Ein Erfahrungsbericht von Johanna Barth von Strategy&
Johanna Barth steht prototypisch für eine neue Generation von Absolventinnen, die die Wahl von Studium, Beruf und Arbeitgeber nicht mehr als Entscheidung für die Ewigkeit begreift. Die 29-Jährige heuerte nach ihrem Mathematikstudium bei Strategy& in der Unternehmensberatung an und will bleiben, solange es Spaß macht. Vier Jahre tut es das schon.
Normalerweise studiert man nicht Mathematik, um in die Beratung zu gehen. Nach meinem Mathestudium stand ich erstmal vor der Entscheidung, wo es beruflich hingehen soll. Kurz nach der Finanzkrise Banker werden? Als Aktuar bei einer Versicherung jeden Tag Prämien berechnen? Das reizte mich beides wenig. Doch was die Berater unter meinen Freunden von ihrem Beruf erzählten, klang sehr spannend. So entschied ich, dass es nicht immer der klassische Weg sein muss und bewarb mich bei Strategy&, der Strategieberatung von PwC. Gemäß dem Motto „ganz oder gar nicht“ wagte ich auch direkt den Festeinstieg und unterschrieb 2012 meinen ersten Arbeitsvertrag. Ursprünglich wollte ich fürs Erste nur zwei Jahre bleiben. Vier Jahre später bin ich immer noch da – aus vielen guten Gründen.
Neben den Entwicklungsmöglichkeiten und der Abwechslung, die der Job bietet, sind die Kollegen ein ganz zentraler Punkt. Ich habe im Laufe der letzten Jahre bei Projekten in den verschiedensten Industriezweigen in Deutschland, Europa und Afrika mitgewirkt und viel Arbeit reingesteckt, doch der Spaß blieb nie auf der Strecke. Als Beraterin arbeite ich auf jedem Projekt wieder mit einem neuen Team zusammen. Von den unterschiedlichen Charakteren lässt sich sehr viel lernen – egal, ob es der Chef oder ein Trainee ist. Inzwischen sind einige meiner Kollegen zu Freunden geworden und ich freue mich, sie regelmäßig im Münchner Büro oder auf Firmenevents zu treffen.
Wer sich beruflich für die Beratungsbranche entscheidet, muss sich immer wieder ungewohnten Herausforderungen stellen. Mittlerweile fokussiere ich mich zwar auf eine Branche, doch auch nach vier Jahren ist jedes Projekt mit viel Neuem verbunden: einem neuen Team, einem neuen Kunden und vor allem einer neuen Zielsetzung. Regelmäßig verlasse ich meine Komfortzone und lerne mit jeder Aufgabe nicht nur inhaltlich, sondern auch methodisch dazu. Früher habe ich es beispielsweise stets vermieden, fremde Menschen anzurufen oder vor großen Gruppen zu sprechen. Beides ist essentiell für einen Job in der Beratung. Inzwischen bin ich froh, laufend damit konfrontiert zu werden, denn nur so konnte ich mich weiterentwickeln, was mir auch außerhalb des Arbeitsumfeldes zu Gute kommt.
„Es war entscheidend, dass die ersten Projekte in Südafrika erfolgreich werden – für unsere Reputation im Markt, die Stimmung im Team und natürlich auch für uns persönlich.“
Johanna Barth, Strategy&
Meine größte Herausforderung und gleichzeitig die bislang beste Zeit war mein achtmonatiger Transfer nach Südafrika. Gemeinsam mit drei britischen Kollegen durfte ich Strategy& Südafrika aufbauen. PwC hat zwar bereits zahlreiche Büros in Südafrika, doch Strategy& war abgesehen von einzelnen Projekten bis zum Sommer 2015 noch nicht im Land vertreten. Die vielen Aufgaben sowie die große Eigenverantwortung war vergleichbar mit der Arbeit in einem Start-up. Gemeinsam mit meinen Kollegen habe ich mich um die Etablierung der Marke Strategy& in Südafrika, das Recruiting eines lokalen Teams, und die Durchführung mehrerer Projekte gekümmert. Die ersten Projekte mussten ein Erfolg werden. Dies war sowohl für unsere Reputation im Markt als auch für die Stimmung im Team und für uns persönlich entscheidend. Rückblickend bin ich stolz auf das, was wir in Südafrika erreicht haben und freue mich über regelmäßige Updates von „unserem“ Team in Johannesburg. Natürlich konnte ich neben der Arbeit auch das Land erkunden – und war total begeistert.
In meinem Beruf als Beraterin ist es mir besonders wichtig, nie die Work-Life-Balance aus dem Auge zu verlieren. Die Projektphasen sind häufig stressig. Trotzdem versuche ich, mir regelmäßig Zeit für eine Laufrunde am Rhein, an der Themse oder an der Isar zu nehmen – je nachdem wo mich mein Job hin verschlägt. Der Sport am Morgen hilft mir abzuschalten und ausgeglichener in den Tag zu starten. Nach einem Teamdinner kann es auch mal vorkommen, dass der Magen beim Klingeln des Weckers noch so voll ist, dass die Bewegung doppelt gut tut.
Wenn ich gefragt werde, wie lange ich noch in der Beratung bleiben möchte, antworte ich immer: Solange ich Spaß an der Arbeit habe. Wie viele Jahre zu den vier Jahren noch hinzukommen, weiß ich nicht. Meine Karriere gehe ich Schritt für Schritt.
Elf Fragen an Johanna Barth
Wo und wie lebst du gerade?
In der grünsten Ecke Münchens – am Wochenende höre ich die Blaskapelle des chinesischen Turms.
Wohin ging dein letzter Urlaub – und wohin dein nächster?
Mein letzter Kurztrip führte mich mit dem VW Bus in die Alpen. Im Herbst 2016 reise ich für drei Wochen nach Neuseeland und Australien.
Was war bisher dein schönster Trip?
Nach meinem Studium war ich für acht Monate in Südamerika. Wir haben bei Couchsurfern übernachtet, sind durch Patagonien getrampt und waren mit Hammerhaien tauchen. Diese Zeit werde ich nie vergessen.
Was kannst du wirklich gut kochen?
Brotzeit und Frühstück – mit pochierten Eiern als Highlight.
Und was überhaupt nicht?
Fleisch.
Was hast du studiert und warum?
Mathe. Das ist mir immer leichtgefallen und ich habe Spaß daran, komplexe Aufgaben zu lösen.
Was magst du an deinem Beruf nicht?
Ich mag es nicht, wenn Berater keine anderen Gesprächsthemen als Flugmeilen und Hotelpunkte haben. Zum Glück kommt das nicht besonders oft vor.
Wie gehst du mit schwierigen Menschen um?
Dreimal tief durchatmen, zuhören, gute Argumente vorbereiten und den Fokus erst einmal auf die Punkte legen, bei denen man sich einig ist.
Was war bisher dein Lieblingsprojekt?
Das Projekt „Südafrika“. Ich durfte gemeinsam mit drei Kollegen Strategy& Südafrika aufbauen, ein motiviertes südafrikanisches Team einstellen und mehrere spannende Projekte in einem mir bis dahin fremden Land leiten.
Und was macht mehr Spaß als Beraten?
Zum Beispiel Reisen.
Welche Sportart kannst du überhaupt nicht?
Sämtliche Wurfdisziplinen haben mich bei Leichtathletik-Wettbewerben als Jugendliche leider immer ins Schwitzen gebracht.
Ein Kommentar
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