Anne Schwibinger und Katja Kürbis, Beraterinnen bei Roland Berger, haben sich bei ihrer Wahl des Studiums für sogenannte MINT–Fächer entschieden – Studiengänge, in denen Frauen bis dato noch unterrepräsentiert waren. Was sie dazu bewegt hat und welche positiven Erfahrungen sie während des Studiums und im Beruf gemacht haben, erzählen sie im Folgenden.
Anne Schwibinger – eine Ingenieurin von Anfang an
Meine Eltern haben mich durch ihre Berufe als Biologin und Maschinenbauingenieur, durch ihre Erziehung und ihr Wirken als Vorbilder stark geprägt. Schon früh weckten sie in mir die Begeisterung an Technik und Naturwissenschaften. Besonders wichtig war es mir dabei immer auch komplexe Zusammenhänge ganzheitlich zu verstehen. Das Studium der Verfahrenstechnik bot mir letztendlich die Möglichkeit all meine Interessen zu vereinen.
Als Frau wurde ich von den männlichen Kommilitonen stets als ebenbürtige Kollegin wahrgenommen. Das zeigte sich vor allem auch darin, dass sie mich als ernstzunehmende Konkurrentin wahrnahmen, wenn es zum Beispiel um Vorstellungsgespräche ging. Gleichzeitig lernte ich in dieser Zeit auch viele sehr selbstbewusste junge Frauen kennen.
Bei Roland Berger stimmt die Chemie
Meine Begeisterung für die Beraterbranche habe ich bei einem Praktikum bei Roland Berger kennen gelernt. Überzeugt hat mich während des Praktikums, dass ich von Anfang an als vollwertiges Mitglied in mehreren Projekten arbeiten konnte. Ich konnte meinen Interessen folgen und mich auf ein bestimmtes Feld spezialisieren – das war einer der entscheidenden Faktoren für mich. Als gelernte Ingenieurin war das für mich die perfekte Kombination. Ich habe innerhalb der letzten zwei Jahre an unterschiedlichsten Projekten in Deutschland, der Schweiz, England und Italien gearbeitet und dabei spannende Bereiche und Unternehmen innerhalb der chemischen Industrie kennengelernt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich woanders in so kurzer Zeit so vielfältige Erfahrungen hätte sammeln können.
Ich arbeite hauptsächlich an Projekten im Bereich der chemischen Industrie. Ob es eine Benchmark-Studie für einen internationalen Lackhersteller ist oder die Entwicklung einer Sales-Strategie – es ist jedes Mal etwas Neues. Bei meinem spannendsten Projekt war ich teilverantwortlich für die Digitalstrategie eines Unternehmens in der agrochemischen Industrie. Außerdem beschäftigte ich mich mit der Frage, wie sich die Agrochemie bis zum Jahr 2050 verändern wird und welche neuen Geschäftsmodelle in Zukunft entstehen werden. Dieses Projekt hat meinen Blick sehr geöffnet
Meine Tipps an junge Frauen
Was Menschen glauben, erreichen zu können und zu sollen, wird in hohem Maße durch gesellschaftliche Erwartungen festgelegt. Der Investor Warren Buffet hat einmal freimütig zugegeben, dass einer der Gründe für seinen herausragenden Erfolg ist, dass er lediglich mit der Hälfte der Bevölkerung konkurrieren musste. Ich glaube, dass wir Frauen stärker ermutigen müssen, an dem Rennen teilzunehmen. Je mehr Leute am Rennen teilnehmen, desto mehr Rekorde werden gebrochen – und das Erreichte kommt nicht nur einigen wenigen zugute, sondern uns allen.
Roland Berger unterstützt hier mit einem Buddy-Programm, welches regelmäßige Treffen sowie Trainings speziell für Beraterinnen anbietet. Außerdem hat Roland Berger die „Ladies Lounge“ ins Leben gerufen: Das ist ein Workshop, bei dem Frauen mit Interesse am Consulting auf persönlicher Ebene mit Beraterinnen ins Gespräch kommen und gleichzeitig an der Entfaltung ihrer eigenen Potenziale arbeiten können.
Katja Kürbis – eine Frau mit vielen Interessen
Meine Interessen waren immer schon sehr vielseitig, daher fiel es mir anfangs schwer, mich auf ein Studium festzulegen. Letzten Endes entschied ich mich für das Fach Wirtschaftsingenieurwesen, da es die Möglichkeit bietet, wirtschaftliche Inhalte mit technisch-naturwissenschaftlichen Komponenten zu verknüpfen. Für mich stellt dies eine optimale Kombination dar, denn nicht nur die Vorlesungen waren sehr abwechslungsreich, sondern ich lernte auch unterschiedliche Persönlichkeiten kennen. Mich auf verschiedene komplexe Themengebiete, aber auch Charaktere schnell einstellen zu können, hilft mir nach wie vor im Berufsleben. Der niedrige Frauenanteil in meinem Studium hat mich dabei nie gestört. Unter den Kommilitonen herrschte stets ein kollegiales Verhältnis.
Mit Frauen-Power bei Roland Berger durchstarten
Bereits während meiner Studienzeit war ich in einer studentischen Unternehmensberatung tätig und konnte erste Erfahrungen im Consulting sammeln. Dass mir damals schon so viel Verantwortung übertragen wurde und ich an unterschiedlichen Themen arbeiten konnte, gefiel mir und so bewarb ich mich um ein Praktikum bei Roland Berger. Im Competence Center Transportation bekam ich die Möglichkeit direkt an spannenden Projekten mitzuarbeiten und auch eigene Ideen einzubringen. Die Zusammenarbeit mit meinen Teamkollegen war von Anfang an sehr gut und im Laufe der Zeit entwickelten sich richtige Freundschaften. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass mir als Frau weniger zugetraut wird als meinen männlichen Kollegen.
Dank eines Platzes im „Students Club“ konnte ich mein Studium in Ruhe beenden und anschließend direkt als Junior Consultant bei Roland Berger einsteigen. Seitdem arbeite ich unter anderem an Strategieentwicklungen, Produktinnovationen und
Finanzanalysen für Firmen in der Luftfahrt, im Bahnwesen oder im Mobility Bereich. Besonders spannend finde ich es, im Alltag Produkten zu begegnen, an deren Weiterentwicklung ich mitgeholfen habe – sei es im Flieger oder in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Meine Tipps an junge Frauen
Ich finde es gut, dass sich mittlerweile immer mehr Frauen für MINT-Studiengänge und das Berufsfeld der Beratung begeistern. Dadurch gibt es vermehrt gender-diverse Teams, die durch unterschiedliche Ideen und Perspektiven sehr viel erfolgreicher arbeiten. Nach wie vor trauen sich jedoch zu viele junge Frauen nicht genug zu und zögern daher MINT-Studiengänge und später auch Berufe in diesen Bereichen zu ergreifen. Ich bin der Meinung, dass beide Geschlechter genau die gleichen Voraussetzungen mitbringen und auch Mädchen sich ruhig mit dem gleichen Selbstbewusstsein und Mut Herausforderungen stellen sollten.
Es ist sehr wichtig und ich begrüße es sehr, dass auch Roland Berger Frauen durch diverse Programme und spezielle Trainings unterstützt. Gerade Frauen aus MINT-Studiengängen sind analytisch stark und sollten keine Bedenken haben, ob sie in der Beratung richtig aufgehoben sind. Ein Praktikum ist auf jeden Fall eine ideale Möglichkeit, um sich ein Bild von dem Berufsfeld zu machen – mir hat das die Tür zu meinem spannenden Job geöffnet.