Dienstagabend, Vorstandssitzung des priamos consulting group e. V. in Ulm: auf der Agenda die neuen Projektanfragen. Ein Kompetenzteam mit der Fokussierung auf Health & Wellness möchte ein Schulungszentrum errichten, um der großen Nachfrage nach Work-shops, Fortbildungen und Seminaren in den Bereichen „Entspannung & besser Leben“, „gesunde Ernährung“ und „Burnout-Prophylaxe“ regional und überregional gerecht zu werden. Unsere konkrete Aufgabe: Wie finanziert sich ein solches Projekt, wenn kaum Eigenkapital vorhanden ist? Das Thema hat aktuell einen hohen Stellenwert. Eine solide Kapitalbasis ist zu Zeiten der Finanz- und Eurokrise unabdingbar. Klassische Investitionswege sind momentan schwer zu gehen bei einem Zinssatz nahe Null. Warum nicht mal zu neuen Ufern aufbrechen? Los geht´s.
Das Projektteam ist gefunden, das Start-Meeting angesetzt und ebenso rasch füllt sich das Flipchart mit ersten Ideen. Es fallen Begriffe wie „Kooperationspartner“, „Aktien-Emission“, „Crowdfunding“ oder der gute alte „Kredit“. Das Credo ist klar: Wir finden neue und spannende Wege – das bedeutet weg vom Kredit und von der Bank. Wir splitten unser Team in drei Gruppen und jede nimmt sich einem Bereich an.
Ein Team befasst sich mit der Suche nach Kooperationspartnern. Mit finanzstarken Mitstreitern kann man das Risiko verteilen und minimieren. An Ideen mangelt es nicht. Das überregionale Schulungszentrum will Menschen aus einem großen Umkreis ansprechen, darunter auch solche, die eine lange Anreise – zum Beispiel mit der Bahn – auf sich nehmen und gerade bei mehrtätigen Kursen über Nacht bleiben. Die Idee: Die Bahn befördert die Kunden und ein Hotellier kümmert sich um ihre Unterbringung im Schulungszentrum. So profitieren alle Seiten. Aber auch das Kursangebot bietet interessante Möglichkeiten der Koopera-tion. Der Aspekt „Health & Wellness“ rutscht immer mehr in das Blickfeld der Firmen, die sich vitale und leistungsfähige Mitarbeiter wünschen. Würden Unternehmen schon lange im Voraus zu guten Konditionen Kurse buchen, könnten sie damit die Finanzierung durch eine langfristige Partnerschaft unterstützen. Auch Krankenkassen müssten dazu animiert werden, durch eine Zusammenarbeit mehr Kunden zu binden. Das Team entschließt sich, eine Akquise interessanter Partner im gesamten Bundesgebiet durchzuführen und diese mit einem ansprechenden Anschreiben über das Schulungszentrum zu informieren. Anschließend sollen persönliche Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit stattfinden.
Da Crowdfunding für unser Projekt interessant ist, beschäftigt sich ein anderes Team mit diesem Thema. Ziel ist es, eine möglichst große Summe durch viele kleine Spenden anzusammeln. Aber wie erreichen wir die Menschen, die noch nie etwas von dem neuen Highlight „Schulungszentrum“ gehört haben, möglichst kostengünstig? Unsere ITler geben das entscheidende Stichwort: Social Media. Wir programmieren eine kleine Webseite mit allen relevanten Informationen über Vorhaben, Initiatoren und Kooperationspartner. Facebook, Twitter und Co. dienen der Bekanntmachung und Verbreitung: erst im Freundeskreis, in Gruppen und Foren der studentischen Unternehmensberatungen und dann immer weiter. So erreichen wir über das klassische Schneeballsystem in kurzer Zeit tausende Interessierte.
Über ähnliche Kanäle plant das „Team Aktie“ potenzielle Geldgeber zu gewinnen, jedoch mithilfe einer anderen Idee. Kapitalanleger geben hier zwar auch einen Betrag im Sinne des Crowdfunding, jedoch eher in der Form einer Unternehmensanleihe, einer Aktie eben. Gestaffelt der Höhe nach in Geldbeträgen, wird eine Schulungszentrumsaktie ausgegeben. Da sie nicht gehandelt wird sowie keinen Aktienkurs und somit keine Gewinnspannen und Handelsgewinne vorweist, muss die Dividende anders, interessanter und vor allem besonders sein. Kapital als Dividende ist in der Gründungsphase knapp, nicht wirklich besonders und schon gar nicht spannend. Das Potenzial liegt im Schulungszentrum selbst. Die Idee ist folgende: Ein Investor und zugleich Kunde kauft eine Aktie mit dem Gegenwert von zum Beispiel 1.000 Euro. Im Gegenzug erhält er über die nächsten drei Jahre jährlich einen Kurs oder Workshop gratis. Er muss nur Anreise und Unterkunft zahlen, welche er natürlich bei den Kooperationspartnern und dadurch indirekt beim Schulungszentrum bucht. Dies wird in gestaffelten Beträgen angeboten, sodass für jeden Interessenten die passende Aktie dabei ist.
Die Ideen bereiten wir in den darauffolgenden zwei Wochen präsentationsfertig vor. Dann treffen wir uns mit dem Auftraggeber, um die Ergebnisse vorzustellen. Man merkt die Aufregung und Nervosität – jeder ist auf die Reaktion des Kunden gespannt. Die Präsentation beginnt. Das anfängliche Stirnrunzeln des Kunden legt sich mit jeder Folie mehr und wandelt sich schlussendlich in ein freudiges Lächeln. Geschafft! Zwei Tage später verkündet der Projektleiter in der Teamsitzung, dass wir super gearbeitet haben. Und das Beste: Wir erhalten auch den Folgeauftrag der Umsetzung und Implementierung unserer Ideen. Besser kann es nicht laufen – eben ein richtiger Traumauftrag.
priamos consulting group e. V.
Autoren: Felix Codini und Valentino Maximilian Valerius-Klahm