Natürlich muss man solch eine Veränderung mit der Reisetätigkeit unter einen Hut bringen, aber hier bringt der Job auch die notwendige Flexibilität mit. Und ich möchte auch nicht darauf verzichten, vor Ort bei den Kunden der Fiducia & GAD die Bestätigung zu bekommen, dass ich mit meiner Arbeit tatsächlich etwas positives bewirke. Das treibt mich an und macht mich aus.
Markus Lederle (35) arbeitet seit acht Jahren als IT-Berater bei der Atruvia AG, dem IT-Dienstleister für die genossenschaftliche FinanzGruppe. Mit fast 6.600 Mitarbeitern erwirtschaftet die Unternehmensgruppe rund 1,5 Milliarden Euro. Unter fiduciagad.de finden Absolventen Informationen über die Einstiegsmöglichkeiten.