
Arzt & Consultant: Dr. Stefan Schmidt arbeitet seit 2018 als Berater für BCG
Ein Arzt als Unternehmensberater – was zuerst untypisch klingt, ist gar nicht so selten. Wer Medizin studiert, muss nach dem Studium nicht unbedingt als Arzt arbeiten. Auch in der Pharma- und Finanzindustrie können Mediziner Karriere machen. Obwohl die Arbeit von Beratern und Ärzten auf den ersten Blick grundverschieden scheint, gibt es einige Schnittstellen zwischen den Berufen. Dr. med. univ. Stefan Schmidt berichtet im Interview über diese Gemeinsamkeiten und erzählt, welche Vorteile Ärzte für die Beratung mitbringen.
Wie sind Sie dazu gekommen, als Arzt in die Unternehmensberatung zu wechseln?
Ich war schon immer an wirtschaftlichen Fragestellungen interessiert und entwickelte während meines Medizinstudiums den Wunsch, an der Schnittstelle zwischen Medizin und Wirtschaft zu arbeiten. Zu meiner Studienzeit, vor etwa zehn Jahren, gab es nur sehr wenige Informationen über Karriereoptionen für Mediziner abseits der rein klinischen Tätigkeit. Durch Glück lernte ich Mediziner kennen, die einen ähnlichen Weg eingeschlagen haben und mich dazu inspirierten, in die Wirtschaft zu wechseln.
Wie häufig begegnen Sie Beratern mit einem ähnlichen Werdegang?
Ungefähr die Hälfte meiner Berater-Kolleginnen und Kollegen bei BCG haben keinen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund – kommen also von BWL-fernen Studiengängen, wie zum Beispiel Mathematikerinnen oder Juristen. Ein kleiner Teil davon kommt aus der Medizin. Die meisten wechseln direkt nach dem Studium oder nach ein paar Jahren als Assistenzarzt in die Beratung. Vor einigen Jahren habe ich eine Plattform namens IndustrieMediziner.com ins Leben gerufen, mit dem Ziel Mediziner aus Beratung und Wirtschaft besser zu vernetzen. In diesem Umfeld begegne ich einigen Medizinern mit ähnlichem Werdegang.
Warum stellen Unternehmen Ihrer Meinung nach Ärzte als Berater ein? Was für Vorteile bringen Sie als Arzt für die Beratung mit?
Diversität in allen Dimensionen – also auch hinsichtlich fachlicher Hintergründe – spielt bei BCG eine große Rolle. Nur so lassen sich die verschiedenen Problemstellungen der Kunden lösen. Aus meiner Sicht bringen Mediziner drei wichtige Eigenschaften mit, die nicht nur für die Beratungsbranche sondern für viele Unternehmen einen Mehrwehrt darstellen: Durch das lernintensive Studium entwickeln Mediziner die Fähigkeit, sich Wissen innerhalb kürzester Zeit anzueignen und weiterzuverarbeiten. Darüber hinaus gehört es zum Berufsalltag eines Arztes, auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Und: Mediziner bringen medizinisches Fachwissen mit, das für die Medizintechnik- und Pharmaindustrie wertvoll sein kann.
Ist für den Einstieg in die Beratung eine Zusatzausbildung notwendig?
Zum Einstieg bei BCG erhält jeder mit nicht-wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund das sogenannte „Business Essentials“-Training, eine Art BWL-Crashkurs, in dem die wichtigsten (BWL-)Basics vermittelt werden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Nicht-Wirtschaftswissenschaftler ihre Lücken schnell aufholen.
Wenn Sie die Arbeit eines Arztes und die eines Unternehmensberaters vergleichen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es?
Auch wenn sich die Arbeit grundsätzlich unterscheidet, gibt es aus meiner Sicht ähnliche Herangehensweisen bei der Lösung von Problemen. Als Arzt arbeitet man sehr strukturiert und rational und versucht über den Ablauf von Anamnese, Diagnostik, Therapie und laufender Kontrolle den größtmöglichen Erfolg für den Patienten zu erzielen. Ähnlich strukturiert arbeiten auch Berater. Unterschiede gibt es meiner Meinung nach in Sachen Hierarchien und Betriebsklima. Als Berater wird man von Anfang an als vollwertiges Teammitglied eingebunden und kommuniziert auf einer Ebene mit seinen Vorgesetzten. Im Arztberuf begegnen einem häufig noch sehr traditionelle Hierarchiestrukturen.
Wie sieht ihr Arbeitsalltag als Berater aus?
Einen typischen Arbeitstag bei BCG gibt es nicht. Das macht den Alltag spannend aber auch herausfordernd. Aus meiner Sicht reizen mich drei Besonderheiten: Die Möglichkeit, viele verschiedene Orte kennenzulernen und viel Reisen zu können. Dann auch immer wieder neue, teilweise sehr komplexe Problemstellungen und Herausforderungen. Und drittens – das ist für mich eigentlich das Wichtigste – die Arbeit im Team mit hochmotivierten Kollegen, mit denen auch nach einem harten Arbeitstag, der Spaß nie zu kurz kommt.
Dr. med. univ. Stefan Schmidt (Boston Consulting Group)
Dr. Stefan Schmidt studierte von 2009 bis 2015 Humanmedizin an der Medizinischen Universität Graz. Nach einem BWL-Lehrgang an der Managment School St. Gallen arbeitete er als Commercial Manager Austria & Switzerland bei Becton Dickinson. Seit 2018 ist er Unternehmensberater bei BCG.
Ein Kommentar
Pingback: Als Arzt in der Unternehmensberatung – Alles Wichtige zum Einstieg