Philipp Hoffmann, BwConsulting: „Das Praktikum war mein Karrierestart – und ‚Stillgestanden‘ habe ich nicht.“
Philipp Hoffmann startete 2017 mit einem Praktikum bei der BwConsulting. Er hat dort ein Beratungsunternehmen mit besonderem Alleinstellungsmerkmal kennengelernt: Die BwConsulting ist die Inhouse-Beratung der Bundeswehr, sie berät mit ihren methodischen sowie fachlichen Kompetenzen die strategischen Projekte des Bundesministeriums der Verteidigung und treibt im Auftrag der Leitung neue Themen voran. Damit unterstützt das Unternehmen Ministerium, Streitkräfte und Verwaltung dabei, Veränderungen möglich zu machen und das gesamte Ressort nachhaltig weiterzuentwickeln. Inzwischen hat Philipp eine unbefristete Anstellung als Berater. Ein Gespräch über seinen Werdegang und seine Erfahrungen.
Philipp, zunächst einmal die wichtigste Frage: Hast du gedient?
(lacht) Diese Frage höre ich sehr häufig, wenn ich über meinen Arbeitgeber erzähle. Zufälligerweise: Ja! Ich war vor meinem Studium zwei Jahre bei der Bundeswehr – auch in Afghanistan. Und noch heute bin ich übender Reservist. Aber um auch das gleich deutlich zu machen: Eine Dienstzeit bei der Bundeswehr ist keine Voraussetzung für die Arbeit bei der BwConsulting. Zwar waren mir dadurch einige Begriffe und Strukturen bereits bekannt, doch die Berater des Unternehmens sollen ja gerade einen unvoreingenommenen frischen Blick auf die Themen werfen.
Und schnarrende Kommandos gibt es auch nicht auf dem Flur?
Ich glaube, viele Menschen haben eine falsche Vorstellung von der Inhouse-Beratung der Bundeswehr. Wir sind eine zivile GmbH im Bundesbesitz, wir sind keine Soldaten, Beamte oder Angestellte des Bundes. Vielmehr kommen die Kolleginnen und Kollegen häufig aus externen Unternehmensberatungen oder der Industrie, es herrscht eine „Duz“-Kultur und organisiert ist das Unternehmen in einer agilen Matrix.
Wie bist du denn auf die BwConsulting aufmerksam geworden?
Im Studium hatten wir verschiedene Formate, in denen Praktika- und Berufserfahrungen mit Kommilitonen und Alumni ausgetauscht werden konnten. In einem Fall stellte uns eine Kommilitonin ihre Werkstudententätigkeit vor – auch sie war bei der BwConsulting und hatte sehr positive Erfahrungen gemacht. So wurde ich erstmals auf die BwConsulting aufmerksam. Nach meiner Bewerbung wurde ich dann zu einem Recruiting-Day eingeladen, bei dem ich mehrere Gespräche geführt habe und das Unternehmen besser kennenlernen konnte. Noch am gleichen Tag hat man mir einen Praktikumsplatz angeboten.
Wir sind keine Soldaten, Beamte oder Angestellte des Bundes. Die Kolleginnen und Kollegen kommen oft aus externen Unternehmensberatungen oder der Industrie.
Philipp Hoffmann, BwConsulting
Was gab für dich den Ausschlag, eine feste Anstellung im Unternehmen anzustreben?
Das waren ganz verschiedene Gründe. Ein sehr wichtiger Punkt war für mich das gelebte Miteinander: Bei uns herrscht definitiv keine Ellenbogenmentalität, wie ich sie von Kollegen in externen Unternehmensberatungen berichtet bekomme. Außerdem bin ich in einer Phase zur BwConsulting gekommen, in der sie sich als strategischer Berater der ministeriellen Leitung neu aufgestellt hat. Dies ist immens spannend, da wir so Projekte mit großer sicherheitspolitischer Relevanz beraten und die Arbeit dadurch einen besonderen Sinn erhält. Zudem finde ich es immer noch beeindruckend, wie Mitarbeiterpartizipation während der notwendigen Veränderungen im Unternehmen groß geschrieben wird. Schlussendlich war das Praktikum aber auch gänzlich anders als meine bisherigen – und anders als das vieler meiner Bekannten. Von Anfang an war ich voll im Team integriert und wurde nicht als Praktikant behandelt. Vielmehr sollte ich bereits die Rolle des Beraters einnehmen und wurde auf diese Weise stark gefordert, aber auch gefördert.
Welche Beratungsschwerpunkte bearbeitet das Unternehmen?
Der Fokus liegt auf drei Beratungsbereichen: Zum einen Strategie & Steuerung, wo es um Zielentwicklung, Lagebilder oder Change Management geht. Zum anderen Prozesse & Organisation, hier stehen die Gestaltung optimaler Strukturen und Zusammenarbeitsbeziehungen im Mittelpunkt. Und drittens die konkrete Projektmanagementberatung, vor allem bei Rüstungsvorhaben wie dem neuen Transporthubschrauber oder dem neuen Luftverteidigungssystem der Bundeswehr. Dadurch hat die BwConsulting eine große Projektvielfalt, wobei alle Projekte durch die ministerielle Leitung top-priorisiert wurden.
Und in welchen Themen hast du bislang gearbeitet? Welche Erfahrungen hast du dabei gemacht?
Aufgrund meines Studienschwerpunkts Arbeits- und Organisationssoziologie wollte ich mich schnell im Bereich (Re-) Organisation einbringen, genau dies ist eines der Themenfelder im Bereich Prozesse & Organisation. Im Team dieses Themenfelds erarbeite ich hierzu Grundlagen und konnte bereits verschiedene Projekte mit organisatorischen Fragestellungen begleiten, beispielsweise ein Projekt zur Professionalisierung der Organisationsberatung und Organisationsarbeit im Verteidigungsressort. Ein weiteres sehr spannendes Thema ist für mich aktuell der Aufbau eines Zielsystems zur strategischen Prioritätensetzung des Infrastruktur- und Dienstleistungsbereiches der Bundeswehr. Dadurch habe ich „Zielentwicklung und Zielsteuerung” als ein neues Thema für mich entdeckt und engagiere mich deshalb heute auch in unserem Themenfeld zur Strategieentwicklung. Für diese persönliche Entwicklung war mein Praktikum ein gelungener Einstieg, Stillstand habe ich also nicht erlebt. Eine besondere Erfahrung war für mich auch die ganzheitliche Beratung der BwConsulting. Wir haben im Projektteam Analysen gefahren, mit den Kunden Konzepte entwickelt, waren dann aber auch in der Umsetzungsplanung dabei und sind bei der Durchführung involviert.
Wie erlebst du als junger Berater die Förderung im Unternehmen?
Förderung habe ich bereits als Praktikant erlebt, hierzu trägt ganz klar unser Trainingscurriculum bei. Mit diesem werden sowohl methodische Fähigkeiten – wie unsere „Strategische Analyse” – als auch die persönlichen Fähigkeiten, beispielsweise Präsentation oder Kommunikation, geschult und verbessert. Neben verpflichtenden Basisschulungen kann ich heute auch weitere themenspezifische Schulungen besuchen. Hierzu reflektiere ich mit meinem Mentor – einem erfahrenen Kollegen, der mich als langfristige Bezugsperson bei meiner Entwicklung im Unternehmen begleitet – meine Wünsche und kann so eine individuelle Entwicklung planen.
Wie verhält es sich mit deiner Work-Life-Balance?
Wir haben Vertrauensarbeitszeit. Das bedeutet für mich, unter gegebenen Rahmenbedingungen frei über meine Zeit entscheiden zu können. Es kommt natürlich in Hochphasen des Projekts vor, dass lange gearbeitet wird – das gehört für mich aber dazu, wenn man mit Leidenschaft beraten will, ‚Nine-to-five‘-Denke passt nach meiner Auffassung nicht dazu. Gleichzeitig kann ich aber in anderen Phasen Freiräume nutzen: Solange also kein Kundentermin dem entgegensteht, kann ich durchaus mal schnell Amtstermine oder ähnliches wahrnehmen, ohne dafür Urlaub nehmen zu müssen.
Und wechselst du demnächst in die Linie der Bundeswehr? Oder gibt es das gar nicht?
Das ist sicher ein großer Unterschied zu anderen Inhouse-Beratungen. Ein Wechsel in die Linie des ‚Mutterkonzerns‘ ist bei uns nicht vorgesehen, dort sind die Einstiegswege ganz andere. Aber von ehemaligen Kolleginnen und Kollegen weiß ich, dass ihre Wege sie beispielsweise in die Verteidigungsindustrie oder in andere Beratungshäuser geführt haben. Die Fluktuation im Unternehmen ist allerdings geringer als in der externen Beratung, die durchschnittliche Verweildauer liegt bei etwa sechs Jahren. Was ich als sehr angenehm empfinde, weil dies Teamgeist und -verständnis sehr fördert.
Philipp Hoffmann, Jahrgang 1989, studierte Sozialwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Ab März 2017 absolvierte er ein Praktikum bei der BwConsulting, der Inhouse-Beratung der Bundeswehr. Im Anschluss stieg er im Oktober 2017 fest als Consultant ein.