Carolin Eistert berichtet über ihre bisherigen 14 Jahre bei BCG
Carolin hat BWL studiert und danach bei BCG angefangen, wo sie inzwischen zum Managing Director and Partner und zur Recruitingchefin aufgestiegen ist. Was erst mal nach einer klassischen Karriere klingt, steckt bei näherer Betrachtung voller Überraschungen. Denn nebenbei hat Carolin im Rahmen einer akademischen Auszeit – dem Educational Leave of Absence – zusätzlich noch in Politikwissenschaften promoviert, kümmert sich heute hauptsächlich um Kund:innen aus dem Gesundheitswesen und verantwortet darüber hinaus das Recruiting der Group. Wir haben mit ihr über ihren Weg bei BCG, Diversität, Veränderungen in der Group und die Initiative „Next Generation Ways of Working“ (NGWOW) gesprochen.
Carolin, du bist als Associate eingestiegen und inzwischen Managing Director and Partner – und Recruitingchefin. War das von Anfang an dein Plan?
Absolut nicht. Ich wollte eigentlich gar nicht in die Beratung, sondern hatte schon woanders als Assistentin der Geschäftsführung unterschrieben. Aber häufig kommt es doch ganz anders, als man denkt. Und als ich damals mit der Group in Berührung kam, hat sich eine neue Welt für mich eröffnet. Mit einer Vielzahl an Möglichkeiten, meinen eigenen Weg zu gestalten, und den Freiheiten, mich auszuprobieren: Herausfinden, was ich will, aber eben auch, was nicht. Auf welche Art und an welchen Stellen ich Impact haben möchte. Und all das in einem Umfeld, das das nicht nur zulässt, sondern fördert – nicht zuletzt durch die vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten. Ich wusste: Hier kann beziehungsweise werde ich viel lernen.
Also habe ich mir gedacht: „Okay, Carolin, das machst du jetzt zwei bis drei Jahre, und dann geht’s weiter. Vielleicht gründest du dann ein Start-up.“ Das machen viele, denn Consulting beziehungsweise. BCG kann oft ein Sprungbrett für tolle Karrieren auch außerhalb der Group sein. Darauf sind wir stolz: Laut einem Report von Antler sind die meisten Gründer:innen erfolgreicher Start-ups – genauer gesagt Unicorns – aus der DACH-Region BCG-Alumni.
Aber egal, wie oft ich mich gefragt habe, wie mein Weg weitergeht und ob mein aktuelles Umfeld noch das richtige ist – ich habe mich immer wieder sehr bewusst für meinen Weg bei BCG entschieden. Vor allem, weil ich meinen Werdegang aktiv selbst mitgestalten konnte. Und so sind aus zwei bis drei Jahren bei mir schon 14 Jahre geworden.
Es ist Teil unserer unternehmerischen Verantwortung, dass wir uns selbst hinterfragen und kritische Fragen stellen
Was hat sich denn in diesen 14 Jahren alles getan innerhalb der Group?
Puh, ich glaube, egal welche Antwort ich hier gebe – sie kann der Frage beziehungsweise dem Wandel in der Group nur schwer gerecht werden. Aber fangen wir mal vorne an – das, was unsere DNA ausmacht, ist geblieben: Nach wie vor ringen wir mit unseren Kund:innen als Team zusammen um die beste Lösung. Das aber setzt voraus, dass wir nicht nur am Puls der Zeit, sondern quasi einen Herzschlag davor sind. Denn zu unserem Selbstverständnis gehört, dass wir in allem, was wir tun, nach echter Exzellenz streben. Und das nicht nur – was viele immer meinen – in den „klassischen“ Beratungsfeldern, sondern gerade da, wo es um die wirklich zentralen, für die Gesellschaft wichtigen Themen geht: Nachhaltigkeit und Social Impact – um nur zwei zu nennen.
Es ist nach wie vor Teil unserer unternehmerischen Verantwortung, dass wir uns selbst hinterfragen und kritische Fragen stellen. Wir lehnen zum Beispiel auch Case-Anfragen ab, die nicht zu uns passen. Aber das trifft so zugegebenermaßen nur einen Teil der Frage – in der Tat hat sich vieles, sehr vieles sogar, verändert: Wir haben in diesen 14 Jahren zum Beispiel unsere Fähigkeiten und Themen kontinuierlich ausgebaut. Von Big Data über Advanced Analytics und AI bis hin zu Venture- und Purpose-Entwicklung bieten wir unseren Kund:innen ein stetig wachsendes Skill-Set – auch in Kooperation mit unseren Tochterunternehmen wie BCG Digital Ventures, BCG Platinion oder BrightHouse. Das ist natürlich nicht nur für unsere Kund:innen, sondern auch für die BCGler:innen von Vorteil. Denn für jede:n Einzelne:n gibt es so viele Möglichkeiten wie nie zuvor.
Die „klassische Beraterwoche“, also Montag bis Donnerstag immer beim Kunden vor Ort, gibt es nicht mehr
Wie hat sich die Arbeit als Consultant verändert?
Auch die Art, wie wir arbeiten, wird attraktiver. Natürlich ist Beratung immer noch ein herausfordernder und intensiver Job, das bringt der schnelle Wechsel zwischen Projekten, Teams und Kunden einfach mit sich. Aber wir sind heute viel flexibler in der Gestaltung der Arbeitswoche, sowohl was Zeiten, aber auch Locations angeht.
Die „klassische Beraterwoche“, also Montag bis Donnerstag immer beim Kunden vor Ort, gibt es so nicht mehr. Das geht einher mit weniger Reisen. Zusätzlich gibt es immer mehr Angebote von BCG, das eigene Arbeitsmodell mitzugestalten. Dazu gehören klare Veränderungen für die Vereinbarkeit von Familie und Job ebenso wie Leave-Angebote – mit einem solchen Programm habe ich beispielsweise zwischendurch promovieren können, ohne dadurch „zurückgeworfen“ zu werden, ganz im Gegenteil – und vieles mehr.
In den Offices und virtuell gibt es Health-&-Wellbeing-Initiativen, die sehr intensiv genutzt werden – von Einzelnen oder Teams. Das gab es so vor 14 Jahren nicht. Vieles entsteht natürlich auch gerade erst oder wird kontinuierlich weiterentwickelt. Das Schöne ist, dass jede:r in der Group sich selbst mit einbringen und zum Beispiel über unsere Green-Team-Initiativen ihr und sein eigenes Umfeld selbst mitgestalten kann.
Mentoring bedeutet auch, Arbeitsumfelder zu schaffen, in denen alle ihre eigenen Entwicklungspfade gehen können
Welche Stationen waren für dich persönlich dabei besonders prägend?
Da gibt es wirklich viele. Ich glaube, weil die Arbeit bei BCG durchweg „prägend“ ist. Aber ich picke gerne ein paar heraus: Mich begeistert es immer wieder, wenn ein Projekt herausfordernd ist und wir gemeinsam die Lösung gestalten. Es wird diskutiert, Skeptiker:innen werden zu Befürworter:innen, man wächst als Team zusammen, und am Ende überzeugen Ergebnisse. Am eindrücklichsten sind solche, die wirklich etwas verändern – das ist ein tolles Gefühl, wenn man sich des Mehrwerts bewusst wird, den man zusammen im Team geschaffen hat.
Apropos: Genau die Teamarbeit und das Miteinander waren und sind für mich immer sehr prägend. Und das in verschiedene Richtungen: Auf welchem Projekt ich auch gearbeitet habe, ich habe immer Menschen getroffen, von denen ich etwas lernen konnte. Egal ob auf Kund:innenseite oder im Team. Ich habe so zwei Kolleg:innen kennengelernt, die zu meinen Mentor:innen geworden sind und mich auf meinem Weg begleiten, mir Feedback und neuen Input geben.
Genauso ist es auch ein großartiges Gefühl, über die Jahre selbst zu einer Mentorin für die jüngeren Kolleg:innen zu werden. Für mich bedeutet Mentoring auch, Arbeitsumfelder zu schaffen, in denen alle ihre eigenen Entwicklungspfade gehen können – inhaltlich, aber auch auf Arbeitsmodelle bezogen. Als prägend habe ich auch die Flexibilität in der Group empfunden, die mir gegeben wurde, als eine familiäre Situation dies verlangt hat. In dieser Zeit brauchte ich klare Planbarkeit und mehr Zeit vor Ort. Die Lösung war dann, dass ich selbst an einer zentralen strategischen BCG-internen Aufgabe gearbeitet habe – in einer Taktung, wie es für mich möglich war.
Unsere wichtigste Ressource sind unsere Mitarbeiter:innen. Denn unser Erfolg entsteht aus deren Diversität
Welche Themen sind aus deiner Sicht die wichtigsten Entwicklungen für das Consulting beziehungsweise BCG der Zukunft?
Ich denke, dass Neugierde und die Lust auf Veränderungen wichtiger sind als je zuvor. Jeglicher Wandel hat darin seinen Ursprung. Unsere wichtigste Ressource sind aber nach wie vor unsere Mitarbeiter:innen. Denn unser Erfolg entsteht aus deren Diversität. Und BCG war noch nie so vielseitig aufgestellt, so bunt, so offen wie jetzt. Daraus ergeben sich unglaublich viele Möglichkeiten für alle, die jetzt in die Group kommen. Denn wir sind sehr aktiv, wenn es darum geht, neue Initiativen zu schaffen, um das Miteinander weiter zu stärken und das Arbeiten noch angenehmer zu gestalten. Bestes Beispiel ist unsere Initiative „Next Generation Ways of Working“ oder kurz NGWOW.
Kannst du genauer erklären, wofür NGWOW steht?
NGWOW steht für die neue Art, wie wir arbeiten wollen. „Next Generation Ways of Working“ ist eine BCG-Initiative mit einer großen Ambition: Zum einen wollen wir den Impact und die Wertgenerierung unserer Arbeit für unsere Kund:innen steigern, zum anderen wollen wir damit unsere Arbeit nachhaltiger gestalten und den Fokus auf eine individuelle Bedürfnisse berücksichtigende und positive Arbeitsatmosphäre sowie eine starke Teamkultur legen. Beides lässt sich nur gemeinsam erreichen.
Zu abstrakt? Vielleicht wird es so greifbarer: Eine Säule von NGWOW ist das Thema Wohlbefinden. Es geht zentral darum, eine sehr offene Kommunikation zu fördern, in der alles – auch Probleme oder Fehler – im geschützten Teamrahmen angesprochen werden kann. Respektvoll natürlich. Uns ist sehr wichtig, das Bewusstsein für dieses Thema zu schärfen.
Aber nicht nur dafür – bei NGWOW geht es ja vor allem darum, die Flexibilität und den hohen Faktor an Mitgestaltung jetzt ganz konsequent auf die Art und Weise anzuwenden, wie wir arbeiten. Und dabei ist jede:r Einzelne gefordert und kann so ihr:sein eigenes Arbeitsumfeld jeden Tag als Teil der Group ein Stück mitgestalten.
Dr. Carolin Eistert, BCG
Dr. Carolin Eistert ist Managing Director and Partner sowie Recruitingchefin bei BCG. Sie hat BWL in Münster studiert und später – im Rahmen des Promotionsförderprogramms von BCG – auch dort in Politikwissenschaften promoviert. Bei der Group ist sie im Gesundheitswesen unterwegs, vor allem im Bereich Krankenkassen, verantwortet das Recruiting in Deutschland und Österreich und setzt sich für die Vernetzung von Frauen ein. Ihre Freizeit verbringt Carolin mit Freunden und Familie – und das am liebsten am oder auf dem Wasser.