Die Expertin verrät 3 Gründe, warum es immer noch so wenige Frauen ganz nach oben schaffen
Fest steht: Auch heute noch besteht die Führungsebene der meisten Unternehmen überwiegend aus männlichen Kollegen. Die Geschäftsführung der 100 umsatzstärksten Unternehmen weist einen Frauenanteil von gerade einmal 8,3 Prozent auf. „Entscheidungsgremien sind noch immer männerdominiert. Viele Frauen fühlen sich davon eingeschüchtert, dabei haben Frauen genauso viel Talent, wie Männer – sie brauchen aber mehr Biss.“, erklärt Business-Mentorin Jessica Verfürth. In diesem Gastbeitrag verrät sie drei Gründe, woran Frauen immer noch scheitern, wenn sie nach ganz oben wollen.
Zu wenig Gleichstellung in den Führungspositionen
In den letzten Jahren hat sich einiges verändert. Die Gleichstellung der Frau ist längst keine hohle Phrase mehr – sondern ist in vielen beruflichen und privaten Bereichen zum Glück schon gelebte Realität. Egal, ob es sich dabei um das Gehaltsniveau, die zum Arbeitsalltag gehörenden Aufgaben oder die Fülle an Verantwortung handelt: Viele Frauen haben in der jüngsten Vergangenheit einen Aufstieg erlebt, an den vor zwei oder drei Jahrzehnten noch kaum zu denken war. Das ist lobenswert – aber es reicht noch nicht.
Schon ein kurzer Blick in die Vorstandsetagen großer Unternehmen zeigt, dass die Gleichstellung noch längst nicht in allen beruflichen Bereichen angekommen ist. Noch immer sind viele Entscheidungsgremien zu einem ganz überwiegenden Teil mit Männern besetzt. Den Frauen gelingt es einfach nicht, in diese Machtdomäne vorzudringen. Die Gründe dafür mögen vielschichtig sein. Indes fällt es vielen Damen durchaus schwer, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln um ihre Position zu kämpfen. Der Einsatz des Ellenbogens liegt ihnen nicht. Langwierige und im Regelfall kraftraubende Auseinandersetzungen mit den männlichen Kollegen werden zumeist gemieden.
Dabei müssen sich Frauen nicht verstecken. Gerade im Beruf und innerhalb der Familie zeigen viele Damen, zu welch großen Leistungen sie fähig sind. Das Potenzial und die erforderlichen Eigenschaften sind vorhanden. Frauen sind in ihren Kompetenzen also keineswegs schlechter als Männer. Doch warum gelingt es ihnen dann nicht, in die Führungspositionen aufzusteigen und sich dort so lange zu halten, dass sie in dem Unternehmen eine Ära prägen und mit gutem Beispiel vorangehen könnten? Die nachfolgenden drei Gründe sollen zeigen, woran es liegen dürfte.
1. Stress, falsche Entscheidungen und ein Überschwang der Gefühle
Vielfach wird den Frauen nachgesagt, dass sie allgemein durchaus in der Lage wären, eine verantwortungsvolle Rolle in einem Konzern einzunehmen. Die dafür benötigten Zeugnisse und Qualifikationen liegen oftmals vor, die Erfahrungswerte und Kompetenzen wurden meist schon in jahrelanger Arbeit auf hohem Niveau nachgewiesen. Dass ihnen der Aufstieg letztlich nicht gelingt, liege aber an der geringen Stressresistenz: So sei es ihnen angeblich nicht möglich, einen kühlen Kopf zu bewahren oder die Emotionen zu kontrollieren, wenn es einmal hoch hergeht. Vorurteile, die zwar widerlegt werden können, den Arbeitgebern aber nach wie vor im Gedächtnis bleiben.
Dabei ist die Gefühlswelt der Frauen meist komplexer als die der Männer. Das zeigt, dass Frauen im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen oft besser geeignet sind, auch in stressigen Lagen die Übersicht zu bewahren, umfangreiche Prozesse effizient zu leiten und dringend zu erledigende Aufgaben zu delegieren. Oft schaffen sie es dabei sogar noch, die Stärken und Schwächen des Einzelnen zu erkennen und entsprechend zu handeln – insbesondere den Frauen wird daher nachgesagt, ihre Angestellten überdurchschnittlich gut gefördert zu haben. Der Mythos, die Damen können keinen Stress vertragen, ist folglich nicht haltbar.
2. Der äußere Anschein – und die innere Realität
Zumeist wird den Frauen auch einfach zu wenig zugetraut. Das mag daran liegen, dass viele Damen in gehobenen Positionen durchaus ein wenig distanziert wirken. Sie erwecken oftmals nicht den Anschein, ihre Führungsrolle emotional zu interpretieren. Wie soll es da gelingen, die Angestellten zu motivieren und ein besonders gutes Leistungsniveau bei ihnen freizusetzen? Tatsächlich ist es nicht jeder Frau angenehm, kräftig mit der Faust auf den Tisch zu hauen und sich damit Gehör zu verschaffen. Ein Vorgehen, das bei männlichen Vorständen längst zum Klischee gehört und das deshalb wohl auch bei den Damen zwingend eingefordert wird.
All das bedeutet aber nicht, dass Frauen unterschätzt werden dürfen – wie es leider noch zu oft passiert. Wahre Macht liegt nicht im Erheben der Stimme. Damen als leitende Angestellte wissen, wann und wie sie ihre Karten ausspielen müssen, um daraus den größten Nutzen zu generieren. Ob aus langer Erfahrung oder aus spontaner Intuition: Sie haben ein Gespür dafür, wie sie sich verhalten sollten. Die dabei erzielten Erfolge unterstreichen den Wert ihrer Strategie. Es kann also manchmal ein Vorteil sein, unscheinbar zu wirken.
3. Das Denken im zu kleinen Maßstab
Vielfach lassen sich aber auch Zweifel vernehmen, ob weibliche Führungskräfte überhaupt geeignet sind, eigene Visionen zu entwickeln – und ihnen bis zum Erfolg nachzujagen. Oft wird also hinterfragt, ob die Damen genügend Biss haben, um sich durchzusetzen. Fehlt es ihnen also letztlich an einer entscheidenden Tugend für den beruflichen Aufstieg?
Oft mangelt es ihnen an einem Bewusstsein dafür, wie stark sie sind und welche Fortschritte sie erzielen könnten, würden sie sich dazu durchringen, den ersten Schritt zu gehen. Doch viele Damen zögern und grübeln zu lange, anstatt etwas zu wagen.
Jessica Verfürth, Bosslady Consulting
Jessica Verfürth ist Business-Mentorin für Frauen. Mit Bosslady Consulting berät sie Online-Coaches und Expertinnen, die ihr Geschäft auf Wachstumskurs bringen möchten. Onlinestrategien, Verkaufspsychologie und die Automatisierung von Prozessen stehen bei ihrer Beratung im Mittelpunkt. Weitere Informationen unter: https://www.bosslady-consulting.de