Wer später einmal als Unternehmensberater tätig sein möchte, sollte sich zeitig mit den Voraussetzungen für den Beruf auseinandersetzen. Die Consulting-Unternehmen erwarten viel von neuen Einsteigern und ganz besonders eines: Praxiserfahrung. Eine klassische Möglichkeit, erste Berufserfahrung zu sammeln, ist ein Praktikum. junior//consultant liefert Antworten zu Fragen rund um das „wer, wann, wie und warum“.
Vor dem Praktikum
Wer kann ein Praktikum im Consulting machen?
Wer sich für ein Praktikum in einer Unternehmensberatung bewirbt, sollte Student an einer Universität sein.
Franziska Heitzer, Recruiting Manager bei SMC, nennt den erfolgreichen Abschluss des vierten Bachelor-Semesters als Voraussetzung für ein Praktikum bei SMC. „Jedoch ist auch ein späterer Zeitpunkt denkbar“, sagt sie, „wie beispielsweise während des Masterstudiums, im Rahmen eines Gap-Years oder einer Promotion.“
Die Immatrikulation in einem Bachelor-Studiengang ist somit die Mindestvoraussetzung für ein Praktikum im Consulting. Solange diese Voraussetzung erfüllt oder übertroffen wird, wie zum Beispiel durch das Master-Studium oder die Promotion, kann man ein Praktikum zu vielen unterschiedlichen Zeitpunkten während und nach der Ausbildungsphase machen.
Wann sollte ich mich bewerben?
In vielen Unternehmensberatungen ist ein Praktikum das ganze Jahr über möglich, weshalb Bewerbungen zu jeder Zeit angenommen werden.
Generell gilt: Wünscht man sich ein konkretes Einstiegsdatum, sollte man sich mehrere Monate im vor diesem Datum für einen Praktikumsplatz bewerben. Wer zum Beispiel ein Praktikum bei DB Management Consulting machen möchte, sollte sich hier mindestens drei Monate vor dem gewünschten Einstiegstermin bewerben.
Warum sollte ich ein Praktikum im Consulting machen?
„Ein intensives Eintauchen in den Berateralltag!“
– Theresa Hollerith, SMC
Als Praktikant im Consulting kann man den Beruf des Unternehmensberaters kennenlernen, kleinere Aufgaben in selbstständiger Arbeit übernehmen, sich wichtige Grundlagen aneignen und an Beratungsprojekten mitarbeiten. Laut Theresa Hollerith ist ein Praktikant bei SMC ein „fester Bestandteil des Beraterteams.“ Praktikanten „bearbeiten eigenständig Projektmodule und können dabei wertvolle Kontakte für Ihre Zukunft knüpfen.“
Außerdem bekommt man einen tiefen Einblick in das Unternehmen, in dem man das Praktikum absolviert. Man kann ausprobieren, ob man später dort arbeiten möchte, und erste wichtige Kontakte schaffen. Für Marlene Zetsche war das Praktikum bei A.T. Kearney zum Beispiel äußerst hilfreich: „So konnte ich A.T. Kearney von innen kennenlernen und sichergehen, dass ich hier auch dauerhaft arbeiten möchte. Am Ende meines Praktikums folgte das finale Interview und danach direkt ein Angebot zum Festeinstieg.“ Marlene Zetsche arbeitet nun als Consultant bei A.T. Kearney.
Wie sollte meine Bewerbung aussehen?
Die Bewerbungsunterlagen bestehen aus:
– einem aussagekräftigen, passgenauen Anschreiben
– einem klar strukturierten Lebenslauf
– Leistungsnachweisen
– Arbeitszeugnissen
Theresa Hollerith, die für das Praktikantenprogramm bei SMC verantwortlich ist, beschreibt den idealen Bewerber für ein Praktikum folgendermaßen: „Neben sehr guten akademischen Leistungen, hervorragendem analytischen und konzeptionellen Denkvermögen und überzeugenden Sprachkenntnissen in deutscher und englischer Sprache, sollten Sie erste Praxiserfahrung mitbringen. Erste Auslandserfahrung ist wünschenswert.“
Wie läuft der Bewerbungsprozess ab?
„Ganz klassisch, soweit ich das beurteilen kann.“
– Jens Maluck, Strategy&
Der Bewerbungsprozess für ein Praktikum läuft ähnlich ab, wie die Bewerbung für eine Festanstellung im Consulting. Das bedeutet: Nach der Sichtung der Bewerbungsunterlagen und Überprüfung der Vollständigkeit erfolgt bei positivem Eindruck eine Einladung zu einem oder mehreren Interviews, häufig im Rahmen eines Recruiting-Tages. „Es gab an einem Bewerbertag drei Interviews mit Cases und einem persönlichen Teil“, sagt Jens Maluck von Strategy&, der diesen Prozess vor seinem Praktikum selbst durchlief.
Ausführliche Informationen rund um die Bewerbung.
Wie lange dauert ein Praktikum in einer Unternehmensberatung?
In der Consulting-Branche kann die Dauer eines Praktikums zwischen zwei und sechs Monaten liegen.
Die Praktika von Marlene Zetsche bei A.T. Kearney und Jens Maluck bei Strategy& dauerten zum Beispiel zwei Monate. Im Gegensatz dazu sollte man beispielsweise bei thyssenkrupp Management Consulting und DB Management Consulting drei bis sechs Monate einplanen.
Wie viel Gehalt bekomme ich als Praktikant?
Ab einer Dauer von drei Monaten muss ein freiwilliges Praktikum mit dem Mindestlohn vergütet werden. Der gesetzliche Mindestlohn beträgt seit 1. Januar 2017 brutto 8,84 Euro pro Stunde. Ein Praktikant kann somit mit einem monatlichen Gehalt von 1500 bis 1600 Euro rechnen.
Vom gesetzlichen Mindestlohn ausgenommen sind freiwillige Praktika bis zu drei Monaten und Pflichtpraktika jeglicher Dauer. Bei solchen Praktika liegt das monatliche Brutto-Gehalt im Consulting-Bereich häufig knapp unter dem Mindestlohn, meist zwischen 1000 und 1200 Euro.
Während des Praktikums
Welche Aufgaben erwarten mich als Praktikant?
Die Erfüllung des Klischees vom Praktikanten, der ausschließlich Kaffee kocht und Akten kopiert, muss heute keiner mehr befürchten. Als Praktikant wird man meist schnell in ein Team integriert und darf Teilaufgaben übernehmen ohne große Verantwortung zu tragen. So eignen sich Praktikanten wertvolle Praxiserfahrung in Berufsfeldern an, in denen sie später einmal arbeiten wollen.
Im Consulting sieht es ähnlich aus: Praktikanten lernen die Grundlagen des Consultings und werden in der Regel rasch in die Projektarbeit beim Kunden eingebunden. Sie dürfen bestimmte projektbezogene Aufgaben übernehmen und nehmen an Meetings und Teamevents teil. Die Anzahl der Beratungs-Projekte, die man während seines Praktikums mitgestalten darf, ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich.
Marlene Zetsche arbeitete während ihres Praktikums bei A.T. Kearney an drei verschiedenen Projekten mit: „Während jedes Projektes habe ich eine eigene Teilaufgabe übernommen, für die ich verantwortlich war. So wurde ich von Tag eins als vollwertiges Teammitglied aufgenommen und habe trotzdem immer die Unterstützung bekommen, die ich brauchte, um gute Arbeitsergebnisse zu erzielen.“
Jens Maluck berichtet, bei Strategy& sei es üblich, innerhalb von zwei Monaten Praktikum zwei Projekte zu begleiten. Aber auch hier gibt es von Praktikum zu Praktikum Unterschiede: „Aufgrund der Komplexität der Aufgabe, war es in meinem Fall vorteilhafter, das ganze Praktikum auf einem Projekt zu bleiben“, sagt er. „‚Mein‘ Projekt befasste sich mit der IT einer großen deutschen Landesbank. Ich war in die konzeptionelle Entwicklung des Projektes eingebunden und kümmerte mich auch um die Bereiche Portfolio- und Risikomanagement. Ich konnte während des Projektes sofort in den Kundenworkshops dabei sein und mitwirken.“
Bekommt man während des Praktikums Feedback?
„Sie erhalten umfassendes Feedback für Ihre persönliche Weiterentwicklung.“
– Katja Hiesinger, DB Management Consulting
Die Feedbackkultur hat bei Unternehmensberatungen einen hohen Stellenwert. Im Laufe des Praktikums gibt es häufig praktikumsbegleitende Gespräche, in denen auch konstruktive Kritik oder Lob ausgesprochen wird.
Jens Maluck von Strategy& berichtet von seinem eigenen Praktikum bei Strategy&: „Regelmäßig finden Gespräche und Standortbestimmungen statt, wobei der Fokus immer auf konstruktivem Feedback liegt. Im Kern geht es ja darum, sich zu verbessern, zu entwickeln und schnell Fortschritte zu machen – zum eigenen Nutzen und dem der Firma.“
Nach dem Praktikum
Was ist ein Praktikantenbindungsprogramm?
Consulting-Unternehmen haben Bindungsprogramme, um den Kontakt zwischen dem Unternehmen und den Praktikanten auch nach dem Praktikum unkompliziert aufrecht zu erhalten.
Jens Maluck von Strategy& berichtet beispielhaft über das Bindungsprogramm Strategy& Talent: „Der Dialog wird beispielsweise durch Einladungen zu speziellen Strategy& Talent Events gehalten. Zusätzlich hat man einen verkürzten Bewerbungsprozess, falls man sich wie ich für den Festeinstieg entscheidet.“ Er selbst nahm nach seinem Praktikum bei Strategy& am Bindungsprogramm teil und stieg dann nach dem Master fest als Consultant ein.
Welche Praktikanten werden in ein Bindungsprogramm aufgenommen?
Teil eines Bindungsprogrammes können die Praktikanten werden, die ihr Praktikum äußerst erfolgreich abgeschlossen haben und als besonders gute Praktikanten in Erinnerung bleiben.
Kann ein Praktikum die Tür zum Festeinstieg öffnen?
„Ja, durchaus!“
– Theresa Hollerith, SMC
Recruiter, Betreuer der Praktikantenprogramme und Consultants sind sich einig: Ein erfolgreiches Praktikum bringt nicht nur wertvolle Praxiserfahrung mit sich, sondern kann den Festeinstieg in einer Unternehmensberatung erheblich erleichtern.
„Wenn Sie während Ihres Praktikums zu unseren Besten zählen und innerhalb von 18 Monaten nach Ende Ihres Praktikums Ihr Studium beenden, werden wir Ihnen ein Angebot für den Festeinstieg unterbreiten“, so Theresa Hollerith von SMC. Auch Kathrin Kammer, Head of Global HR Marketing & Recruiting bei Roland Berger, sagt: „Die besten Praktikanten erhalten ein Angebot für den Festeinstieg ohne neues Auswahlverfahren.“
Das ist nicht in jedem Beratungsunternehmen der Fall: Bei DB Management Consulting muss ein erfolgreicher Praktikant durchaus noch am regulären Auswahlprozess für den Festeinstieg teilnehmen – jedoch „mit einem Heimvorteil“, wie Katja Hiesinger von DB MC erklärt.
Autorin: Silvia Schilling