Als der ehemalige US-Präsident Bill Clinton 1997 Kopenhagen besuchte, wurde er auf eine ungewöhnliche Weise beschenkt – er bekam ein Fahrrad. Wer schon einmal in der dänischen Hauptstadt war, dem erscheint dies gar nicht so bizarr: Ein Spaziergang durch die Fahrradstadt zeigt deutlich – das populärste Verkehrsmittel dort ist das Zweirad. Laut BBC nutzt in Kopenhagen jeder Dritte das Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit, Schule oder Universität.
Freitag, 17 Uhr, Berufsverkehr in Berlin. Überfüllte Bahnen und kilometerlange Staus auf den Straßen sind die Regel. Im Radio heißt es immer wieder: „15 Minuten Passierdauer mehr einplanen“. Durch das ständige Stop-and-Go verlässt das teure Benzin den Tank viel zu schnell und im Zug hat man beim Wettrennen um die letzten Sitzplätze kaum eine Chance. Man verliert Zeit, Geld und Nerven. Aber muss das wirklich sein? Über 650 Kilometer sind in der deutschen Hauptstadt ausschließlich den Radlern vorbehalten. Das flache Gebiet mit seiner grünen Umgebung und den ruhigen Nebenstraßen auch in der Innenstadt, macht die Fahrt mit dem Drahtesel zum wahren Vergnügen. Studien belegen, dass der Fahrradverkehr in Berlin 2011 zweifach so groß war, wie vor zehn Jahren. Dennoch entscheiden sich die meisten Berliner immer noch für andere Verkehrsmittel. Mögliche Gründe dafür sind abschreckende Radpreise, zu große Entfernungen zwischen den bereits vorhandenen Leihstationen oder die zu geringe Sicherheit auf den Fahrradwegen.
Berlin hat die Voraussetzungen, das Potenzial und den Bedarf, eine Fahrradstadt zu werden
Probleme, die wir von der studentischen Unternehmensberatung BCPro e.V. mit einem durchdachten Bike-Sharing-System lösen würden. Unser Konzept wäre dazu geeignet, die Lebensqualität und den Flair Berlins positiv zu verändern. Eine saubere Luft, weniger Lärm auf den Straßen und eine entspanntere Atmosphäre würden dazu ihren Teil beitragen.
Um dieses Ziel jedoch zu erreichen, müsste man zunächst das Konzept in Kopenhagen genau untersuchen. Dazu könnte man beispielsweise eine Auswahl der Einwohner Kopenhagens befragen. So könnte geklärt werden, welche Faktoren dazu beitragen, dass das Rad dort als das dominante Verkehrsmittel gewählt wird. Wo liegen die Stärken des Bike-Sharing-Systems und wo die Schwächen? Was ist den Kunden dabei besonders wichtig? Im Anschluss wäre eine Vergleichsanalyse zur Ist-Situation in Berlin vorzunehmen.
Bei dieser Feldanalyse würden wir Gesprächsrunden mit ausgewählten Personen aus einer definierten Zielgruppe veranstalten, um deren Erwartungen und Wünsche bestmöglich zu berücksichtigen. Für die Definition der Zielgruppe halten wir die demografischen Merkmale Altersstruktur, Familienstatus sowie den Wohnort für relevant. Des Weiteren würden wir Aspekte, wie Beruf, Gehalt und Einstellung berücksichtigen. Nach der Durchführung der Gespräche und Analysen könnten wir uns simultan an die Fertigung eines geeigneten Marketingkonzeptes machen sowie einen ersten Entwurf zur Implementierung einer Infrastruktur erarbeiten. Zur Marketingkonzeptionierung würden wir vom BCPro e.V. die gewonnenen Einsichten und Erkenntnisse aus den Gesprächsrunden und Befragungen nutzen, um ein günstiges, zielgruppennahes Modell für Berlin zu entwickeln.
Bei der Marktanalyse in Berlin ist darauf zu achten, dass der Markt auch von der Anbieterseite her untersucht wird. Zunächst müssen dafür einige Fragen geklärt werden. Wie breit ist das Angebot? Wie ausgeprägt ist das Konkurrenzverhalten? Wo müssten die Anbieter gegebenenfalls abgeholt werden? Im Anschluss ist eine Gesamtkosten- und Benchmarkinganalyse durchzuführen. Wir wollen ermitteln, was der Nutzer braucht oder besser, was er will und wieviel er bereit ist, dafür auszugeben. Dabei steht uns ein breites Spektrum an Methoden zur Verfügung. In Betracht kommen unter anderem Marktumfragen, sowohl in Form eines Onlinefragebogens oder auch in Gestalt von persönlichen Interviews. In späteren Phasen könnte eine Marktbeobachtung vorgenommen werden.
Abschließend würden wir von BCPro ein Marketingkonzept entwickeln, in dem die Strategie detailliert herausgearbeitet und die notwendigen Instrumente genau ermittelt werden würden. Mögliche Instrumente, die wir uns als praktikabel vorstellen könnten, sind: ein Ausleihchip, der ähnlich wie eine Mensakarte funktioniert, ein bestimmter Anteil von Fahrrädern mit Kindersitz und das Aufstellen von Regeln für einen ordnungsmäßigen Gebrauch der Räder.
Der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist uns innerhalb eines realistischen und umsetzbaren Rahmens zu bleiben. Dieser muss an die Bedürfnisse und Wünsche der Zielgruppe, wie etwa genügend Parkplätze, Themenrouten oder Sonderregelungen, zugeschnitten sein. Mithilfe der Ergebnisse der Marktanalyse sollen die Vorteile, die die Wahl des Fahrrads als Verkehrsmittel mit sich bringt, betont werden: Man bleibt trotz vieler Baustellen flexibel und betätigt sich bereits auf dem Weg zur Arbeit sportlich. Zudem kann das eingesparte Benzingeld anderweitig investiert werden. Unser System macht es möglich das Fahrrad nach Bedarf mitzunehmen und abzustellen – ohne Sorgen um Diebstahl oder Reparatur. Wer genau das oder gar mehr will, steigt mit BCPro e.V. aufs Rad. Unser Ziel: zu einer besseren Lebensqualität in der Hauptstadt beitragen – für die Natur, die Menschen und natürlich für Berlin.
Hannes Müller
Berater von BCPro e.V.
www.bcpro.de